Auch die Bundesregierung trägt bei ihren Pressekonferenzen Masken.

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Die Beschränkungen bleiben auch nach Ostern bestehen.

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Die Osterwoche sei "die entscheidende Woche" und werde ausschlaggebend dafür sein, ob es zu einer "schrittweisen Wiederauferstehung nach Ostern" kommen kann, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag. "Eine Woche müssen wir uns noch zu 100 Prozent zusammenreißen", so der Kanzler. Sollte das gelingen, stellte Kurz einen Stufenplan zur Wiederaufnahme des wirtschaftlichen und sozialen Normalbetriebs in Aussicht (siehe unten).

Nach vier Wochen der Einschränkungen gebe es nach Ostern den "ersten großen Schritt" mit der Öffnung kleiner Shops sowie der Bau- und Gartenmärkte. Weitere Geschäfte, Dienstleister und die Gastronomie folgen später. Die Ausgangsbeschränkungen werden jedoch verlängert. Hinaus darf man nur zum Einkaufen, um anderen zu helfen, zum Arbeiten sowie um frische Luft zu schnappen.

Reduktion aktiv Erkrankter

Der Grund der Lockerung: "Wir haben schneller und restriktiver gehandelt als alle anderen", sagte Kurz. Das habe gewirkt. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) untermauerte das mit den aktuellen Zahlen. "Der erste Kraftakt ist gelungen", erklärte er.

Vor einem Monat, am 13. März, lag Österreich bei einer täglichen Steigerung der Infektionen um 41 Prozent. "Hätte sich das so fortgesetzt, wäre das eine Katastrophe gewesen", sagte Anschober. Doch sei es gelungen, die "Kurve zu drücken". Am Montag lag der tägliche prozentuelle Zuwachs bei 1,6 Prozent und damit seit neun Tagen im einstelligen Bereich. "Das ist ein stabiler Trend", so Anschober. Denn auch der Durchschnitt der letzten vier Tage lag in allen Bundesländern lag unter fünf Prozent.

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"Sind noch nicht über den Berg"

Ein "wesentliches Indiz", dass Österreich auf einem guten Weg ist, sieht Anschober auch in der Verdoppelungsrate der Infizierten: Mitte März lag diese bei 3,6 Tagen, diese Woche bei 16,5 Tagen. "Es geht in die richtige Richtung, aber auch das ist noch zu viel", sagte Anschober. Stand Montagvormittag habe es 187 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden gegeben – und 465 neu Genesene. "Die Zahl der aktiv Kranken reduziert sich aktuell jeden Tag."

Die Situation sei aber "nach wie vor sehr angespannt", sagte Kurz. "Wir sind nicht über den Berg." Jeder, der glaube, dass die Situation vorüber sei, "der irrt". Deshalb evaluiere die Regierung die Rücknahme der Maßnahmen regelmäßig und behalte sich vor, jederzeit "die Notbremse" zu ziehen.

Der Fahrplan

Maskenpflicht in Öffis: Seit Montag ist das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes in den Supermärkten verpflichtend. Ab 14. April, wenn die ersten kleinen Geschäfte wieder aufsperren dürfen, wird die Maskenpflicht auch auf diese sowie auf alle öffentlichen Verkehrsmittel ausgedehnt. Wer keine Maske besitzt, kann auch ein Tuch oder einen Schal verwenden, erklärte Kanzler Kurz. Für Masken bleiben "die Supermärkte auch weiter die Distributionskanäle", so Kurz. Diese werden die Möglichkeit haben, ihren Selbstkostenbeitrag auch zu verrechnen, die Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Penny et cetera) hat damit bereits begonnen. Einen Euro zahlt man dort pro Maske – man kauft im Dreierpack.

"Es wird Kontrollen und Strafen geben für diejenigen, die sich nicht daran halten", sagte Kurz. Als Organstrafe wird das Nichttragen eines Schutzes etwa 50 Euro kosten, wie Innenminister Nehammer konkretisierte. Schließlich sei das Ziel, einige Freiheiten zu schaffen, das funktioniere aber nur durch die Einhaltung von Begleitmaßnahmen wie das Tragen des Mund- und Nasenschutzes, sagte Kurz: "Ich habe vollstes Vertrauen, dass die Österreicher sich innerhalb einer Woche eine Schutzmaske, einen Schal oder ein Tuch organisieren können."

