Es gibt Dinge, die weiß man erst zu schätzen, wenn es mal nicht so rund läuft. Die Hauspatschen sind das beste Beispiel dafür. Unter normalen Umständen kommt ihnen nicht mehr als eine bedauerliche Nebenrolle in unserem Leben zu. Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht: Ihr Betätigungsfeld beschränkt sich schließlich auf ein paar überschaubare Quadratmeter zwischen Bad, Bett und Schreibtisch. Man muss es leider so sagen: Jeder Haushund hat mehr von der Welt gesehen als sie! Meist werden die Schlapfen erst dann übergezogen, wenn der Tag mehr oder weniger gelaufen ist. Oder dann, wenn im Leben sowieso nicht mehr ganz so viel, siehe Loriot, läuft.

So stellte sich nicht nur Loriot den Träger von Hausschlapfen vor.
siggistomedien

Seit ein paar Wochen aber dürfte den meisten klar sein: Den Hausschlapfen hängt zu Unrecht ein muffiges, kleinkariertes Image an. Ohne sie wäre das Quarantäne-Dasein nur halb so erträglich. Sie halten nicht nur die Füße warm, sie stehen auch in ungeschminkten Momenten zu uns. Wenn man ihnen in der Corona-Krise eine Rolle zuschreiben müsste, dann wären sie so was wie die ewig unterschätzten Systemerhalter im Homeoffice.

Ihre unbedingte Loyalität weiß selbst Vivienne Westwood zu schätzen. Die Modedesignerin trug an ihrem gestrigen 79. Geburtstag ein klassisches Modell, das vom vielen Tragen schon ganz löchrig ist: Aus dem linken Schuh schaute ein orange bestrumpfter Zeh, aus dem rechten eine violette Socke.

Dass Vivienne Westwood ihre Schlapfen liebt, sieht man ihnen an.

Dabei geht es natürlich auch ganz anders. Das hat eben erst eine nicht repräsentative Umfrage der "Welt" unter Modemenschen, Versicherungsmaklern und Coaches gezeigt: Im Homeoffice wird alles getragen, von Birkenstocks über Crocs bis zur Tennissocke – sieht ja sowieso niemand.

Homeoffice mal anders: mit dem Birkenstock-Modell 1774.
Foto: Document Journal/ Birkenstock

Wer den Hauspatschen trotzdem noch immer nicht so recht über den Weg traut, hält es wie die New Yorkerin Leandra Medine – und schlittert auf Socken durch die Wohnung.

Influencerin Leandra Medine im Homeoffice.

Einziger Nachteil: Sie sind pflegebedürftiger als Hausschuhe. Am Ende jedes Tages landen sie in der Waschtrommel. Wenn das mal nicht wieder für die Schlapfen spricht. (Anne Feldkamp, 9.4.2020)