Am Anfang waren da nicht mehr als ein paar harmlose Stoppeln. Hollywood-Star Jim Carrey posierte am 24. März auf Instagram und kündigte an, seinen Bart so lange nicht zu scheren, bis er wieder das Haus verlassen könne. Carrey hielt Wort. Zu Ostern überraschte er seine Fans mit einem beeindruckenden grauen Rauschebart.

Im März sah alles noch ganz harmlos aus, zu Ostern präsentierte Jim Carrey dann einen ordentlichen Vollbart.

Wer nun meint, der Wildwuchs ums Kinn herum sei nicht mehr als ein abgedrehter Hollywood-Gag, irrt. Der Schauspieler ist nur ein Beispiel von vielen. Männer in Quarantäne lassen derzeit leidenschaftlich die Bärte wuchern – allen Warnungen zum Trotz, dass sich Bart und Maske nicht sonderlich gut vertragen.

So mancher quarantänebedingte Bartträger sieht jedenfalls neuerdings so aus, als wolle er wie Arved Fuchs und Reinhold Messner die Arktis durchqueren. Für derlei Freiheitsdrang kann man unter diesen Umständen Verständnis aufbringen. Mit dem verwegenen Wildwuchs schafft Mann sich offensichtlich Freiräume. Und ist die Selbstisolation nicht irgendwie auch ein großes Abenteuer?

So kann ein Bart nach einigen Wochen in der Quarantäne aussehen.
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Die Isolation in den vier Wänden eröffnet so manchem sogar völlig neue Perspektiven. Harald Glööckler zum Beispiel, der König des Barock-Trashs und Träger eines messerscharf konturierten pechschwarzen Barts, zeigt sich neuerdings in seinem Garten von einer natürlicheren Seite. Er trägt graue Stoppeln am Kinn. Es wäre undenkbar gewesen, Glööckler jemals so in einer Talkshow zu Gesicht zu bekommen.

Bärte seien schon seit einigen Jahren wieder in Mode, meldete sich nun vor einigen Tagen der deutsche Designer und Bartträger Michael Michalsky zu Wort. "Die Leute, die jetzt im Lockdown auf die Idee kommen, haben es vielleicht vorher nicht gecheckt", kommentierte er etwas süffisant gegenüber der Deutschen Presse-Agentur und schob nach: "Aber warum nicht?" Nur ungepflegt möge er den Bart nicht.

Vielleicht aber ist der Wildwuchs einfach als ausgestreckter Mittelfinger zu verstehen: Ich lasse mir vielleicht verbieten, auf die Straße zu gehen, aber obenrum, da könnts mich mal. (Anne Feldkamp, 15.4.2020)