Hält das Gelichgewicht in allen Lebenslagen: Trial-Profi Thomas Pechhacker – wie das Regenbogen-Jersey signalisiert, einer der Besten seiner Zunft.

Foto: Leo Zhukov

Trotz Ausgangsbeschränkungen hält sich der Niederösterreicher fit.

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Purgstall an der Erlauf – Purgstall statt Barcelona, heißt es derzeit für Thomas Pechhacker. Eigentlich würde sich der Niederösterreicher gerade in der katalanischen Metropole auf den Trial-Weltcup 2020 vorbereiten. Doch das Coronavirus machte dem Weltmeister am 20-Zoll-Bike von 2018 einen Strich durch die Rechnung. Auch sämtliche Show-Auftritte, die für den Profisportler eine wichtige Einnahmequelle darstellen, wurden abgesagt oder verschoben.

Thomas Pechhacker, einer der weltbesten Trial-Biker, gewährt der Tretlager-Community Einblick in seinen Isolationsalltag.
DER STANDARD

Straffer Trainingsplan

Pechhacker macht das Beste daraus und versucht in der Heimquarantäne fit zu bleiben. Sein wöchentlicher Trainingsplan umfasst zwölf Einheiten an sechs Tagen. Dreimal Kraft – mit Langhantel und Gewichten –, zweimal Ausdauer- und Intervalltraining, vornehmlich am Mountainbike, und "den Rest am Radl". Für letzteren Part hat Pechhacker im Garten eigens einen Trainingsparcours, wie er der STANDARD-Tretlager-Community beim Videorundgang zeigt.

Pechhacker auf dem Weg zum Weltcupsieg in Val di Sole 2019.
Foto: Leo Zhukov

Wobei er sich momentan auf Balanceübungen mit wenig Verletzungsrisiko konzentriere. "Es ist schwierig zu sagen, wo genau die Grenze liegt. Denn passieren kann immer was, wie man bei Laura (Stigger; die Mountainbikerin hat sich beim Stiegenlaufen verletzt, Anm.] gesehen hat", erklärt Pechhacker. Grundsätzlich gilt das Verbot von Risikosportarten auch für Profis, Ausnahmen gibt es keine. Daher verzichtet er auch auf Trainingseinheiten in öffentlichen Parks. Zur Regeneration nach einer intensiven Einheit genießt Purgstaller ein Bad in der Erlauf oder der Alm, wie im Video zu sehen ist.

Umbau ohne Maschinenhilfe

Der Übungsparcours im eigenen Garten erfährt dank Corona-Hausarrests derzeit einen unverhofften Umbau. Sein Onkel, der ein Sägewerk besitzt, habe ihm ein paar Baumstämme überlassen, erzählt der 24-Jährige. Zusammen mit seinem Bruder, mit dem er auch die Shows absolviert, versucht er die klobigen Geschenke derzeit in den Parcours zu integrieren. "Ohne Bagger gar nicht so einfach", beschreibt Pechhacker die Schwierigkeit dabei. So wird der Umbau gleich zum Zusatz-Krafttraining.

Bis der Trial-Experte, der 2019 als Gesamtvierter die Weltcup-Saison beendete und beim Tourstopp in Val di Sole auch einen Weltcup-Sieg verbuchen konnte, wieder bei Wettkämpfen antreten darf, wird es noch dauern. Viele Bewerbe der Saison 2020 wurden bereits abgesagt. Darunter auch die österreichischen Meisterschaften, wie Pechhacker bedauert. Der Weltcup-Termin in Salzburg wackelt auch schon ordentlich, danach wäre es weiter nach Italien gegangen. "Wohl auch nicht ideal ...", ist Pechhacker wenig optimistisch.

Hoffnung auf Wettbewerbe

Zu seinen Teamkollegen hält der Niederösterreicher via Videotelefonie Kontakt und erhält dabei auch manch spannenden Einblick, wie man anderswo mit dem Virus umgeht. Ein befreundeter Trialer aus Schweden gehe etwa nach wie vor normal ins Fitnessstudio. Mit seinem Trainer, der aus Warschau stammt, hat Pechhacker schon vor Corona vieles via Videochat besprochen. "Da hat sich wenig geändert, das war schon immer so", erzählt er.

Trotzdem hofft der Trial-Profi, bald wieder unter Wettkampfbedingungen Rad fahren zu können. Denn nach Wochen in Heimisolation hat Pechhacker die meisten Vorhaben für diese Zeit in Zwangspause abgearbeitet: Die Werkstatt ist aufgeräumt, der Show-Parcours wurde ebenfalls erweitert, und sogar die Steuererklärung für 2019 ist so gut wie fertig. Für die restliche Quarantäne hat er noch Videomaterial vom Vorjahr, das er gern aufbereiten will. (Steffen Arora, 15.4.2020)