Kim Jong-un und Kim Yo-jong.

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Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat mehr als ein Drittel der Mitglieder in der Kommission für Staatsangelegenheiten entlassen, dem höchsten Entscheidungsorgan des Landes. Fünf der 14 Mitglieder des Gremiums wurden ausgetauscht, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag meldete. Schon tags zuvor war ein anderer Umbau im nordkoreanischen Staatsapparat bekanntgeworden: Kim setzte seine Schwester Kim Yo-jong als ständiges Mitglieder im Politbüro ein und gab der 32-Jährigen damit mehr Einfluss. Gründe für die Personalwechsel nannte die Agentur nicht.

Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang fungierte Kim Yo-jong als Stellvertreterin ihres Bruders. Bei Gipfeltreffen Kim Jong-uns mit Trump oder dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in war sie ebenfalls regelmäßig zugegen.

Im Namen des Bruders

Experten gehen davon aus, dass Kim Yo-jong ihren einflussreichen Posten vergangenes Jahr verlor, nachdem ein zweites Treffen Kim Jong-uns mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi gescheitert war. Ihre Wiedereinsetzung sei Teil des derzeitigen Aufstiegs Kim Yo-jongs in der nordkoreanischen Hierarchie, sagte der Nordkorea-Experte Ahn Chan-il aus Seoul.

Erst seit wenigen Wochen gibt Kim Yo-jong wieder bedeutsame politische Erklärungen in ihrem eigenen Namen ab – zuletzt sagte sie etwa, dass die gute Beziehung zwischen Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump auf dem Weg zum Frieden keine Zugeständnisse der USA im Atomstreit ersetzen könnte. Diese Entwicklung bewerten Experten als Zeichen für ihren wachsenden Einfluss in Nordkorea.

"Kein Corona-Fall in Nordkorea"

Der Austausch von Mitgliedern der Kommission für Staatsangelegenheiten erfolgte den Angaben zufolge während einer Sitzung der Obersten Volksversammlung, also des nordkoreanischen Parlaments. Auf Fotos der staatlichen Zeitung "Rodong Sinmun" war zu sehen, dass die Mitglieder der Volksversammlung trotz der Coronavirus-Pandemie eng beieinander saßen und keinen Atemschutz trugen.

In einem offiziellen Bericht wurde erneut ins Feld geführt, dass Nordkorea "nicht einen einzigen Fall" einer Infektion mit dem neuartigen Virus habe. Bereits kurz nach Bekanntwerden der ersten Coronavirus-Infektionen in China hatte Pjöngjang im Jänner seine Grenzen zum Nachbarland geschlossen. Tausende Nordkoreaner und hunderte Ausländer, darunter auch Diplomaten, wurden wochenlang unter Quarantäne gestellt.

Internationale Experten halten Nordkorea in der Pandemie für besonders gefährdet. Das wegen seines Atom- und Raketenprogramms mit massiven Sanktionen belegte Land ist international nahezu vollständig isoliert, das Gesundheitssystem ist schwach – und viele Menschen sind unterernährt. (APA, red, 13.4.2020)