Nach Ostern sollen die Weichen neu gestellt werden.

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Wien/St. Pölten – Die Solidarität innerhalb der österreichischen Fußball-Bundesliga wird in der Coronavirus-Krise auf die Probe gestellt. Der Präsident des SKN St. Pölten, Helmut Schwarzl, warb am Samstag darum, eine "gemeinsame Linie" zu finden. Sein Klub wäre als aktueller Tabellenletzter vom Abstieg bedroht, sollte die Saison wegen der Pandemie nach dem Grunddurchgang abgebrochen und nicht fortgesetzt werden.

"Meine Meinung ist, dass es keinen Absteiger geben darf, wenn die Liga in der aktuellen Situation nicht fertig gespielt wird. Alles andere hätte mit sportlicher Fairness nichts zu tun", sagte Schwarzl in einem Interview auf der SKN-Website. "Ein Abstieg, noch dazu vor dem Hintergrund dieser Krise, ist für einen Verein absolut existenzbedrohend und wäre die Höchststrafe! Da kann nicht im Interesse der Liga sein."

Vorerst ist der Spielbetrieb in der Bundesliga bis Anfang Mai ausgesetzt. Die nächste Klubkonferenz per Video ist für 16. April, also den Donnerstag nach Ostern, angesetzt. "Man wird Entscheidungen treffen müssen, und man wird es nicht jedem rechtmachen können", meinte Schwarzl. "In so einer schwierigen Zeit ist die Tendenz, die eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen, natürlich spürbar."

14 statt 12 Vereine eine Möglichkeit

Eine Möglichkeit, einen sportlichen Absteiger auch bei einem Saisonabbruch zu verhindern, wäre es, statt einem Klub zwei Klubs aufsteigen zu lassen und die höchste Spielklasse in der kommenden Saison mit 14 statt 12 Vereinen auszutragen. Das hätte aber entscheidende Eingriffe in den Modus und die Verteilung der TV-Gelder zur Folge. "Ich bin der Ansicht, dass es in einer derartigen Ausnahmesituation keine Denkverbote geben darf", sagte Schwarzl. Man müsse die Praxistauglichkeit aller theoretischen Möglichkeiten prüfen.

Das sieht auch Austria Wiens Vorstandsvorsitzender Markus Kraetschmer so, dessen Klub nach Rang sieben im Grunddurchgang wie St. Pölten in der Qualifikationsgruppe weiterspielen müsste. "Der Fokus liegt ganz klar auf dem Fertigspielen der Liga. Ich bin kein Freund von Geisterspielen, weil sie als Mittel der Bestrafung gedacht waren", erklärte Kraetschmer. "Aber wenn es eine Möglichkeit ist, um Klubs am Leben zu halten, dann sollte man auch so planen."

Hilfspaket vonseiten der Bundesregierung

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) stellte dem organisierten Sport am Samstag ein Hilfspaket vonseiten der Bundesregierung in Aussicht. Fußball-Klubs, deren Profiabteilungen allesamt in Gesellschaften ausgelagert sind, könnten zudem von der generellen Hilfe für Wirtschaftsunternehmen Gebrauch machen. Kogler bezeichnete dies als "durchaus sinnvolle" Möglichkeit.

Dadurch könnten auch wirtschaftliche Kennzahlen, wie etwaige Umsatzeinbrüche oder Schadensnachweise als Kriterium für die Höhe der Unterstützung herangezogen werden. Kogler wollte diesbezüglich noch einen letzten Check machen. "Rein von der ökonomischen Situation kann das (das insgesamt 38 Milliarden Euro schwere Wirtschafts-Hilfspaket, Anm.) durchaus schon das Passende sein. Ansonsten werden wir einen Fonds machen, der ähnlich konstruiert ist", sagte der Minister.

Vereine im Kurzarbeitsmodus

Der Großteil der Bundesliga-Vereine hat sich für die Zeit der Liga-Pause bereits für ein Kurzarbeits-Modell entschieden, darunter auch die Traditionsklubs Rapid, Austria und Sturm Graz. Tabellenführer LASK und Meister Salzburg haben von dieser Möglichkeit bisher nicht Gebrauch gemacht. "Die beiden Vereine heben sich im Moment vom Rest der Liga zweifellos ab", meinte St. Pöltens Klubchef Schwarzl in Bezug auf die finanziellen Möglichkeiten. Beim SKN war vergangene Woche vollständig auf Kurzarbeit umgestellt worden. (APA, 4.4.2020)