Ein "Sicherheitsrat" soll dafür sorgen, dass Zoom bei Firmenkunden wieder Vertrauen gewinnen kann.

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Der Videokonferenz-Service Zoom ist ein großer Profiteur der Coronavirus-Pandemie. Die in vielen Ländern erlassenen Ausgangsbeschränkungen haben viel Büroarbeit ins Homeoffice verlagert, was die Nachfrage nach dem Dienst massiv angekurbelt hat.

Jedoch ist Zoom in den letzten Wochen auch immer stärker in die Kritik geraten. Laxe Standardeinstellungen, Datenübermittlung an Facebook, über chinesische Server laufende Verbindungen und Sicherheitslücken haben den Ruf der Software beschädigt. Nun ist CEO Eric Yuan zur Schadensbegrenzung ausgerückt – mit Selbstkritik und Versprechen.

Viele neue Nutzer – und Probleme

"Ich habe es wirklich vergeigt", erklärt Yuan gegenüber dem "Wall Street Journal". Als das Coronavirus in China zu grassieren begann, startete man bei Zoom eine Öffnung des Dienstes, um die Plattform möglichst vielen Menschen kostenlos zugänglich zu machen. Die steigende Popularität sorgte aber auch für mehr Aufmerksamkeit für die Defizite des Tools, die man bis dahin zu wenig beachtet habe.

Dass teilweise Daten über chinesische Server gelaufen seien, sei etwa einem Backupmechanismus geschuldet. Kann eine Verbindung für einen Videochat nicht direkt hergestellt werden, sucht der Service andere Routen. Für Märkte wie die USA hatte man eigentlich einen Mechanismus implementiert, der die Umleitung über China verhindern sollte, doch dieser entpuppte sich als fehlerhaft. Dazu kamen auch Bedenken von Sicherheitsexperten, die die Verschlüsselung von Zoom als mangelhaft ansahen.

Große Kunden stiegen aus

Diese Kontroversen kosteten Zoom bereits mehrere Firmenkunden. Während österreichische Behörden den Dienst weiter einsetzen – allerdings auf eigenen Servern und nicht in der Cloudversion –, sprangen etwa die von Elon Musk geführten Firmen Tesla und Space X ab. Dazu erließen verschiedene Schulen, andere Institutionen und Unternehmen ein Verbot.

Zuletzt, so meldet "The Verge", hat Google eine Rundmail an seine Mitarbeiter verschickt und die Verwendung des Dienstes auf Firmenrechnern untersagt – und verhindert auch über technische Richtlinien nun die Ausführung des Desktop-Clients. Zusätzlich sieht sich der Anbieter auch mit einer Klage seiner Aktionäre konfrontiert.

"Wir müssen ihr Vertrauen zurückgewinnen. Das hätte nicht passieren dürfen", meint Yuan. Eine Reihe von Problemen, etwa den Datenversand an Facebook und die Umleitungen über China, hat man bereits ausgeräumt. Auch die Standardeinstellungen für Videokonferenzen wurden verschärft, um dem Problem der sogenannten Zoombombings zu begegnen, bei denen sich Unbekannte in laufende Chats einklinken und diese stören.

Interner Sicherheitsrat soll es richten

Darüber hinaus verspricht er, den Fokus nun stark auf Sicherheit zu legen, um alle nach wie vor bestehenden Probleme auszuräumen. Zu diesem Zwecke richtet man intern einen eigenen "Sicherheitsrat" ein, dem auch externe Experten angehören sollen. Einer von ihnen ist Alex Stamos, der von 2015 bis 2018 Sicherheitschef bei Facebook war.

Glücklich ist Yuan mit der großen Nachfrage nach Zoom auch nicht mehr so wirklich. Er hoffe, sich nach der Pandemie wieder hauptsächlich auf Auftraggeber aus dem Firmenumfeld konzentrieren zu können. Wenn es gelinge, verlorene Kundschaft wieder zurückzugewinnen und man "stärker und besser" aus den Turbulenzen hervorgehe, seien die schmerzhaften Lektionen der jüngeren Vergangenheit es aber zumindest wert gewesen. (gpi, 10.4.2020)