Die Corona-Krise als Chance? Das klingt kitschig und angesichts der Umstände sogar deplatziert, trifft aber beim Buchhandel durchaus zu. Der hat zwar seit Mitte März mit katastrophalen Einbußen zu kämpfen, und selbst wo sich Onlineverkäufe verdreifacht haben, können sie die stationären Umsatzausfälle nicht wettmachen. Aber manch Buchhändler ist überzeugt, dass ihr Geschäft nach der Krise mit mehr Kunden dastehen wird als davor.

Der stationäre Buchhandel hat seit Mitte März mit katastrophalen Einbußen zu kämpfen.
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Das liegt ausgerechnet an Amazon, dem Onlinegiganten, der naheliegende Waren aus fernsten Ländern vor jedermanns Haustür bringt. Die Buchbranche war eine der ersten, die von ihm Konkurrenz erfuhr. Händler haben damals darauf reagiert, die meisten betreiben heute selbst nebenbei Onlineshops. Das Schreckgespenst hat sie zu Innovationen gezwungen, die ihnen nun nützen.

Zudem hat sich Amazon in der Krise zu seinen Prioritäten bekannt: Bücher werden noch bis mindestens Anfang Mai verspätet ausgeliefert – gegenüber stark nachgefragten Krisenartikeln wie Haushaltsbedarf, die Amazon oft auch mehr Gewinn bringen. Das hat viele Buchkäufer von Amazon zu lokalen Onlineshops geführt. Mag das nun Notlösung oder der von vielen empfundenen Solidarität in der Krise geschuldet sein: Wenn der stationäre Buchhandel sich nun bewährt, kann er sie als Kunden über Corona hinaus zurückerobern. Das wäre ökologisch, wirtschaftlich und sozial ein großer Gewinn. Und ein Vorbild. (Michael Wurmitzer, 8.4.2020)