Der Tatort ist abgesperrt.

Foto: AFP/JEFF PACHOUD

In Romans-sur-Isère, einer Kleinstadt in der südfranzösischen Gegend Drôme im Rhonetal, hat ein der Polizei unbekannter Mann am Samstag eine Bluttat begangen. Eine Viertelstunde lang verletzte er mit einem Messer wahllos Passanten im Stadtzentrum. Zwei Einwohner erstach er, fünf weitere verletzte er zum Teil lebensgefährlich.

Als er in einem Tabakladen – unabsichtlich oder nicht – sein Messer fallen ließ, besorgte er sich in der nahen Metzgerei eine ähnliche Tatwaffe und setzte seinen Amoklauf fort, wobei er laut Ohrenzeugen "Allahu akbar" gerufen haben soll.

Von der Polizei gestellt, leistete der Täter keinen Widerstand; er kniete sich auf den Boden und begann auf Arabisch zu beten. Der 33-jährige Sudanese namens Abdallah A., der in Frankreich 2017 Asyl erhalten hatte, wurde mit leichten Verletzungen verhaftet. Er wohnte selber in Romans-sur-Isère. Zwei sudanesische Mitbewohner wurden ebenfalls verhaftet.

"Scheußlicher Akt"

Frankreich ist derzeit zu sehr mit der Corona-Krise beschäftigt, um dem Vorfall die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen, wie das noch vor wenigen Wochen der Fall gewesen wäre. Die Meldungen über die immer noch stark steigende Zahl von Corona-Todesfällen in Frankreich – nach aktuellsten Schätzungen rund 8000 – wirken absurderweise fast relativierend für die Bilanz und den Schrecken dieses Attentats. Große Anteilnahme bewirkte landesweit der Tod eines 44-jährigen Mannes, der sich schützend vor seinen Sohn gestellt hatte.

Präsident Emmanuel Macron sprach von einem "scheußlichen Akt", schaltete die Antiterror-Staatsanwaltschaft aber vorerst nicht ein. Das geschah erst am Samstagabend, als bei einer Hausdurchsuchung am Domizil des Täters religiöses Material mit Aussagen gegen "Ungläubige" gefunden wurden. Ermittelt wird wegen "Mordes in Ausführung eines terroristischen Unterfangens". Innenminister Christophe Castaner sprach von einem "terroristischen Parcours". Aus Polizeikreisen verlautete, der nicht vorbestrafte Täter sei in keiner Gefährder-Datei vermerkt gewesen.

Zumeist verhaltene politische Reaktionen

Die politischen Reaktionen fielen im aktuellen Kontext trotz der allgemeinen Bestürzung verhalten aus. Nur die Rechtsextremistin Marine Le Pen griff in die politische Trickkiste und machte die "unkontrollierte" Immigrationspolitik der Regierung für das Attentat verantwortlich. Ihre Schuldzuweisung stieß indessen auf wenig Echo. Die Franzosen haben den Kopf derzeit woanders. (Stefan Brändle aus Paris, 5.4.2020)

Update: Der Bericht wurde am 5.4. um 14.30 Uhr ergänzt.