Die Masken, die im Supermarkt verteilt werden, entsprechen nicht dem klinischen Schutzstandard. Wenn Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter jedoch gar keine haben, sind ihnen auch die willkommen.

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"Ich muss einkaufen gehen, vielleicht bekomme ich noch eine Maske vom Spar", sagt ein AKH-Mitarbeiter, der als "Läufer" tätig ist. So werden intern im Krankenhaus jene Mitarbeiter des Transportservice genannt, die Abstriche, Blut sowie Corona-Abstriche ins Labor bringen. Sie haben dabei Kontakt sowohl mit Patienten als auch mit medizinischem Personal, wie eine AKH-Angestellte, die anonym bleiben möchte, dem STANDARD erklärt. Trotz dieses exponierten Jobs gebe es für diese Läufer nicht ausreichend Schutzausrüstung. Den Vorgesetzten seien "die Hände gebunden", wie es heißt. Auch andere AKH-Mitarbeiter, die ebenfalls nicht namentlich in der Zeitung genannt werden möchten, berichten von ähnlicher Mangelversorgung.

Kein Überfluss

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) dementiert: "Das AKH Wien verfügt über eine ausreichende Anzahl an Schutzmasken verschiedener Kategorien", sagt KAV-Sprecherin Nina Brenner-Küng. Sie betont aber, dass Mitarbeiter nur dort damit ausgestattet werden, "wo die Masken für die Betreuung der Patienten erforderlich sind".

Zuvor wurde eruiert, wie hoch das individuelle Risiko in den einzelnen Berufsgruppen ist, sich mit dem Coronavirus anzustecken. In patientenfernen Arbeitsbereichen, etwa in Laboren, wo nur mit nicht infektiösen Proben gearbeitet wird, oder in technischen Bereichen, seien Schutzmasken laut KAV tatsächlich nicht vorgesehen. "Dort können wir keine Masken zur Verfügung stellen", so Brenner-Küng. Denn es sei "viel Aufwand, an Masken nach klinischem Schutzstandard zu kommen, sie sind ein wertvolles Gut". Es gibt also einfach nicht genügend, um alle Bereiche im AKH auszustatten.

Für eine Woche

Früher war das anders. Vor Corona sind Schutzmasken in den Abteilungen frei verfügbar gewesen, so der KAV. Heute werden die betroffenen Bereiche jeweils für etwa eine Woche ausgestattet, bevor die nächste Lieferung kommt. Bei den Mitarbeitern könne das den Eindruck erwecken, es gäbe keine ausreichenden Vorräte, heißt es.

Aktuell erhält jeder Österreicher, der einen Supermarkt betritt, eine Maske. Für Spitalsmitarbeiter in bestimmten Bereichen gibt es jedoch keine. Eine krasse Schieflage. "Das erzeugt verständlicherweise ein schiefes Bild", wie Brenner-Küng sagt. Es wird im AKH aber mittlerweile geduldet, wenn Mitarbeiter in patientenfernen Bereichen selbstgenähte oder Masken aus dem Supermarkt tragen – diese entsprechen allerdings nicht dem klinischen Schutzstandard, so der KAV. Wer trotz Patientenkontakts keine Schutzmasken mehr hat, soll sich an seine Vorgesetzten oder an die zuständigen Hygieniker wenden, empfiehlt der KAV. Brenner-Küng bekräftigt: "Jeder Mitarbeiter mit Patientenkontakt bekommt Schutzmasken zur Verfügung gestellt."

Mehrfach verwendet

Von Mitarbeitern wird auch kritisiert, dass Masken im AKH mangels Nachschubs sehr lange getragen werden müssen. Auch hier dementiert der KAV: Sollte während des Tragens eine Kontaminierung erfolgen, so ist die Maske umgehend zu wechseln, heißt es. "Niemand muss eine Maske tagelang tragen. Wer eine neue braucht, kriegt auch eine", sagt Brenner-Küng.

Ist eine Maske allerdings trocken geblieben, darf sie je nach Güte bis zu acht Stunden getragen werden. Laut Vorgaben des Robert-Koch-Instituts kann eine Maske auch während einer Schicht unter bestimmten Kriterien mehrfach verwendet werden. Daran halte man sich auch am AKH. Zudem werden bestimmte Maskentypen derzeit nach ihrem Gebrauch einer Dampfsterilistation unterzogen, um sie wiederverwenden zu können. Diese wiederaufbereiteten Masken seien derzeit aber nicht im Umlauf, sondern sind "ein Backup für den absoluten Notfall", so der KAV. (Bernadette Redl, 9.4.2020)