Zum Jahrestag am 21. Februar wurde in der ganzen Slowakei Kuciaks und seiner ebenfalls ermordeten Freundin Martina Kusnirova gedacht.

Foto: EPA / Matej Kalina

Bratislava – Im Fall des ermordeten slowakischen Investigativjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová ist ein weiteres Urteil gefallen. Das Spezialisierte Strafgericht in der Kleinstadt Pezinok hat am Montag den Todesschützen Miroslav M. des vorsätzlichen Mordes für schuldig befunden und ihn zu 23 Jahren Haft verurteilt.

Der Angeklagte habe zwei nur 27-jährige Menschen ermordet, die ihr Leben noch vor sich hatten, begründete Senatsvorsitzende Ruzena Sabova das Urteil. "Brutal" und "kaltblütig" habe er dabei auch die Partnerin des Journalisten erschossen, deren Tod ja vom Auftraggeber gar nicht bestellt gewesen sei.

Auch weiteren Raubmord gestanden

Gegen den Ausführenden des Mordes wurde in einem getrennten Verfahren vorgegangen, da dieser geständig ist und mit der Polizei zusammengearbeitet hatte. M. stand wegen dreifachen Mordes vor Gericht. Er hatte neben den Todesschüssen auf Kuciak und seine Verlobte auch noch einen länger zurückliegenden Raubmord an einem Unternehmer zugegeben.

Das Strafgericht, das lediglich noch über das Strafausmaß zu entscheiden hatte, sah das Geständnis und die Kooperation von M. dennoch als mildernde Umstände an und blieb zwei Jahre unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten 25 Jahren. Zugleich soll M. Entschädigungsgelder an Hinterbliebene der Opfer in der Gesamthöhe von 180.000 Euro bezahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, der zuständige Staatsanwalt kündigte bereits Berufung an.

Verhandlung gegen mutmaßlichen Auftraggeber läuft

Im Kuciak-Mordfall geht es um das bereits zweite Urteil in der Reihe. Ende Dezember wurde ein Kronzeuge, der mit der Staatsanwaltschaft eine Vereinbarung unterzeichnet hatte, zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an weitere Auftragstäter weitergeleitet zu haben.

Die eigentliche Hauptverhandlung im Kuciak-Fall, in der zusammen mit dem mutmaßlichen Auftraggeber Marian K. noch zwei Mitangeklagte vor Gericht stehen, soll am 15. April fortgesetzt werden. Die für März angesetzten Verhandlungstage wurden wegen der Corona-Pandemie gestrichen. Alle drei Angeklagten bestanden bei der Eröffnung der Hauptverhandlung im Jänner auf ihrer Unschuld. Bei einer Verurteilung droht ihnen bis zu lebenslange Haft.

Kuciak und seine Lebensgefährtin wurden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im westslowakischen Vel'ká Mača erschossen. Der Journalist hatte zuvor zu Korruption und Verstrickungen von Politik und Geschäftemacherei recherchiert, womit er dem einflussreichen Geschäftsmann Marian K. in die Quere gekommen sein dürfte. Die Tat hat die Slowakei politisch und gesellschaftlich erschüttert und bei der Parlamentswahl Ende Februar zur Abwahl der seit Jahren regierenden sozialdemokratischen Smer-Partei geführt. Ihr wurde die Hauptschuld für mafiaähnliche Zustände und wuchernde Korruption im Land zugeschrieben. (APA, 6.4.2020)