Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3
Screenshot: Resident Evil 3

Gute Videospiele sind unsterblich – oder zumindest untot. Richtig lebendig sind die großen Klassiker nämlich nur mehr in der Erinnerung ihrer damals – zum Beispiel – 20 Jahre jüngeren Fans, die damit auch eine gehörige Portion ganz banale Kindheitsnostalgie verbinden.

Wenn also die Resident Evil-Reihe letztes Jahr Teil 2 und aktuell den dritten Teil der Kultspielreihe rundum auf Hochglanz poliert und "behutsam" modernisiert wieder auflegt, ist die Referenz weder die aktuelle Games-Konkurrenz noch die tatsächlichen Originale, sondern vielmehr das erinnerungsverklärte Ideal eines tollen Erlebnisses aus der tiefsten Vergangenheit.

PlayStation

Resident Evil 3 setzt die Remake-Serie konsequent und mit den gewohnten Mitteln fort. Das bedeutet: zeitgemäße Hochglanzgrafik und Schulterperspektive, dafür im Vergleich zum 1999 erschienenen Original nur wenige Änderungen in Sachen Story, Setting und Spielmechaniken.

Trotzdem zeigt sich der Unterschied zu RE2 quasi in den ersten Spielminuten: Statt eines langsamen Einstiegs in die bekannte Zombie-Apokalypse geht es mit dem Angriff des im Original titelgebenden "Nemesis" gleich höchst actionreich zur Sache. Der ist ein fast unzerstörbarer Supermutant und jagt die aus dem ersten Teil bekannte Polizistin Jill Valentine und den Söldner Carlos Oliveira im Verlauf der nur etwa sieben Stunden langen, dafür aber recht actionreichen Kampagne in immer rabiater werdenden Mutationen durch die kollabierende Stadt Raccoon City.

Das Horrorabenteuer unterteilt sich dabei wie gehabt in mehrere Elemente: zum einen die langsame Erkundung der diesmal weniger verwinkelten Spielwelt samt Ressourcensammeln und Lösen einiger weniger, eher banaler Puzzles, zum anderen in den Kampf gegen allgegenwärtige Zombies und wiederkehrende Konfrontationen mit Nemesis, die als eskalierende Bosskämpfe dienen. In der Gestalt von Carlos Oliveira darf man stärker bewaffnet mehr den Actionhelden spielen. Ein brandneuer Multiplayer-Modus tröstet über das gar etwas kurze Abenteuer hinweg; in dem darf man zu viert gegen einen die Monster strategisch einsetzenden fünften Mitspieler antreten.

Was ist gelungen?

Atmosphärisch ist auch diese Neuauflage so beeindruckend wie der zweite Teil, und die abwechslungsreiche Mischung aus langsamer Erkundung und atemloser Flucht vor bzw. Kampf gegen den bösen Obermutanten bietet ein erfrischend eigenständiges Kapitel in der Horror-Saga. Als – logisch – Oldschool-Survival-Horrorspiel bleibt der wiederbelebte Klassiker dem bewährten Genrekonventionen treu. Die Hauptfiguren sind sympathisch und als Mischung aus Geister- und Hochschaubahn sorgt das rasante Horrorabenteuer für gute Unterhaltung …

Was ist weniger gelungen?

… aber nicht für besonders lange. Die relative Kürze zum Vollpreis ist trotz Multiplayer-Dreingabe schade, aber auch dem ebenfalls nicht eben umfangreichen Original geschuldet. Was außerdem jedem abseits der Hardcore-Nostalgiefraktion negativ auffällt, sind die inzwischen wirklich als anachronistisches Ärgernis daherkommende Inventoryverwaltung und das Speichersystem; beides grenzt im Jahr 2020 an künstlich herbeigeführte Mühsal ohne Gegenwert. Dass Handlung und Dialoge aus einer, sagen wir mal, vergleichsweise unterkomplexen Frühzeit des Mediums stammen, sieht man dem Spiel noch augenrollend oder, je nachdem, schenkelklopfend nach; der lapidare Sadismus im Umgang vor allem mit seiner weiblichen Hauptfigur in unzähligen Todesanimationen sorgt allerdings für Unbehagen, das nicht unbedingt ganz durch Genrekonvention wegerklärt werden kann.

Fazit

Resident Evil 3 ist ein solides Spiel, das sich optisch und atmosphärisch an ein größeres Publikum richtet, als es durch seine teils altbackenen Original-Spielmechaniken bei der Stange halten kann. Den letztes Jahr erschienenen, mit exakt denselben Problemen kämpfenden und dennoch sehr guten zweiten Teil kann Resident Evil 3 zu keiner Zeit übertreffen – ein Schicksal, das es wohl mit seinem historischen Vorbild teilt. Fans der Originale bekommen erneut genau das, was sie sich wünschen, wer die letztjährige Ausgabe mochte, findet hier leider etwas schwächeren Nachschub. (Rainer Sigl, 9.4.2020)