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Auch für die rund 53.000 Studierenden an den österreichischen Fachhochschulen bleiben seit Mitte März die Türen der Hörsäle, Labore und Seminarräume geschlossen. Studiert wird ausschließlich mittels virtueller Lernformate. Die gesamte Lehre wurde in den Onlinemodus transformiert. Nicht zuletzt wegen der Vielzahl an berufsbegleitenden Studienprogrammen wurde schon bisher auf einen vielfältigen Methodenmix in der Lehre gesetzt. Darauf konnte bei der Umstellung zurückgegriffen werden.

Eine größere Herausforderung ist es aber, Möglichkeiten zu schaffen, das Semester auch erfolgreich abschließen zu können. Zwar werde von allen Fachhochschulen beteuert, dass das "Corona-Semester", kein verlorenes Semester werde, eine Blaupause, wie es abgeschlossen werden soll, gibt es aber nicht. Besondere Lösungsvorschläge werden vor allem für die praxisorientierten Lehrveranstaltungen, die üblicherweise in Laboren – beispielsweise in den Laboren der Molekularen Biotechnologie oder der Biomedizinischen Analytik, im Bewegungslabor der Physiotherapie oder in den Funktionsräumen der Hebammen oder der Gesundheits- und Krankenpflege – stattfinden, gesucht. An der FH Campus Wien werde daran gearbeitet, diese Lehrveranstaltungen in das kommende Wintersemester zu verschieben und andere Lehrveranstaltungen dafür vorzuziehen, diese also zu tauschen, heißt es dazu von der Fachhochschule.

An der FH Gesundheit Tirol wird an einer ähnlichen Lösung gearbeitet und Theorieblöcke im Studienverlauf vorgezogen, um die Zeit, die lehrplanmäßig für Praktika vorgesehen wäre sinnvoll zu ersetzen. Schwierig sei es aber, praktische Fertigkeiten in Übungen zu vermitteln. Den Unterricht in Kleingruppen unter Einhaltung von Mindestabständen und mit Mund-Nasen-Schutz wieder zu ermöglichen, sei eine wesentliche Forderung, sagt Claudia Potocnik, stellv. Kollegiumsleiterin der Fachhochschule. "Grundsätzlich sind wir nach wie vor bemüht, auch heuer einen zeitgerechten Abschluss für unsere Gesundheitsberufsausbildungen zu ermöglichen. Auch wenn das bedeutet, dass im heurigen Sommer unterrichtet wird, Praktika abzuwickeln sein werden und Abschlussprüfungen dann spätestens im September erfolgen können.

Lehre weiterhin virtuell

Zwar hat Wissenschaftsminister Heinz Faßmann das schrittweise Hochfahren des Studienbetriebs angekündigt, die Lehre soll aber weiterhin virtuell erfolgen. An der FH St. Pölten sei man bei der Umstellung auf Online-Betrieb von diesem Szenario ausgegangen. Das gesamte Sommersemester wurde dementsprechend organisiert. Lehrveranstaltungen, die nicht in virtuelle Räume übersiedelt werden konnten, wurden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Wie die anstehenden Prüfungen absolviert werden können, werde derzeit getestet. Für Einzel- oder kommissionelle Prüfungen können jedenfalls Videokonferenzen zum Einsatz kommen.

Die Corona-Krise hat Fachhochschulen auch während ihrer Aufnahmephase erwischt. Bewerbungsunterlagen werden oft über den Postweg transportiert und spätestens beim Aufnahmetest oder dem Aufnahmegespräche wurde auf analoge Methoden gesetzt.

Andere Gewichtung

Die Aufnahmetests sowie die Interviews der Bewerber können auch an der FH Wien aufgrund der neuen Vorgaben nicht wie gewohnt und geplant durchgeführt werden. Daher wird derzeit an Alternativen gearbeitet. "Wir haben dafür sechs Varianten entwickelt, die bis Ende der Osterferien auf ihre Machbarkeit und technische Umsetzbarkeit im gegebenen Zeitfenster und mit den vorhandenen Ressourcen geprüft werden", sagt Michael Heritsch, Geschäftsführer der FH WKW.

Mehr Gewicht bekommen jedenfalls die eingereichten Bewerbungsunterlagen "Da keine Präsenztests möglich sind, werden dafür die Schulleistung der Bewerberinnen und Bewerber herangezogen und vor allem das Aufnahmegespräch, das online durchgeführt wird, deutlich stärker gewichtet", sagt Karl Peter Pfeiffer, wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH Joanneum. Ähnliches erwartet Bewerber an der FH Salzburg. (Gudrun Ostermann 16.4.2020)