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Beim Golfen lässt sich Abstand halten, deshalb werden Golfklubs unter den ersten Sporteinrichtungen sein, die wieder ihre Türen öffnen.

Foto: Reuters/Noble

Wien – Im Prater werden wieder die Tennisplätze gespritzt. Der junge Mann, der da im altehrwürdigen Vienna Cricket Tennis Club seiner Tätigkeit nachgeht, kann nicht sagen, wann der Verein wieder aufsperren wird. Klar ist ihm, dass es "so oder so nicht einfach wird". Schließlich sei davon auszugehen, dass das Vereinsleben weitgehend eingeschränkt bleibt. Wie bei vielen Sportvereinen hat sich dieses Leben bei Cricket stets auch darüber definiert, dass die Menschen nach dem Sport zusammensitzen, kurz: über die Kantine.

Sei’s drum. Wenn Sportminister Werner Kogler dieser Tage erklärt, welche Sportart bald wieder ausgeübt werden kann, wird die Rede schnell auf den populären Tennissport kommen. Mit mehr als 173.400 Österreicherinnen und Österreichern, die bei Vereinen gemeldet sind, ist Tennis der nach Fußball (440.000) zweitbeliebteste Sport, gefolgt von Ski (139.000), Golf (101.700), Turnen (98.700), dem Eisstocksport (88.300) und Klettern (78.400).

Beispiel Bogenschießen

Kogler hat sich mehrmals mit Hans Niessl ausgetauscht, dem Präsidenten der Bundessportorganisation Sport Austria, die insgesamt 15.000 Sportvereine im Land vertritt. Es liegt auf der Hand, dass Individual- gegenüber Teamsportarten in Zeiten wie diesen im Vorteil sind. Neben Tennis und Golf wird oft Bogenschießen genannt, das geradezu prädestiniert sei, um Abstand zu halten – und übrigens gar nicht wenige Anhänger (13.000) hat.

Schwierig wird es für Hallensportarten, da ist das Infektionsrisiko größer als im Freien, schwierig wird es auch für Teamsportarten, die eine gewisse Nähe zu Gegen- und Mitspielern oder sogar Körperkontakt bedingen. Im Fußball, Basketball, Handball, Volleyball, Rugby, American Football, Hockey etc. bleibt Geduld gefragt. Das betrifft und trifft auch den Nachwuchsbetrieb, also tausende Jugendliche und Kinder.

Ab ins Wasser?

Die Regelungen für einzelne Disziplinen werden mit Spannung erwartet. In einigen Wassersportarten macht man sich große Hoffnungen. Wann und in welcher Form kann wieder gesegelt, gerudert, gepaddelt, gesurft werden? Hier sind Sportlerinnen und Sportler nicht zuletzt davon abhängig, dass der Zugang zu Seen wieder ermöglicht wird.

Der Sportjurist Dominik Kocholl, auch Vizepräsident von Windsurfing Austria (WSA), betont, dass Windsurfen "kein Risikosport" sei. Und ganz generell hält Kocholl fest: "Sport dient der Stärkung des Immunsystems, ist gesund und vermeidet die Vorerkrankungen, von denen gerade jetzt viel die Rede ist. Bewegung und Sport unterstützen die physische und psychische Gesundheit und – gerade langfristig – auch das Gesundheitssystem."

Fußball ohne Fans

Für die größten Sportvereine Österreichs, die Vereine der Fußball-Bundesliga, könnte Minister Kogler eine Sonderregelung in Aussicht stellen. Nämlich "Geisterspiele". Es ist gut möglich, dass der österreichische hier dem deutschen Fußball nachhüpft. In Deutschland darf in den großen Vereinen zumindest in Kleingruppen trainiert werden, bereits im Mai soll die Liga wieder ihren Betrieb aufnehmen.

In Österreich könnte es im Juni so weit sein. Hierzulande fallen die Fernsehgelder zwar weniger ins Gewicht als in Deutschland, wo sie einen Gutteil manchen Vereinsbudgets ausmachen. Doch auch in Österreich besitzt der Fußball wirtschaftliche Power. In einer ORF-Diskussion gingen die meisten Vereinsvertreter davon aus, dass die Restsaison mit regelmäßigen Testungen und Geisterspielen absolviert werden könnte. Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund erklärte: "Wir sind überzeugt, dass wir der Gesellschaft und den Fans in der schwierigen Zeit am meisten geben können, wenn wir sie wieder unterhalten können." (Fritz Neumann, 14.4.2020)