Die Post bringt allen was. Weil aber weder die Nachbarin noch deren Hund von Rechnungen und Infoblättern satt werden, ist es an der Zeit, der Post beim Bringen ein wenig unter die Arme zu greifen. Da passt der knallgelbe Peugeot 208 aus dem Testfuhrpark gerade perfekt.

Hundefutter, ein Kugerl Käse, zwei Packerln Mehl und die nötigsten Medikamente passten so gut in den kleinen gelben Löwen, dass sogar noch eine Kiste Bier für den Aushilfspostler Platz fand. Nur den oder die Germ – da sind der selbsternannte Christl von der Post und seine Gattin unterschiedlicher Meinung – musste am Schwarzmarkt besorgt werden. Damit hat sich ein nun unterforderter Wirt dafür bedankt, dass er früher in manchen Monaten ein ganzes Redakteursgehalt in seiner Buchhaltung fand. Scherz.

Das knallige und warme Gelb steht dem Peugeot 208 sehr gut – und ist gleichzeitig die Standardfarbe, kostet also keinen Aufpreis.
Foto: Gluschitsch

Am echten Schwarzmarkt lässt man sich mit so einem auffälligen Auto besser nicht sehen – aber das kümmert unsere Leserschaft wohl eh nicht. Die erinnert sich lieber an den Urahn des 208er, der 1972 in Quietschorange auf den Markt kam, den 104er.

Er hatte zwar Motoren mit weniger als einem oder nur etwas mehr als einem Liter Hubraum und auch nur 45 respektive 53 PS – die aber mit vier Zylindern. Zudem war er gerade einmal 3,6 Meter lang. Ein noch kürzerer 104er mit gar nur 3,28 Meter Länge kam 1973 als Dreitürer auf den Markt.

Genauso lustig, wie er frech aussieht, ist dieser Franzose zu fahren.
Foto: Gluschitsch

Der 208er ist inzwischen mehr als vier Meter lang und unser Testwagen mit 101 PS, wird von einem Dreizylinder-Benziner angetrieben. Aber auch sonst hat sich in den fast 50 Jahren viel getan. Der 104er war noch ein spartanischer Kleinwagen, hatte in der Grundausstattung weder Radio noch Handschuhfach oder Klimaanlage, dafür aber einen Zigarettenanzünder.

Der aktuelle 208er kennt einen solchen nicht mehr, hat aber schon in der Grundausstattung Radio samt Bluetooth, eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn und einen USB-Anschluss. Der Einstiegs-208er kostet dann als Benziner mit 5-Gang-Schaltung 15.800 Euro. Ein ganz anderes Kaliber ist der top ausgestattete GT-Line mit 8-Gang-Automatik und Panorama-Glasdach. Der kostet aber auch fast 28.500 Euro.

Dafür merkt man ihm den Kleinwagen nur von außen an. Der Innenraum könnte auch aus einer noblen Limousine stammen.
Foto: Gluschitsch

3D-Cockpit

Dafür merkt man ihm den Kleinwagen nur von außen an. Der Innenraum könnte auch aus einer noblen Limousine stammen. Die Anzeigen im Cockpit sind auf zwei hintereinanderliegenden Ebenen angeordnet, wodurch ein 3D-Effekt entsteht. Sie thronen, wie wir das von Peugeot kennen, weit über dem kleinen Lenkrad.

Am Anfang ist diese Kombination aus hochgestellten Anzeigen und kleinem Lenkrad immer ein bisserl ein Schock. Dabei haben die aufgesetzten Anzeigen auch ihr Gutes, denn dadurch sind Blicksprünge deutlich geringer und die Ablenkung kleiner.

Das kleinere Lenkrad ist an und für sich sehr sportlich, weil es aber so gut wie kein Feedback über die Vorderräder gibt, kommt so etwas wie das Gefühl auf, an einer Spielkonsole statt in einem Auto zu sitzen.

Foto: Der Standard

Die komfortable Abstimmung ist ja eine der Stärken von Peugeot, da passt die Lenkabstimmung eh ganz gut. Gleichzeitig ist das Fahrwerk aber gar nicht so kissenweich, wie wir das sonst von den Franzosen gewohnt sind. Vielmehr hat es Peugeot beim 208er geschafft, ihn auch im Fahrkapitel deutlich erwachsener wirken zu lassen, als er von außen knuffig aussieht. Im Alltagsbetrieb ist das ein besonderer Segen.

Fahrten sind also recht entspannt und nicht gehetzt. Dadurch schafft man auch ohne große Mühen den WLTP-Normverbrauch von 5,9 Litern. Drunter ging’s aber dann doch nicht. Vielleicht liegt der Grund dafür ja darin, dass der 208 im Test fast nur Kurzstrecken zu erledigen hatte und auch immer die Einkäufe von mehreren Haushalten herumführen musste. Oder nahm er mir übel, dass ich immer sang, ich sei der Christl von der Post? (Guido Gluschitsch, 17.4.2020)