Lina Xu-Fenz (Leiterin Interne Revision bei der Helvetia-Versicherung): Zahlen und Einfühlungsvermögen.

Foto: Leonardo Ramirez

"Als Kind wusste ich natürlich nicht, was Finanzen sind, aber f ür diesen Bereich habe ich mich dann recht früh interessiert. Die Grundlagen dafür habe ich mir im Rahmen des Studiums der internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien und eines Auslandssemesters an der CASS Business School in London angeeignet. Im Zuge erster beruflicher Erfahrungen im Finanzbereich entwickelte ich ein Interesse für die ganzheitliche kostenseitige Planung und Steuerung von Unternehmen. Aus diesem Grund wechselte ich ins Controlling der Helvetia-Versicherung, nach mehreren Jahren wurde ich Leiterin interne Revision.

Dort bekam ich einen tiefgehenden Einblick in die Prozesse der einzelnen Abteilungen. Wie diese im gesamten Unternehmen ineinandergreifen und zum Unternehmenserfolg beitragen, das finde ich spannend, das begeistert mich an der internen Revision. Trotzdem is es so: In meinem privaten Umfeld können viele mit diesem Berufsbild nicht sehr viel anfangen.

Nicht nur Zahlen

Mein Beruf hat zwar nur am Rande mit Zahlen zu tun. Aber ich ich bin auch privat ein Zahlenmensch, der gerne quantifiziert und vergleicht. Ich kann es zum Beispiel nicht lassen, das Haushaltsbudget zu kalkulieren, Rechnungen zu kontrollieren und vergleichende Angebote einzuholen. Darüber hinaus beobachte ich gerne den Aktienmarkt. Mein Arbeitsalltag besteht aus der Planung von Prüfungen der einzelnen Unternehmensbereiche, der Durchführung der Prüfungen, der Erstellung von Prüfungsberichten und der Abstimmung mit Abteilungsleitern, Vorständen, anderen Schlüsselfunktionen sowie externen Akteuren wie beispielsweise Wirtschaftsprüfern. Bei meiner täglichen Arbeit begeistert mich vor allem der tiefe Einblick in alle Abteilungen des Unternehmens und das ständige Lernen, wie ein solch großes Unternehmen funktioniert und erfolgreich am Markt besteht.

Bei jeder Prüfung haben wir es mit Kollegen aus unterschiedlichsten Positionen und Fachbereichen zu tun und lernen dabei laufend von deren Expertise. Dabei sind vor allem die Unterschiede in Kultur und Background spannend. Beispielsweise haben Kollegen aus dem Vertrieb einen anderen Zugang zum Geschäft als Kollegen aus der Versicherungsmathematik. Beide sollten bei einer Prüfung unterschiedlich angesprochen werden. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass dieser individuelle Zugang sehr wichtig für erfolgreiche Prüfungen und nachhaltig gute Zusammenarbeit ist.

Grundsätzlich liebe ich meinen Beruf und arbeite sehr gerne mit meinen Kollegen in der Helvetia- Versicherung. Herausfordernd empfinde ich es, wenn nicht die Sache, sondern Befindlichkeiten im Vordergrund stehen. Allerdings denke ich, dass jeder Beruf mit einem gewissen Maß an menschlichen Kontakt manchmal vor dieser Herausforderung steht. Da wir sehr viel mit Menschen zu tun haben, ist das eben auch Teil unseres Jobs.

Einfühlungsvermögen gefragt

Auch wenn die interne Revision manchmal als sehr technisch und vielleicht sogar als lästiger Kontrolleur innerhalb des Unternehmens gesehen wird, ist in der täglichen Arbeit und speziell in Prüfungssituationen Einfühlungsvermögen erforderlich.

Es kann ja vorkommen, dass in einer falsch verstandenen Prüfungssituation die Emotionen seitens des Geprüften hochgehen. Aus diesem Grund besteht unser Zugang nicht darin, zu bestimmen wie die fachspezifische Arbeit ausgeführt werden sollte.

Unser Ziel ist, als Partner wahrgenommen zu werden, der durch Einbringung von Erfahrung und Expertise die dahinterliegenden Prozesse gemeinsam mit dem Geprüften optimiert. Diese Kombination aus Fach- und Prozesswissen funktioniert in der Praxis sehr gut. Durch die intern durchgeführten Prüfungen werden vorzeitig Verbesserungspotenziale aufgezeigt und mögliche rechtliche und finanzielle Risiken sichtbar sowie auch Reputationsschäden minimiert.

Deswegen bin ich der Meinung, dass die interne Revision ein sehr wichtiger Bestandteil von Unternehmen ist und durch zunehmende Regulierungen immer mehr an Bedeutung gewinnen wird." (8.4.2020)