Hobbybäcker kommen derzeit nur schwer an Germ.

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Er ist im Normalfall im Kühlregal nur schwer zu finden, in Zeiten der Corona-Krise gestaltet sich die Suche aber als beinahe unmöglich. Die Rede ist von Germ, der in Österreichs Supermärkten seit Wochen Mangelware ist. Zwar gebe es ausreichend Rohstoffe, heißt es in der Branche, Hersteller kommen allerdings mit dem Abpacken nicht nach. Die hohe Nachfrage vor Ostern stellt Produzenten vor eine weitere Herausforderung.

"Unsere Maschinen laufen seit vier Wochen auf hundert Prozent", erzählt Thomas Berger, Vertriebsleiter beim Germhersteller Lallemand mit Sitz in Ottakring. Germ sei genug da, meint Berger, "aber das Verpackungsmaterial ist das Nadelöhr". Die riesige Nachfrage, die derzeit in Supermärkten herrsche, sei nur schwer zu decken.

Großpackungen im Einzelhandel

Anders sieht es bei der Versorgung von Bäckereien aus. Während in Supermärkten verpackungsintensive 42-Gramm-Würfel die Norm sind, werden Bäcker mit Halb-Kilo-Packungen versorgt. Lallemand hat mittlerweile begonnen, auch Spar-Märkte mit den Großpackungen zu beliefern. In einigen Filialen sind diese nun im Kühlregal oder zerstückelt an der Feinkosttheke erhältlich.

Derzeit fehlt in vielen Supermarktregalen Germ, nach Ostern könnte die Lage wieder entspannter werden.
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Trotz dieser Notlösung sei die Lage am Markt "mittelprächtig", sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. "Die Hersteller kommen nicht nach." Zwar würden die Filialen regelmäßig Nachschub erhalten, nichtsdestotrotz dürfte sich die Situation vor Ostern nicht mehr entspannen.

Ähnliches ist auch bei Rewe zu hören. "Es wird laufend geliefert, aber der Germ ist auch schnell wieder vergriffen." Die Ware würde jedenfalls gerecht auf alle Standorte verteilt werden. Aufgrund der hohen Nachfrage könne Rewe aber nicht garantieren, wie lange der Vorrat in einzelnen Filialen hält. Und auch beim Diskonter Hofer beobachte man derzeit eine erhöhte Nachfrage, wodurch es teilweise zu Lieferverzögerungen komme.

Folien fehlen

Nicht nur die Würfel aus dem Kühlregal sind begehrt, auch um Trockenhefe herrscht ein Griss. Im März wurde die Produktion bei Österreichs größtem Trockengermhersteller Haas im Vergleich zum Vorjahresmonat versechsfacht. Aber auch bei dem Unternehmen mit Sitz in Traun hakt es am Verpackungsmaterial, Folien fehlen.

Mit einer so plötzlichen Nachfragesteigerung haben heimische Germproduzenten nicht gerechnet. Auch in Deutschland gibt es Engpässe.
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Dass der Engpass gerade vor Ostern entstanden ist, sei "doppelt bitter", sagt Geschäftsführer Leopold Hainy. Immerhin werden in der Regel gerade jetzt viele Pinzen, Brioches und Striezel gebacken. Mit einer so plötzlichen Nachfragesteigerung hat auch Hainy nicht gerechnet: "Auf einmal stehen wir mit einem Randartikel im Mittelpunkt."

Hohe Nachfrage auch in Deutschland

Ein großer Anteil des Germs, der in Österreich verkauft wird, stammt aus Deutschland. Ein Blick über die Grenze zeigt, dass auch dort die Nachfrage groß ist. Nach Angaben des statistischen Bundesamts ist die Germ-Absatzmenge im deutschen Einzelhandel in den vergangenen Wochen im Vergleich zum abgelaufenen Halbjahr zeitweise um mehr als 130 Prozent gestiegen.

Die Rohstoffversorgung sei aufrecht, heißt es seitens des deutschen Verbands der Hefeindustrie, aber auch Deutschlands Produzenten wurden von der plötzlich gestiegenen Nachfrage überrumpelt. "500-Gramm-Blöcke für Bäcker sind kein Problem", sagt die Sprecherin des Verbands. Wie auch in Österreich fehlt deutschen Herstellern das Verpackungsmaterial.

Verpackungen sind überall der Engpass

Das erzählt auch Ewald Müller, Geschäftsführer von Lesaffre Österreich, die den Mautner-Markhof-Frischgerm herstellt. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Verkaufsmenge im Einzelhandel um ein Vierfaches gestiegen. Auch bei Lessafre seien genug Rohstoffe vorhanden, die Abpackkapazitäten allerdings erschöpft.

Für den Run auf die Backzutat hat Müller neben Hamsterkäufen jedenfalls noch weitere Erklärungen: Zum einen hätten Konsumenten gerade mehr Zeit zum Backen, andere hätten hingegen Misstrauen vor unverpackter Ware – und würden daher selbst das Backrohr anwerfen. (Nora Laufer, 10.4.2020)