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Die 64-Jährige ist in der Öffentlichkeit auch für ihre Schals bekannt.

Foto: AP Photo/Alex Brandon

Deborah Birx, die Koordinatorin des Corona-Einsatzstabes der US-Regierung, war bereits einmal mit einem unbekannten Virus konfrontiert. Als sie 1983 in den Wehen lag und die erste ihrer beiden Töchter zur Welt brachte, verlor sie viel Blut. Die Ärzte wollten ihr eine Bluttransfusion verabreichen, doch mit letzter Kraft weigerte sie sich. Sie schrie, dass man ihr den Beutel nicht anhängen dürfe. Sie wusste von einer unbekannten Krankheit, die scheinbar gesunde Menschen sterben ließ. Sie wurde bewusstlos. Sie bekam kein Fremdblut, und tatsächlich: Wie sich später zeigte, war die Blutkonserve mit dem HI-Virus kontaminiert gewesen.

Die heute 64-jährige Birx wusste von dem Virus, weil sie Anfang der 1980er-Jahre in einer medizinischen Einrichtung des US-Militärs damit konfrontiert war. Als junge Ärztin versuchte sie, den sterbenden Soldaten zu helfen. "Wenn man keine Diagnose stellen kann, nicht weiß, was das Problem ist oder wie man es behandelt, ist das verheerend", sagte Birx 2019 bei einer Veranstaltung über diese Zeit. Sie verschrieb deshalb ihr berufliches Leben dem Kampf gegen HIV und Aids.

Unter anderem leitete sie später das HIV-Forschungsprogramm des US-Militärs und stieg in den Rang eines Obersts auf. 2014 wurde sie von Präsident Barack Obama zur Gesundheitsbotschafterin ernannt, und er übertrug ihr die Leitung seines Notfallplans für Aidshilfe – des größten staatlichen HIV-Hilfsprogramms. Birx war verantwortlich für den Kampf gegen das Virus und Aids in 65 Ländern.

Keine öffentliche Kritik

Sie war im Februar in Südafrika, als sie der Anruf von US-Vizepräsident Mike Pence erreichte. Er bat sie, die Regierung im Einsatz gegen das Coronavirus zu unterstützen. Birx sagte zu und gilt seitdem auf den Pressekonferenzen im Weißen Haus als eine der beiden Stimmen der Wissenschaft, neben ihrem langjährigen Mentor und Freund Anthony Fauci. Das Vorgehen der Regierung hat sie öffentlich nicht kritisiert – aber wurde selbst gerügt, als sie Ende März davon sprach, dass es keinen Engpass bei Beatmungsgeräten geben könnte, obwohl Experten eben vor einem solchen gewarnt hatten, wenn die Fallzahlen weiter steigen sollten.

Ein Mangel kann bei Birx, die mit Ehemann, Eltern, Tochter und zwei Enkelkindern in einem Vier-Generationen-Haushalt lebt, ausgeschlossen werden: jener an Schals. Für ihre modischen Accessoires ist sie mittlerweile bekannt, Fans haben den Tüchern eigene Accounts in den sozialen Medien gewidmet. (Bianca Blei, 14.4.2020)