Die Regierung legt bisher nicht offen, auf Grundlage welcher Evidenz eigentlich die Schulen im Land geschlossen sind. "Sebastian Kurz sagt, die Schulen bleiben zu, und basta. Das geht doch so nicht in einer Demokratie" – mit diesen deutlichen Worten hat der Public-Health-Experte Martin Sprenger in "DER STANDARD mitreden" die Strategie der Regierung in Bezug auf die Schulen in Österreich kritisiert.

Deutliche und kritische Worte in Richtung Regierung kamen auch von Martina Dedic, die eine Mittelschule in Wien leitet: Sie schilderte, dass sie und ihre Kollegen aktuell gut jeden zehnten Schüler kaum noch mit den Angeboten erreichen. Diese Teenager aus bildungsfernen Schichten bekommen wenig bis keine Unterstützung zu Hause. "Wir müssen oft erst wieder und wieder anrufen, bis wir die Eltern erreichen, und sie dann bitten, ihre Kinder aufzuwecken", berichtet Dedic von mangelnder Struktur in vielen Familien.

Direktorin: Kein Kontakt zur Basis

Und sie fordert auch: Das Bildungsministerium und die Bildungsdirektionen müssten endlich Kontakt mit der Basis aufnehmen, viele Pläne und Ideen gingen an Realitäten vorbei. Ihr Beispiel: Sie werde immer wieder gefragt, ob ihre Kinder Smartphones haben. Ja, das haben sie. Dass aber viele diese Geräte nicht richtig nutzen können oder kaum Datenvolumen haben, um damit sinnvoll zu arbeiten, diese Information komme bei den Verantwortlichen im Bildungssektor nicht an.

Die Intensivmedizinerin Barbara Friesenecker stand bei der Öffnung der Schulen auf der Bremse: Sie schilderte, wo mögliche Gefahren liegen, anhand ihrer Erfahrungen aus dem Uniklinikum in Innsbruck. Sehen Sie außerdem im Talk: Wie eine schrittweise Öffnung der Schulen geschehen könnte, die von Schuldirektorin Dedic gefordert wird. Wie sehr erkranken Kinder am neuartigen Coronavirus – das erklären Sprenger und die Ärztin Friesenecker. Und: Alle drei skizzieren, wie eine offene Debatte zum Thema aussehen könnte. (Andreas Müller, András Szigetvari, 16.4.2020)