Fehlenden Einfallsreichtum, Angststarre oder gar Faulheit kann man dieser Branche nicht vorwerfen. Noch am selben Tag, an dem die Lokalschließungen in Österreich verordnet wurden, gaben etliche Topgastronomen bekannt: "Wir liefern."

Einer der Ersten war Martin Kilga mit seinem Restaurant Paradoxon in Salzburg: "Wir sind ein kleines Team, ich wollte meine Mitarbeiter nicht kündigen. Also haben wir umgestellt."

Seit 3. April darf man Gerichte auch wieder direkt beim Restaurant abholen, freilich unter Einhaltung von Mindestabstand und mit Maske. "Da wir viele Stammgäste in der Gegend haben ist das eine echte Erleichterung", sagt Ingrid Bachler, Geschäftsführerin des Restaurant Bachler im kärntnerischen Althofen. "Die holen sich ihr Menü nun einfach ab."

Auch einige Kilometer weiter südlich, in Hermagor, hat Manuel Ressi vom Bärenwirt während der Krise auf Lieferung umgesattelt. Der ehemalige Souschef des Restaurant Steirereck in Wien serviert eine dreigängige Kochbox mit Ostersuppe, Kalbsbraten und Pannacotta an den hauseigenen Esstisch.

Besondere Zeiten erfordern besondere Ideen. Spitzenkoch Konstantin Filippou etwa kocht für Porcella essfertige Gerichte (im Bild pikantes Krautfleisch), die man glasweise bestellen kann.
Foto: Porcella/Thomas Apolt

Corona, alter Beislfresser

Wollen wir es positiv betrachten, dann ist jetzt die einzigartige Gelegenheit, ausgezeichnete Küche von Topgastronomen daheim im Jogger zu genießen. Das gute Essen im schlechten Outfit dient vor allem einem wichtigen Zweck: Denn so positiv sich die Gastronomen geben, es geht ums nackte wirtschaftliche Überleben. Und so wird eine bestellte Pizza, wie sie die Servicemitarbeiter der Pizzeria Disco Volante aktuell mit dem Lastenrad in Wien zustellen, zur wichtigen Hilfsaktion.

Dieser Gedanke trieb auch die Strategieberaterin Nina Mohimi und den Agenturleiter Konstantin Jakabb an: "Wir haben sofort Angst um unsere Stammlokale bekommen." Sie waren sich einig: "Wir müssen etwas tun, um die Gastronomie zu unterstützen." Gemeinsam mit Artdirector Sebastian Hofer entwickelten sie die private Initiative Vorfreude.kaufen. Das Konzept ist einfach: Man sucht sich unter Vorfreude.kaufen sein Lokal aus und kauft einen Gutschein. Das Restaurant oder die Bar schickt dann eine Rechnung per Mail – eingelöst wird der Essensgutschein dann freilich erst in der Zeit nach Corona. "Im Beisl sitzen und Essen gehen, das gehört zu unserer Kultur, und die müssen wir bewahren", sagt Mohimi. Bisher konnten auf diese Weise mehr als 160.000 Euro lukriert werden, die in voller Höhe an die Gastronomen gehen.

Eine ähnliche Idee verfolgt auf das Projekt zusammen.leiwand, bei dem man durch den Gutscheinkauf neben Restaurants auch Wellnessbetriebe oder Therapieangebote unterstützen kann.

Restaurants, die liefern

Mitte März wollten Milena Broger und ihr Team das Weiss in Bregenz eröffnen. Jetzt liefern die Junggastronomen Weiss-Boxen mit Sauerteigbrot, Blütenbutter und mehr.
www.weiss-bregenz.at

Martin Kilga liefert aus seinem Restaurant Paradoxon in Salzburg Gerichte wie "Sellerie-Spargel-Salat" oder "Fisch & Chips vom Zander".
www.restaurant-paradoxon.com

Von Familie Döllerer im salzburgischen Golling gibt es Schinken im Brotteig zum Aufbacken. www.doellerer.at

Manuel Ressi, der ehemalige Souschef des Steirereck, liefert in und um Hermagor Kasnudeln, Ostersuppe und Kalbsbraten.
https://manuelressi.com

Gottfried und Ingrid Bachler bringen im kärntnerischen Althofen und Umkreis Gemüsecurry und Topfenreingalan mit Apfelmus unter die Leute.
www.bachler.co.at

Der Sternekoch Konstantin Filippou hat sich in Wien mit dem Biofleischlieferservice Porcella zusammengetan und kocht Stifado vom Waldviertler Blondvieh.
www.porcella.at

Sören Herzig im 15. Bezirk in Wien bringt ein dreigängiges Menü mit geschmorter Ochsenbacke und Weiterem in die angrenzenden Bezirke.
www.restaurant-herzig.at

Die Mitarbeiter der Disco Volante liefern Holzofenpizza mit dem Lastenrad in Wien. www.pronto-volante.at

Nach dem Bekochen von tausenden Helfern macht das Steirereck in Wien nun Hausbesuche mit Gerichten wie Stekovics-Paradeis im Glas.
www.steirereck.at

Max Stiegl hat sein Restaurant in Purbach als Versandstelle eingerichtet und verschickt sein Paprikahendl im Glas österreichweit.
www.gutpurbach.at

Das Restaurant Laufke liefert geschmorte Schweinsbackerln und gefüllte Paprika in Graz. Pro zehn Euro Bestellwert geht ein Euro an die Caritas Österreich.
http://laufke.net

Vorfreude.kaufen heißt die Initiative für die Lieblingslokal-Soforthilfe in Gutscheinform. www.vorfreude.kaufen

(Nina Wessely, 7.4.2020)