Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Außenminister Alexander Schallenberg sprachen über Reisebeschränkungen und gaben Urlaubsempfehlungen.

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Neuer Tag, neue Pressekonferenz. Diesmal waren Außenminister Alexander Schallenberg und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) an der Reihe – mit Mundschutz beim Rein- und Rausgehen im Bundeskanzleramt, wie es das neue Normal ist. Die Ankündigungen in Sachen Reisefreiheit und Heimaturlaub erfolgten dann hinter der Glaswand, auch das mittlerweile fast schon Routine.

37 Flüge, 27 Länder, 5 Kontinente

Zum Inhaltlichen: Vor der Verkündigung der nüchternen Wahrheit in Sachen Grenzöffnung lieferte der Außenminister am Mittwoch einen Überblick, wie viele Österreicherinnen und Österreicher seit Beginn der Corona-Krise heimgeholt wurden beziehungsweise wer noch immer einer Rückholung harrt. Laut Schallenberg gab es zu diesem Zweck in den vergangenen drei Wochen 37 Flüge in 27 Länder auf fünf Kontinenten. Insgesamt habe man 7.100 Menschen "sicher zurückgebracht", in rund 700 Fällen durch geglückte Kooperationsflüge mit anderen Staaten.

Sein Ressort habe ganze 12.000 Personen einzeln kontaktiert, die sich beim Außenministerium registrieren ließen – 3.500 Menschen mit Wohnsitz in Österreich befänden sich aktuell aus privaten oder beruflichen Gründen noch im Ausland, 1.000 davon wollen immer noch zurück nach Hause. Weil diese Gruppe auf 85 Länder verteilt ist, will man sich jetzt auf jeden Einzelfall konzentrieren. Die großen Massen-Rückholaktionen seien ab Donnerstag jedenfalls beendet, erklärte Schallenberg.

Wer nicht mehr zurückgeholt werden kann, dem will man jedenfalls vor Ort unter die Arme greifen – mit Unterstützung bei der Versorgung, sei es mit Lebensmitteln oder medizinischen Produkten, bei der Suche nach einer Unterkunft, aber auch mit Kontaktvermittlung zu anderen Betroffenen vor Ort. Außerdem kündigte Schallenberg an, dass es in "besonderen Härtefällen" möglich ist, vom Konsulat eine Art "Notkredit" zu bekommen.

Reisewarnung statt Reisefreiheit

Stichwort Reisefreiheit: Die sei wohl noch länger nicht möglich, denn "hier sind nicht alle Staaten im Gleichschritt unterwegs", sagte Schallenberg. Bisher habe es für 29 Staaten weltweit eine Reisewarnung des Außenministeriums gegeben, zusätzlich neu hinzu kamen am Mittwoch Belgien, Portugal, Schweden, Indonesien, Brasilien, die Philippinen und Nigeria – hier gilt ab sofort ebenfalls die höchste Reisewarnung.

Heißt im Umkehrschluss laut Schallenberg: "Solange das Coronavirus nicht global besiegt ist, wird es nicht die volle Reisefreiheit geben können." Das sei natürlich für viele eine "sehr harte Situation", insbesondere wo es nicht um den geplanten Wochenendtrip, sondern um eine längere Trennung von geliebten Menschen gehe, aber es sei auch "eine Frage des Hausverstands".

Urlaub daheim

Hier sprang Tourismusministerin Köstinger zur Seite – mit einem Plädoyer für den Urlaub daheim: "Jeder, der einen Urlaub für den Sommer plant, sollte darüber nachdenken, ihn in Österreich zu verbringen", erklärte sie mit Verweis auf die massiven Beschränkungen der Reisefreiheit. Positiver Nebeneffekt: "Unsere Hotels, unsere Gastronomie", sie alle bräuchten "unsere Unterstützung, unsere Solidarität", immerhin seien gerade im ländlichen Raum auch viele andere Branchen – vom Bäcker bis zum Friseur – von der "Vollbremsung" des Tourismus betroffen.

Wie berichtet ist der Tourismus voll vom aktuellen Shutdown betroffen. Das Problem ist nicht nur, dass Gäste wegbleiben: Tourismus gilt als investitionsintensive Branche, viele Betriebe sind hochverschuldet und haben wenig Eigenmittel. In der Gastronomie ist es ähnlich. Experten warnen bereits vor einer Pleitewelle.

Ob, wer jetzt einen Österreich-Urlaub bucht, diesen auch sicher wird antreten können beziehungsweise wie entsprechende Stornoregeln aussehen könnten, da wollte sich die Ministerin am Mittwoch nicht festlegen. Auch die genauen Regeln, wie ein Sommerurlaub in Corona-Zeiten aussehen könnte, sind noch offen – eine Arbeitsgruppe ihres Ressorts kümmere sich gerade um die Ausgestaltung, erklärte Köstinger. Jedenfalls werde es einen Unterschied machen, ob es sich beim Quartiergeber um ein Selbstversorger-Apartment oder um einen Aufenthalt im Thermenhotel handle. (Karin Riss, András Sizgetvari, 8.4.2020)