Wenn man Martin Sprenger als Public-Health-Experten anspricht, dann gibt er einen seiner typischen blumigen Vergleiche zum Besten: "Das klingt wie Würstelstandmanager!" Er ist ja auch wirklich keiner, der überall seinen Senf dazugeben will. Als gelernter Arzt hat er aber eine Ausbildung zum Master of Public Health am Department of Community Health in Auckland in Neuseeland absolviert. Seither steht eine Frage in seinem Fokus: "Wodurch bleiben die Menschen gesund?" Das steht im Gegensatz zur zentralen Frage seiner Arztkollegen, die lautet: "Was macht die Menschen krank, und wie können sie wieder gesund werden?" Sprenger schaut auch auf Faktoren wie Bildung und Einkommen, nicht nur auf Krankheitsauslöser.

Beschäftigt sich derzeit mit den mittelbaren Folgen der Corona-Krise für Kinder: Martin Sprenger.
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Der Sohn eines Tiroler Kultur- und Ziviltechnikers wurde 1963 in Chur im Schweizer Kanton Graubünden geboren. Die Ausbildung war familiär vorgegeben, und so ging Sprenger an die HTL für Tiefbau. Während des Zivildienstes beim Roten Kreuz am Brenner merkte er aber, dass es da noch viel mehr gibt, als einmal das Büro des Vaters zu übernehmen.

Stur und neugierig

Unter Menschen, die auf Expertise zum Thema Public Health setzen, war Sprenger, der sich selbst als "stur und neugierig" bezeichnet, schon länger bekannt – zumindest seit er 2002 einen Lehrgang für Public Health an der Med-Uni Graz mit aufbaute, den er seit 2010 auch leitet. Ein breites Publikum kennt ihn, seitdem er vergangene Woche den Beraterstab im Sozialministerium zum Management der Corona-Pandemie verlassen hat, "weil ich mich mit meinem bevölkerungsbezogenen Ansatz nicht durchsetzen konnte". Das nimmt er auch niemandem übel: "Es ist klar, dass jeder seine fachspezifische Sicht der Dinge vertritt."

Die vorübergehende Schließung von Parks hält er nach wie vor für unnötig, "weil man hier den Mindestabstand wahren kann". Seine Kritik verleitete Kanzler Sebastian Kurz zur Bemerkung, er wolle nicht auf falsche Experten hören.

Sprenger hofft, dass nun in der Phase 2 der Corona-Krisenbewältigung Wirtschaftswissenschafter, Pädagogen, Psychologen und viele andere zurate gezogen werden. Seine spezielle Sorge gilt derzeit den vom Virus kaum betroffenen Kindern, "die hoffentlich nicht durch Gewalt in der Familie oder Zwangsmaßnahmen in den wieder zu eröffnenden Schulen Traumata davontragen". Auf diese Gefahr wird er, selbst Vater zweier Kinder, wohl noch oft hinweisen. (Peter Illetschko, 16.4.2020)