Merkel rief die Bürger erneut auf, sich weiterhin an die Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu halten.

Foto: APA/AFP/POOL/BERND VON JUTRCZENK

Berlin – Deutschland geht in der Corona-Krise einen ersten vorsichtigen Lockerungsschritt. Bund und Länder verständigten sich am Mittwoch darauf, dass etwa Einzelhandelsgeschäfte bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche unter strengen Hygieneauflagen wieder ab kommender Woche öffnen können. Die Schulen sollen ab dem 4. Mai für die jeweiligen Abschlussklassen geöffnet werden können. Die Kontakt- und Reisebeschränkungen sollen aber bis zum 3. Mai aufrecht erhalten werden, wird in dem gemeinsamen Beschluss betont.

"Wir haben nicht viele Spielräume", sagte Kanzlerin Angela Merkel. Sie warnte ebenso wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Hamburgs Regierender Bürgermeister Peter Tschentscher, die erzielten Erfolge bei der eingedämmten Ausbreitung des Virus dürften nicht durch eine zu schnelle Lockerung aufs Spiel gesetzt werden.

Der Beschluss von Bund und Ländern sieht vor, die Schulen zunächst für die Abschlussklassen zu öffnen. Der Schulbetrieb solle dann Schritt für Schritt erweitert werden.

Auf eine generelle Maskenpflicht konnte sich die Spitzenrunde nicht einigen. Sie sprach aber eine "dringende" Empfehlung aus, im öffentlichen Personennahverkehr und beim Einkaufen "Alltagsmasken" zu tragen.

"Zerbrechlicher Zwischenerfolg"

Eine schrittweise Öffnung ist für den Einzelhandel vorgesehen: Geschäfte mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmetern sollen ab dem 20. April wieder aufmachen dürfen, wenn sie über ein Schutzkonzept verfügen. Am 30. April wollen Merkel und die Länderchefs dann über das weitere Vorgehen nach dem Stichtag 3. Mai beraten.

Merkel rief die Bürger erneut auf, sich weiterhin an die Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu halten. Man habe zwar etwas erreicht, was nicht von vornherein absehbar gewesen sei – die Krankenhäuser, die Ärzte und die Pflegekräfte seien nicht überlastet worden, so Merkel. Aber das sei nur ein Zwischenerfolg, "ein zerbrechlicher Zwischenerfolg".

Es gebe noch nicht viel Spielraum für Änderungen oder ein Vorpreschen, auch wenn eine gute Absicht dahinter stecke, sagte die Kanzlerin. Es gebe noch keinen Impfstoff. Man müsse "äußerste Vorsicht" walten lassen. Zugleich bedankte sie sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, dass sie sich weitgehend an die Beschränkungen gehalten hätten.

Am Mittwoch meldete das Robert-Koch-Institut 2500 Neuinfektionen sowie die Rekordzahl von 4500 Genesenen. Damit gelten mehr als die Hälfte der rund 128.000 Infizierten in Deutschland als geheilt. Zudem ist die Infektionsrate – also wie viele andere Menschen ein Infizierter ansteckt – auf eins gesunken. Merkel begrüßte die Entwicklung, wies aber mit Blick auf die Toten darauf hin, dass man sich auf einem ganz schmalen Pfad bewege. (APA, 15.4.2020)