"Fahrgäste sind aufgerufen, Mund und Nase zu bedecken", sagte eine Sprecherin der Wiener Linien. "Wir werden das verstärkt kommunizieren und darauf hinweisen – mit allen Kanälen und auch den Mitarbeitern vor Ort." Selbst kontrollieren, ob sich alle daran halten, werden die Wiener Linien nicht.

"Der Bereich der Strafen selbst liegt bei der Polizei", heißt es. Auch Masken wird der Öffi-Betreiber nicht selbst austeilen. "Die Bedeckung von Mund und Nase ist so ausgelegt, dass man nicht nur Masken verwenden darf." Seit Montag händigen die Wiener Linien Masken an alle Mitarbeiter aus. Auch die hausinterne Uniformschneiderei sei dabei, Mehrwegstoffmasken für Mitarbeiter anzufertigen.

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Ostern im kleinen Kreis: Der Appell der Regierung ist klar: Wenn einem an seiner Familie oder seinen Freunden etwas liegt, soll man heuer auf ein gemeinsames Fest verzichten. Die Einschränkung der sozialen Kontakte wird als maßgebend für die Eindämmung gesehen.

Der berüchtigte "Ostererlass", über in den vergangenen Tagen viel Verwirrung herrschte, wurde am Montag zurückgezogen. Im Gesundheitsministerium geht man jetzt doch davon aus, dass man mit den bisher festgelegten Ausgangsbeschränkungen eine ausreichende Handhabe gegen "Corona-Partys" und damit gegen unerwünschte private Zusammenkünfte hat. Von Experten wird das zum Teil allerdings anders gesehen.

Die bisherigen Ausgangsbeschränkungen sollen bis Ende April verlängert werden. Allerdings gelten weiterhin die bekannten Ausnahmen, die das Betreten des öffentlichen Raumes erlauben. In Bezug auf die Diskussionen rund um den zurückgezogenen Oster-Erlass stellte Kurz klar, dass die Polizei nicht in Privatwohnungen "nachschnüffeln" werde. Man vertraue darauf, dass die Bevölkerung verantwortungsvoll mit der Situation umgehe.

Im öffentlichen Raum soll die Polizeipräsenz hingegen nochmals erhöht werden. Die Polizei kann zudem Organstrafen verhängen.

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Erst kleine, dann große Shops: Am 14. April werden die ersten Geschäfte wieder aufsperren dürfen. Den Anfang machen kleine Shops, deren Verkaufsfläche nicht mehr als 400 Quadratmeter beträgt, sowie Bau- und Gartenmärkte.

Ab Mai dürfen dann alle Geschäfte und auch Friseure wieder öffnen. Alle anderen Dienstleister bleiben jedoch – ebenso wie Restaurants und Hotels – bis mindestens Mitte Mai geschlossen. In den ab Mitte April wie auch Anfang Mai wiedereröffnenden Geschäften gilt, was schon jetzt in den Supermärkten gilt: Grundsätzlich müssen alle Mitarbeiter und Kunden einen Mund- und Nasenschutz tragen. Das kann eine Maske, ein Tuch oder ein Schal sein.

Zusätzlich muss auf ausreichend Abstand zueinander geachtet werden. Daher wird die Anzahl der Kunden in allen Geschäften beschränkt. Pro 20 Quadratmeter ist ein Einkäufer erlaubt. Bei den maximalen 400 Quadratmetern wären das 20 Personen, die gleichzeitig shoppen dürfen, rechnete Kurz vor. Um die Limitierung sicherzustellen, wird es Einlasskontrollen geben.

Die Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer bezeichnete die schrittweise Öffnung der Geschäfte als "Licht am Ende des Tunnels".

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Bundesgärten öffnen: Eine Erleichterung wird es für Städter beim Frischluftschnappen geben. Die Regierung wird am 14. April die Bundesgärten öffnen. Bei den Eingängen soll es jedoch Zugangskontrollen geben, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). So soll ein geregelter Ablauf gesichert werden. Warum die Gärten erst nach Ostern öffnen? "Die nächsten acht Tage sind entscheidend, dass wir den Trend manifestieren und weitermachen können", erklärte Nehammer. Und: "Nur wenn das funktioniert, werden wir das schaffen." In den Gärten gilt der Mindestabstand von einem Meter.

Der Öffnung der Bundesgärten ging eine Auseinandersetzung zwischen Bund und Stadt Wien voraus. Durch die Parkschließungen fehle Wien eine Fläche von 230 Hektar Grünflächen, kritisierte Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) zuvor. Das sei vergleichbar mit dem Bezirk Margareten.

