Auch wenn Bundeskanzler Kurz das Hauptergebnis schon am Montag verriet: Die Präsentation der Sora-Studie war mit großer Spannung erwartet worden, da sie versprach, endlich Licht ins Dunkel der unentdeckten Covid-19-Infektionen zu bringen. Nun wissen wir also ganz offiziell, dass bei dieser Zufallsstichprobe von 1544 Personen sich nur sehr wenige als infiziert erwiesen, ohne das tatsächlich zu wissen. Die geringe Stichprobengröße macht genaue Hochrechnungen zwar etwas schwierig: Die auf ganz Österreich umgelegten Zahlen liegen aber mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 10.200 und 67.400 "unbekannten" Infektionen, am wahrscheinlichsten sind rund 28.500 – das sind gerade einmal 0,33 Prozent der Österreicher. Bestätigt sind bekanntlich etwas mehr als 13.000 Infektionen, also knapp 0,15 Prozent.

1.544 Personen haben sich bei der repräsentativen Studie der Bundesregierung auf das Coronavirus mittels PCR-Test testen lassen.
Foto: EPA/PIETER STAM DE JONG

Wie verlässlich sind diese Ergebnisse? Und was lässt sich daraus ableiten? Ein Problem der Studie besteht neben der Stichprobengröße in den verwendeten PCR-Tests. Diese zeigen nämlich nur aktive Infektionen an, während bereits überstandene Infektionen nur mit Antikörpertests ermittelt werden können, die Ende April zur Anwendung kommen sollen. Angesichts ähnlicher Ergebnisse aus Island oder vom Kreuzfahrtschiff Diamond Princess ist aber nicht zu erwarten, dass diese Tests völlig andere Daten liefern werden.

Eine geringe Durchseuchungsrate hat ihr Gutes und ihr Schlechtes: Sie deutet erstens darauf hin, dass die Mortalitätsrate bei Covid-19 doch bei einem Prozent und damit recht hoch liegen dürfte. Zweitens scheint das Erreichen der Herdenimmunität gegen das Virus (also eine Durchseuchung von mehr als 50 Prozent) eine unrealistische Hoffnung. Drittens aber, und das ist die gute Nachricht, macht die relativ geringe Dunkelziffer die Eindämmung des Virus leichter. Das heißt: Lockerungen der Maßnahmen sind möglich und vernünftig – sie wollen aber wohl überlegt sein. (Klaus Taschwer, 10.4.2020)