Gesundheitsminister Anschober und das – fast schon obligatorische – Taferl, das zeigt, dass sich die Zahl der Neuinfektionen drastisch verringert.

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Sorgenvoll blickte man auf den Zeitraum Mitte Mai, vom Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bis zur Opposition, namentlich von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kam die Warnung: Mitte April wird es eng mit den Kapazitäten der Intensivmedizin. Den Engpass konnte man abwenden, verkündete am Freitag dann Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Es sei gelungen, die Kurve zu drücken, betonte Anschober einmal mehr, von täglichen Wachstumsraten von 57 Prozent noch Mitte März sei man mittlerweile stabil bei einem Wachstum zwischen 2,2 und 2,7 Prozent. Auch die Zahl der Genesenen liegt seit dem 3. April höher als die der Neuinfizierten.

1.000 Betten frei für Covid-Infizierte

Was die Zahl jener angeht, die wegen Covid-19 im Spital sind, sei diese "im internationalen Vergleich" recht gering, momentan seien 1.032 Personen hospitalisiert, 261 davon auf Intensivstationen. Dort, so sagt Herwig Ostermann vom Covid-Prognose-Konsortium, stehen noch 1.000 Betten für Corona-Patientinnen und -Patienten zur Verfügung.

Man sei also, so Anschober, "auf der sicheren Seite" bei den Spitalskapazitäten, derzeit gebe es kein Risiko, diese zu überschreiten. Der Gesundheitsminister betont jedoch, es sei nun, zum Abschluss der ersten Phase, entscheidend, "nichts zu riskieren". Das gesellschaftliche Leben werde bald zwar geöffnet, jedoch nur schrittweise und mit Sicherheitsnetzen. "Machen wir uns nichts kaputt, was wir uns mühsam aufgebaut haben", so Anschober.

Zweite Phase mit Sicherheitsnetz

Die zweite Etappe, die der schrittweisen Öffnung, sei besonders heikel, weil es dafür keine Vorbilder gebe, daher sei wichtig, die "Grundregeln" – Hygienemaßnahmen und räumliche Distanz – weiterhin zu befolgen, auch wenn kleinere Geschäfte wieder öffnen. Damit "uns die Zahlen nicht davonlaufen", werde nun laufend kontrolliert, welche Bewegung es in den Zahlen gibt, Cluster müssten rasch erkannt werden.

Dabei werde man weiterhin Schwergruppen im Auge behalten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Supermärkten, Krankenhäusern und Pflegeheimen wurden ja bereit verstärkt getestet, nun soll dies auf weitere Gesundheitsberufe und die Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen ausgeweitet werden. Auch weitere Schutzausrüstung soll den Altenheimen zur Verfügung gestellt werden.

Warnung vor Schnelltests

Elisabeth Puchhammer vom Zentrum für Virologie an der Med-Uni Wien warnte außerdem, Schnelltests zu viel Vertrauen zu schenken. Viele davon seien derzeit auf dem Markt, "fast keiner davon ist evaluiert", sagte sie. Sie rät daher davon ab, sich solche im Internet zu bestellen oder sie anderswo durchführen zu lassen, weil diese oft falsch-positiv wären. Man laufe also Gefahr, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und sich dann erst recht anzustecken.

Davon, dass künftig auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Coronavirus-Tests anordnen können, erwarte man sich sehr viel, sagte Puchhammer. Erste Zahlen würden zeigen, dass von den Proben, die von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten freiwillig in Testlabors geschickt wurden, etwa fünf Prozent positiv getestet wurden. Das passe, ebenso wie die Ergebnisse der repräsentativen Studie, die am Freitag präsentiert wurden, gut in das Bild, das man derzeit von der Verbreitung des Virus hätte. (Gabriele Scherndl, 10.4.2020)