Ohne Bundesgärten würden sich mehr Menschen in städtischen Parks tummeln, die Einhaltung des Mindestabstands von einem Meter werde erschwert. Laut Berechnungen der Stadt leben rund 113.500 Personen in maximal 500 Metern Distanz zu einem Bundespark.

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Schulen bleiben vorerst zu: Die Matura wird stattfinden. Dabei blieb Kanzler Kurz am Montag. Ob sie, wie von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zuvor kommuniziert, in der Woche ab dem 18. Mai abgehalten wird, ließ Kurz jedoch offen. Faßmann werde den Plan für das Bildungssystem gesondert darlegen. Es stellt sich laut dem Kanzler aber neben der Frage des Wann auch jene des Wie. So wird die Zentralmatura unter besonderen Schutzmaßnahmen abgehalten. Dies könnte laut Kurz das Tragen von Masken beinhalten.

Klar ist bereits jetzt: Der reguläre Unterricht soll frühestens Mitte Mai wiederaufgenommen werden. Bis dahin ist für die Kinder und Jugendlichen Homeschooling angesagt – mit Arbeitsaufträgen von ihren Lehrern. Die weitere Vorgehensweise, wann und in welcher Form also die Bildungseinrichtungen wieder Unterricht in der Klasse anbieten, wird bis Ende April geklärt.

Geschlossen sind die Schulen bis dahin aber nicht. Wie schon jetzt bleiben sie für Kinder jener Eltern, die in einem systemerhaltenden Beruf arbeiten und keine andere Möglichkeit der Betreuung haben, offen. Allerdings betonte Kurz auch: "Es ist keine Schande, wenn man es zu Hause nicht mehr aushält, dieses Betreuungsangebot anzunehmen."

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Gastro-Plan Ende April: Bis man gemütlich beim Schnitzel oder gebackenen Emmentaler im Gastgarten sitzen kann, muss man sich noch gedulden.

Die Gastronomie soll erst als einer der letzten Bereiche wieder hochgefahren werden. Neben Restaurants, Lokalen, Kaffeehäusern und Bars sollen auch die Hotels erst frühestens Mitte Mai stufenweise wieder öffnen. Auch andere Dienstleistungsbetriebe müssen noch warten.

Diese Öffnung Schritt für Schritt wird Ende April evaluiert und geplant, erklärte Kurz am Montag. Man kann davon ausgehen, dass in der Gastronomie anfangs beschränkte Öffnungszeiten gelten werden sowie die Abstände der Tische zueinander vergrößert werden müssen.

Zwar schauen Wirte vorerst durch die Finger. Dafür gab es aber kürzlich zumindest eine Erleichterung: Seit Freitag ist klar geregelt, dass neben dem Liefern auch das Abholen von vorbestellten Speisen erlaubt ist, sofern diese nicht vor Ort konsumiert werden. Dabei muss der Sicherheitsabstand von einem Meter eingehalten werden. Somit können Kunden nun leichter dazu beitragen, ihrem Stammbeisl das Überleben zu sichern.

In Deutschland sollen Hotels zumindest vorübergehend eine andere Aufgabe bekommen – und zwar als Quarantäneherbergen.

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Veranstaltungen am Ende: Mit den Veranstaltungen beziehungsweise ihren Absagen hat es begonnen, und mit ihrer Wiederaufnahme wird es enden. Ganz zum Schluss des Stufenplans der Bundesregierung werden dann auch wieder Veranstaltungen stattfinden dürfen – und nur, wenn alles bis dahin gut läuft.

Zumindest bis Ende Juni dürfen keine Veranstaltungen "welcher Kategorie auch immer" stattfinden, erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Montag. Der gesamte Kulturbereich bleibt bis dahin geschlossen: Kinos, Theater und Opernhäuser werden nicht öffnen.

Dieses klare Nein zu Veranstaltungen habe die Bundesregierung auch ausgesprochen, um den Veranstaltern eine gewisse Planungssicherheit zu geben und somit Ausfallkosten zu reduzieren. "Es gilt das Vorsichtsprinzip", so Kogler. Im Kulturbereich und bei Sportveranstaltungen werde die Regierung die Situation "Ende April, Anfang Mai neu vermessen", sagte Kogler. "Zusammenhalten bedeutet jetzt eben durchhalten."

Abgesagt wurde kurz nach Bekanntgabe des Fahrplans auch das Nova Rock, das von 10. bis 13. Juni in Nickelsdorf geplant war. (Vanessa Gaigg, Oona Kroisleitner, 6.4.2020)