Lauter Trainingsgeräte: An der Wand lassen sich Hand- und Kopfstände trainieren. Und das Sofa kann man, so wie ein Gewicht, anheben.

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Die Fitnessstudios bleiben wohl noch einige Wochen geschlossen. Das zwingt manche zu Hause dazu, erfinderisch zu werden und sich auf die Suche nach Trainingsgeräten zu machen. Welche Geräte fast jeder zu Hause hat – und wie sinnvoll sie sind:

Besenstiel: Mit und an Besenstielen und ähnlichen Geräten wird schon länger in diversen Video-Workouts (etwa hier) herumgeturnt. Das sieht auf jeden Fall lustig aus. Mit einem Besenstiel lässt sich laut Siegfried Allemann, Fitnesstrainer bei John Harris, aber beispielsweise auch die Schultermobilität trainieren, indem der Stiel mit beiden Händen umfasst und dann hinter dem Oberkörper nach unten geführt wird. Anstrengend wird es, wenn der Besenstiel bei Kniebeugen mit beiden Händen über dem Kopf gehalten wird.

Bürosessel: Der "Ab Roller" war in den 1990er-Jahren ein Verkaufsschlager. Dabei steckt in jedem Bürosessel mit Rädern ein ähnliches Trainingsprinzip: Hannes Woschner vom Functional-Fitness-Studio Five empfiehlt, vor dem Bürosessel im Vierfüßerstand zu knien, den Bürosessel an zwei der Verstrebungen, an denen die Räder befestigt sind, zu fassen und das Körpergewicht darauf zu verlagern. Nun langsam mit dem ganzen Körper in eine Streckung gehen und den Bürosessel kontrolliert vor- und zurückschieben. Dabei sei es wichtig, maximale Körperspannung zu halten und nicht zu weit nach vor zu gehen – die Übung, die man sich auch auf Youtube anschauen kann, ist also eher für Geübte.

Couch: Die Couch als Trainingsgerät? Nein, damit ist nicht gemeint, dass man sich vor den Fernseher legt, anstatt Sport zu machen. John-Harris-Trainer Allemann erzählt von – sehr fortgeschrittenen – Athleten, die Couches und sogar Betten, so wie beim Kreuzheben im Fitnessstudio, anheben. Vielleicht lässt sich bei der Gelegenheit ja auch darunter Staub wischen.

Flaschen, Dosen, Reissäcke: Der Blick in den Vorratsschrank lohnt sich in vielen Haushalten – besonders, wenn dort zuletzt gehamstert wurde. Viele Fundstücke lassen sich als Gewichte verwenden.

Handtücher: Aus kleinen Gäste- oder Geschirrtüchern lassen sich leicht "Sliding Pads" machen. Die kleinen Stoffstücke werden bei Übungen unter die Hände oder die Füße gelegt, um damit am Boden besser zu rutschen. So werden beispielsweise Ausfallschritte zur Seite oder nach hinten zur Herausforderung. Eine beliebte Übung ist auch, die Füße, die auf den Pads ruhen, in der Liegestützposition an den Oberkörper heran- und wieder wegzubewegen (siehe hier). Trainiert wird dabei auch die Gelenksstabilität. Für Anfänger sind die Übungen aber eher nicht geeignet, weil sie sich muskulär unter Umständen nicht ausreichend stabilisieren können – und dann tatsächlich ausrutschen und sich verletzen könnten. "An diese Übungen sollte man sich herantasten", empfiehlt Trainer Allemann daher. Großer Pluspunkt der "Sliding Pads": Danach ist der Boden sauber.

Klopapier: Zugegeben: Die Klopapier-Witze sind mittlerweile schon ein wenig alt. Aber die tollen Rollen, von denen manche jetzt sehr viele zu Hause haben, haben sogar ihren Niederschlag in Workout-Videos gefunden (siehe hier). Darin werden die Klopapierrollen beispielsweise als wackelige Hindernisse verwendet. Mäßig sinnvoll findet das Allemann: "Das geht schon eher ins Humoristische."

Rucksäcke, Koffer: Auf Urlaub werden wir in den nächsten Monaten eher nicht fahren. Daher bekommen Rucksäcke und Koffer eine neue Funktion. Sie werden mit Gewichten – beispielsweise mit Büchern – angefüllt. Ein Rucksack kann als Gewichtsweste getragen werden – beispielsweise bei Kniebeugen. Die Gepäckstücke können aber auch in die Höhe gestemmt werden.

Sessel: Ein Sessel ist ein besonders vielseitiges Trainingsgerät und taucht derzeit in vielen Workout-Videos auf (siehe hier). Er kann beispielsweise für Dips verwendet werden. Das bedeutet, dass man sich in der Sitzposition rechts und links am Sessel abstützt und dann den Körper vor der Sitzkante absenkt und wieder hochhebt. Aber Achtung: Der Sessel sollte sehr stabil sein.

Tisch: Stabil sollte auch der Tisch sein, wenn er für ein Workout zweckentfremdet wird. Ruderzüge am Tisch gehen so: Darunter setzen, die Kante des Tisches rechts und links umfassen und den Oberkörper daran in die Höhe ziehen. Sind die Beine gestreckt, ist das schwieriger, sind sie angewinkelt, ist es einfacher (siehe hier).

Tennisball: Viele haben irgendwo zu Hause einen Tennisball herumliegen. Damit lässt sich die Koordination trainieren – beispielsweise, indem der Ball gegen die Wand geworfen und abwechselnd mit der rechten oder der linken Hand gefangen wird. Am besten, wenn die Nachbarn gerade nicht zu Hause sind.

Tür: An einer Tür lassen sich Klimmzüge trainieren – vorausgesetzt, man keilt diese auf, damit es sie nicht aus den Angeln hebt. Die Übung sorgt garantiert für Aufsehen bei den Mitbewohnern.

Wand: Die Wand kann ein Trainingsgerät sein: An ihr lassen sich Hand- und Kopfstände trainieren. An diese Übungen sollte man sich langsam herantasten – und zur Sicherheit den einen oder anderen Polster bereitlegen. (Franziska Zoidl, 19.4.2020)