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Afghanistan will hundert Taliban-Kämpfer – zu sehen ein Symbolfoto eines Pressetermins im Pul-e-Charkhi-Gefängnis – freilassen.
Foto: AP Photo/Rahmat Gul

Inmitten der festgefahrenen Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch mit den Taliban hat die afghanische Regierung angekündigt, hundert Kämpfer der radikalislamischen Miliz aus der Haft zu entlassen. Am Mittwoch würden hundert Taliban-Gefangene freigelassen, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Javid Faisal.

Am Dienstag hatten die Taliban mit einem Rückzug aus den "fruchtlosen" Verhandlungen über den Gefangenenaustausch gedroht. "Wir halten uns an unseren Teil der Abmachung", sagte Faisal. "Der Friedensprozess sollte voranschreiten."

Einwöchige Verhandlungen

Die Regierung und die Taliban verhandeln seit knapp einer Woche in Kabul über den Austausch ihrer Gefangenen, der ursprünglich für den 10. März geplant war. Er ist zentraler Bestandteil des Abkommens zwischen den USA und den Taliban zur Beendigung des jahrelangen bewaffneten Konflikts. Weil die Regierung und die Taliban in dieser Frage aber uneins sind, wurde dieser Punkt bisher nicht umgesetzt.

Zur Eskalation in den Verhandlungen kam es am Dienstag, nachdem die Regierung den Taliban vorgeworfen hatte, die Freilassung von 15 ranghohen Kommandeuren erreichen zu wollen. Die Taliban wiederum hatten die Regierung beschuldigt, die Freilassung der Gefangenen absichtlich zu verzögern und gegen das Abkommen zu verstoßen.

Kommandeure nicht entlassen

Laut Faisal befinden sich die 15 Taliban-Kommandeure nicht unter den hundert Gefangenen, die jetzt freigelassen werden sollen. Ob weitere Kämpfer aus der Haft entlassen werden, hänge davon ab, "was die Taliban tun". Diese kommentierten die Ankündigung zunächst nicht.

Das Abkommen zwischen den USA und den Taliban sieht vor, dass bis zu 5.000 Taliban-Kämpfer und bis zu tausend verschleppte afghanische Soldaten freikommen. Danach sollen auch die innerafghanischen Friedensverhandlungen beginnen.

Die Regierung war allerdings an den Verhandlungen und der Unterzeichnung des Abkommens nicht beteiligt. Die Taliban betonten immer wieder, die Gespräche über den Gefangenenaustausch seien rein "technischer" Natur, keineswegs handle es sich dabei um "politische" Verhandlungen. (APA, 8.4.2020)