Der LASK sieht sich als Meister.

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Lohn für die Leistung

Die Corona-Pandemie lässt vieles obsolet erscheinen, aber nicht zwangsläufig auch Leistungen, die vor ihrem Ausbruch erbracht wurden. Und seien es nur sportliche. So ist es durchaus nachvollziehbar, dass im belgischen Fußball der FC Brügge nach Abbruch der Ligasaison zum Meister erklärt werden soll. Gedanken an ein nur halbwegs normales Zu-Ende-Spielen der Jupiler Pro League wirken bei aktuell rund 1.500 Covid-19-Opfern im Land fast schon obszön. Zumal wohl weniger Fairness als wirtschaftliche Interessen die Väter dieser Gedanken wären. Im Fall Brügge lässt sich der Abbruch-Meister umso leichter argumentieren, weil der Klub nach 29 von 40 Spieltagen 15 Punkte Vorsprung auf den Zweiten hat.

In Österreich liegt der LASK nach 22 Runden und erfolgter Punkteteilung drei Zähler vor Serienmeister Red Bull Salzburg. In Wahrheit sind es sechs Punkte, schließlich wurde der zehnteilige Finaldurchgang noch nicht begonnen. Die Führung der Linzer ist überraschend, aber verdient. Die direkten Duelle endeten mit einem Heimremis und einem Auswärtssieg für die Oberösterreicher.

Natürlich hätte Salzburg das Vermögen, die Meisterschaft noch zu drehen – in leeren Stadien vermutlich, sicher aber unter Umständen, die dem Wesen des Spiels zuwiderlaufen. Der Beste jenes Saisonteils, der noch alle positiven ballesterischen Attribute widerspiegelte, bliebe aber Außenseiter LASK. Ihn dafür nicht zu belohnen wäre unfair. (Sigi Lützow, 7.4.2020)

Titel gibt es nicht geschenkt

Für den LASK ist der Gewinn des zweiten Meistertitels in der Bundesliga nach 1965 ein Traum von warmen Eislutschern – sowohl auf sportlichem Weg als auch auf dem grünen Tisch. Ein Ende der Corona-Krise ist derzeit nicht absehbar, der heimische Fußball ruht zumindest bis Ende Juni. Ob dann ab Juli die Saison noch mit Geisterspielen beendet werden kann, ist in puncto Ansteckungsgefahr zweifelhaft. Ein Fußballspiel besteht ja nicht nur aus 25 Personen auf dem Feld. Virentests vor jedem Spiel wären organisatorisch kaum machbar. Allein in der Bundesliga mit zwölf Vereinen wären das etwa 300 Tests am Tag. Und wenn ein Spieler vier andere ansteckt? Wird dann weiter gekickt? Ein verantwortungsloses Szenario, von dem durch verspätete Spiele ausgelösten Terminchaos für die neue Saison im Herbst ganz zu schweigen.

Würde die Liga den LASK bei vorzeitigem Abbruch zum Meister erklären, wäre das nicht fair. Bei noch zehn ausstehenden Runden haben die Linzer nur drei Punkte Vorsprung auf Salzburg. Eine klare Entscheidung ist das nicht.

In Wahrheit kann es nur eine Lösung geben, sollte die Corona-Krise andauern: In dieser Saison wird keiner zum Meister gekürt. Für die Vergabe der Europacup-Plätze wird die jetzige Tabelle herangezogen, es gibt keine Auf- und Absteiger. Andere Ligen im Eishockey oder im Handball haben das bereits vorgemacht. So what? Der LASK hat sowohl in der Liga als auch im Europacup geglänzt, für den österreichischen Fußball Großartiges geleistet, aber einen Meistertitel gibt es nicht geschenkt. (Florian Vetter, 7.4.2020)