Die Corona-Krise ist deutlich schlimmer als die Finanzkrise 2008/2009.

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Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einen Namen für die durch das Coronavirus ausgelöste Weltwirtschaftskrise: der große Lockdown. Der Name passt. Weil ganze Länder das öffentliche Leben und große Teile der Produktion heruntergefahren haben, bricht die globale Wertschöpfung heuer förmlich ein. Die Delle, die der IWF der Weltwirtschaft für das laufende Jahr prognostiziert, ist mit drei Prozent die größte seit der Großen Depression in den 1930er-Jahren. Im Vergleich: Im Zuge der Finanzkrise schrumpfte das weltweite BIP 2009 um gerade einmal 0,1 Prozent.

Wirtschaftsprognosen sind allerdings ein unsicheres Geschäft. Es könnte noch viel schlimmer kommen, schreibt IWF-Chefökonomin Gita Gopinath in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Die Experten des Währungsfonds gehen in ihren Berechnungen nämlich davon aus, dass der Höhepunkt der Corona-Krise bereits vor Jahresmitte erreicht sein wird und sich die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder erholt.

Und sie wird wachsen

Die guten Nachrichten: Der IWF prophezeit der Weltwirtschaft bereits für kommendes Jahr ein riesiges Wachstum. Aufgrund von Nachholeffekten soll die Weltwirtschaft 2021 um satte 5,9 Prozent wachsen. Allerdings wird das weltweite BIP trotz Aufschwungs Ende kommenden Jahres immer noch um mehr als neun Billionen US-Dollar geringer ausfallen, als vor Ausbruch der Corona-Pandemie prognostiziert worden war.

Der IWF prognostiziert für Österreich heuer einen Rückgang des BIP um ganze sieben Prozent. Die Erholung im kommenden Jahr dürfte in Österreich geringer ausfallen als in der globalen Wirtschaft.

Crasht das Finanzsystem?

Egal, um wie viel Prozent die Weltwirtschaft heuer schrumpfen wird: Das weltweite Finanzsystem könnte unter der Last des neuartigen Virus leiden. Aus dem ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht des IWF geht hervor, dass eine Kreditklemme im Finanzsystem die globale Rezession noch weiter befeuern könnte. Es sei wichtig, für Liquidität in den Märkten zu sorgen. Die Politik müsse die Balance zwischen Unterstützung der Wirtschaft und Stabilität der Finanzmärkte finden, so der IWF-Bericht.

Besonders gefährlich könnte die Corona-Krise für Schwellenländer werden. Vom "perfekten Sturm" ist im Finanzbericht des Währungsfonds die Rede. Dort treffen nämlich weniger leistungsfähige Gesundheitssysteme mit stärkerer Abhängigkeit von beispielsweise Rohstoffmärkten zusammen.

Zudem erlauben die Budgets ärmerer Länder keine Hilfspakete in Größenordnungen, wie sie zuletzt etwa in den USA oder in der Europäischen Union auf den Weg gebracht wurden. Es liegt auch an diesen Rettungsprogrammen, dass der IWF von einer so deutlichen Erholung 2021 ausgeht – weil Firmen überleben und wieder durchstarten können.

Hilfe für die ärmsten Länder

Wie IWF-Chefin Kristalina Georgieva am Montag mitteilte, gewährt der IWF armen Staaten für einen Zeitraum von sechs Monaten Notkredite, um sie im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie zu unterstützen. Der IWF-Vorstand bewilligte die Kredite für eine Reihe afrikanischer Staaten sowie für Afghanistan, Nepal, Haiti und den Jemen. (Aloysius Widmann, 14.4.2020)