Der Vorstand der AUA verhandelt nicht nur mit der Regierung über alle erdenklichen Staatshilfen für die angeschlagene Airline, parallel dazu versucht er, die Belegschaft für einen strengen Sparkurs zu gewinnen. Bis 20. April noch sind die rund 7000 Mitarbeiter in Kurzarbeit, über eine etwaige Verlängerung wird wohl diese Woche entschieden werden.

Die Belegschaft soll seitens des Vorstands unter Alexis von Hoensbroech auf Einschnitte vorbereitet werden, die über das bereits für heuer angekündigte Effizienzsteigerungsprogramm namens PE 2020 hinausgehen soll, und schon darin war von einem Abbau von rund 700 Jobs die Rede. Nun will das Management auch über neue Kollektivverträge, Arbeitszeiten, Gehaltsreduktionen reden – vor allem beim fliegenden Personal, ist zu hören. "Die Zahlen müssen angesichts der Krise neu gedacht und errechnet werden, abhängig ist all das auch von etwaigen Staatshilfen", sagt AUA-Sprecher Peter Thier dazu.

In einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung könnte die AUA rasch und massiv "Altlasten" loswerden, so Befürworter.
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Im Unternehmen selbst werden ja, wie berichtet, auch Insolvenzszenarien durchgerechnet, das sei allein schon aus Haftungsgründen fürs Management unerlässlich, wird betont. In einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung könnte die Airline rasch und massiv "Altlasten" loswerden, argumentierten Befürworter einer solchen Lösung vor allem in Richtung Personalkosten und Mitarbeiterzahl – auf der anderen Seite würden damit auch AUA-Lieferanten massiv zur Kassa gebeten werden. Voraussetzung für so ein Insolvenzverfahren ist neben einem von den Gläubigern akzeptierten Sanierungsplan, dass mindestens 30 Prozent der Schulden binnen zwei Jahren bezahlt werden können. Unbestätigten Gerüchten zur Folge hätte auch die Regierung kein Problem mit einer derartigen Insolvenzlösung.

Laudamotion will auch

Was immer am Ende bei den Verhandlungen mit dem Staat herauskommen wird: Lauda-Österreich-Chef Andreas Gruber bleibt auf STANDARD-Anfrage dabei: Bekommt die AUA Unterstützung, müsse es selbige auch für Laudamotion geben – proportional zur Größe. Gruber zieht als Maßstab die Passagiere heran, demnach habe Laudamotion immerhin zwei Drittel der Größe der AUA. In Verhandlungen mit der Cofag, der Covid-19-Finanzierungsagentur, die ein Volumen von 15 Milliarden Euro hat, sei man.

Auch der Flughafen Wien ist von der Krise schwer betroffen. Die Zahl der Passagiere in Schwechat ist um knapp zwei Drittel eingebrochen. Im März wurden um 65,8 Prozent weniger Fluggäste abgefertigt. Rund 800.000 Reisende wurden gezählt. Vor einem Jahr waren es 2,4 Millionen. Seit Ende Februar hinterlässt die Krise am größten heimischen Airport deutliche Spuren. Im April dürfte sich der Abwärtstrend verstärken. Derzeit sind alle 6800 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Hatte es jüngst noch geheißen, man wolle die Krise ohne weitere staatliche Hilfe durchtauchen, hört sich das nun etwas anders an. "Wir prüfen, ob weitere Hilfen notwendig werden", sagt Flughafen-Vorstandsmitglied Julian Jäger.

Vor knapp einem Monat stellten die AUA und Laudamotion in Wien ihren Flugbetrieb ein.
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Weltweit befürchtet die Luftfahrtbranche den Verlust von 25 Millionen Jobs und ruft Regierungen in aller Herren Ländern mit dramatischen Appellen zu Finanzhilfen auf. 65,5 Millionen Jobs hingen von Fluggesellschaften ab, so der Weltluftfahrtverband IATA. Sollten die Reisebeschränkungen drei Monate lang anhalten, sei mehr als ein Drittel in Gefahr. 5,6 Millionen davon in Europa.

Praktisch alle Experten halten eine staatliche Unterstützung der Branche für alternativlos. Dennoch ist das Aufspannen eines Schutzschirmes ein zweischneidiges Schwert, könnte das doch die notwendige Bereinigung verhindern. Zuletzt litten vor allem die Marktteilnehmer in Europa an Überkapazitäten, die zu heftigen und für manche ruinösen Preiskämpfen führten. 2019 strandeten 20 europäische Airlines, von Aigle Azur über Germania bis zu Thomas Cook.

Konsolidierung

Die Krise wird die Bereinigung beschleunigen. Bereits der Anflug der Corona-Krise blies Flybe um und Condor, die geglaubt hatte, sich unter die Fittiche der staatlichen polnischen Lot gerettet zu haben, muss nun erneut um das Überleben fürchten. Die angeschlagene deutsche Fluggesellschaft wird nach der Übernahmeabsage der polnischen Airline LOT womöglich bald von einem staatlich bestimmten Treuhänder geführt. Eine Condor-Sprecherin bezeichnete am Dienstag eine solche Eigentümerstruktur als "gar nicht so unwahrscheinliches Szenario". Besonders hart trifft es Gesellschaften, die mangels Eigenkapitals und Kreditwürdigkeit ihre Flotten geleast haben.

Lufthansa, aber auch Low-Cost-Konkurrent Ryanair gehören nicht dazu. Heftig fällt daher die Diskussion auch um Hilfen für die AUA-Schwestern Brussels und Swiss aus. Bedingungslos wird es Unterstützung für sie alle nicht geben. (Renate Graber, Regina Bruckner 15.4.2020)