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Mehr als 90.000 der rund 138.000 Beschäftigten – auch fast alle der rund 7.000 AUA-Mitarbeiter – sind mittlerweile in Kurzarbeit, erstmals auch die Piloten der Kernmarke Lufthansa.

Foto: AP Photo/Michael Probst

Frankfurt/Wien – Mitten in den Verhandlungen über staatliche Finanzhilfen wegen der Coronavirus-Krise muss sich der AUA-Mutterkonzern Lufthansa einen neuen Finanzchef suchen – das soll offenbar rasch geschehen. Die Schweizer Zeitung "NZZ am Sonntag" berichtete indes, die Lufthansa erwäge, den Flughafen Wien nicht länger als Drehkreuz zu nutzen.

Lufthansa dementiert

Am Sonntagabend hat die Lufthansa in Abrede gestellt, dass erwogen werde, den Flughafen Wien nicht länger als Drehkreuz zu nutzen. Es gibt überhaupt keine Planung für eine Änderung in der Drehkreuz-Logik für die Zeit nach der Corona-Krise", sagte Lufthansa-Konzernkommunikationschef Andreas Bartels.

"Was Sie da lesen, ist reine Spekulation", betonte Bartels zu dem genannten Bericht. Die Herkunft einer solchen Information könne er sich nicht erklären. Er wisse, was der Stand der Dinge im Lufthansa-Konzern zu diesem Thema sei, da er an den Vorstandssitzungen teilnehme, so Bartels.

Drehkreuz Wien

Im Jänner, vor der Corona-Krise, hatte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech noch erklärt, dass das AUA-Drehkreuz Wien stärker wachsen solle. Wenn das Linien-Netz nur mehr von Wien heraus beflogen werde, mache es Sinn, wenn die Crews ihren Arbeitsplatz nur mehr in Wien haben, meinte der AUA-Chef damals. Zu den Drehkreuzen des Lufthansa-Konzerns gehören neben Wien und Frankfurt auch München, Zürich und Brüssel.

Zudem könnten die erst kürzlich aufgenommenen Langstreckenflüge von Zürich nach Washington und Osaka gestrichen werden, so die "NZZ am Sonntag". Der Lufthansa-Sprecher sagte dazu, es gebe noch keinen konkreten Flugplan für die Zeit nach der Krise.

Führungswechsel

Als bisheriger Lufthansa-Finanzchef tritt der 58-jährige Ulrik Svensson mit Wirkung zum Montag aus gesundheitlichen Gründen zurück, wie Deutschlands größte Airline am Wochenende mitteilte. "Der Aufsichtsrat wird zeitnah über eine Nachfolgelösung beraten und entscheiden", hieß es. Der Schwede war seit dem 1. Jänner 2017 Finanzvorstand. Ein Konzernsprecher wollte sich am Sonntag nicht zum konkreten Verfahren für die Nachfolger-Suche äußern. In der Branche gehen Beobachter davon aus, dass es wohl schon kommende Woche auf eine interne Lösung hinausläuft.

Die Lufthansa verhandelt derzeit mit mehreren Regierungen in ihren Heimatmärkten über Finanzhilfen. Dabei geht es um Kredite, bis hin zu vorübergehenden staatlichen Beteiligungen. "Im Moment werden alle Möglichkeiten der Liquiditätshilfe besprochen", bekräftigte der Konzernsprecher. Reuters hatte jüngst berichtet, dass es um mehrere Milliarden Euro gehe.

Viele Punkte noch offen

Der Finanzbedarf der Lufthansa hängt von vielen Details ab – etwa vom Zeitplan, wann der auf rund fünf Prozent drastisch reduzierte Flugbetrieb wieder spürbar hochgefahren werden kann. Ferner ist offen, wie schnell die Airline ihren Kunden Gutscheine für ausgefallene Flüge statt Rückerstattungen anbieten darf. Die deutsche Regierung hatte sich am Donnerstag für eine solche Lösung ausgesprochen, dem muss noch die – dafür zuständige – EU-Kommission zustimmen. Der Bund will für Reiseunternehmen und Fluggesellschaften wegen massenhafter Stornierungen in der Corona-Krise einen Verzicht auf die Rückerstattungspflicht erreichen. Stattdessen sollen die Kunden Gutscheine erhalten, die bis zum 31. Dezember 2021 eingelöst werden könnten.

Mehr als 90.000 der rund 138.000 Beschäftigten – auch fast alle der rund 7.000 AUA-Mitarbeiter – sind mittlerweile in Kurzarbeit, erstmals auch die Piloten der Kernmarke Lufthansa. Etwa 95 Prozent der Passagierflüge der Gruppe sind gestrichen. (APA/Reuters, 5.4.2020)