Wo die Corona-Krise in einigen Branchen eine erzwungene Digitalisierung einläutet, kann das Smart Home bei der Automatisierung ganzer Abläufe einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Denn die eigenen vier Wände werden in der aktuellen Zeit nicht nur Wohn-, sondern auch Arbeits-, Wirtschafts- und Gesellschaftsbereich. 

Während die Anfänge des intelligenten Wohnens vor allem durch smarte Beleuchtungssysteme geprägt wurden, so reihen sich heutzutage sogar Zahnbürsten, Bewässerungs- und Alarmanlagen, Türschlösser sowie auch Toaster in die Riege der smarten Devices ein. Informationen, Installationsanleitungen bis hin zu Lifehacks für die intelligenten Alltagshelfern: alles über Smart Home lässt sich im Internet finden und auch bestellen. 

Der britische "Telegraph" rätselt sogar, ob Fitness-Tracker das Corona-Virus diagnostizieren können und Amazons Alexa soll sich befragen lassen, ob man das Coronavirus habe. Die Auskünfte sollen sich laut "The Verge" auf Daten des Centers for Disease Control and Prevention basieren; das entsprechende Alexa Skill sei aber aktuell nur in den Vereinigten Staaten verfügbar. Für das Jahr 2021 prognostiziert eine Tractica-Studie, dass mehr als 1,8 Milliarden Menschen digitale Assistenten nutzen werden.

Doch nicht nur die Kommunikation zwischen dem Nutzer und den smart Devices ist möglich, auch der intelligente Austausch der smarten Haushaltsgeräte untereinander zählt zu den Möglichkeiten des smarten Wohnens: So fahren beispielsweise Jalousien automatisch hoch, sobald ein eingebauter Dämmerungsschalter den Sonnenaufgang registriert. Auch das selbstständige Ein- und Ausschalten des Thermostates beim Betreten und Verlassen des Hauses ist dank smarter Technologien realisierbar.

Das intelligente Haus als Etablierung des Internets der Dinge?

Smarte Objekte oder Einrichtungsgegenstände werden allgemein als "Internet of Things" klassifiziert. Durch den Einsatz meist einfacher Computerchips wird den Objekten eine eindeutige Identität zugewiesen. Durch Funk-, Bluetooth- oder andere in der Regel kabellose Verbindungstechnologien lassen sich die einzelnen Objekte digital miteinander verbinden.

Foto: AP/Elaine Thompson

Bereits im September 2019 ergab eine Umfrage von Bitkom Research in Deutschland, dass viele Menschen sich ein smartes Zuhause vorstellen können, aber deren Motivation sehr unterschiedlich ausfiel. So wollen 54 Prozent ihr Heim sicherer machen (intelligente Alarmsysteme), 44 Prozent das Klima schonen und für 64 war Luxus und Vereinfachung Kaufgrund. 

Da sechs Prozent der Befragten im Alter so lange wie möglich zuhause leben wollen sind gewisse Aspekte im Smart Home besonders wichtig: Ein Sensor, der erkennt, wenn der Herd nicht ausgeschaltet wurde; Licht, das sich automatisch einschaltet, wenn jemand ein Zimmer betritt und damit vor Stolperfallen schützt; und Angehörige oder Rettungskräfte können in Notfällen automatisch verständigt werden oder auf Sprachbefehl des Bewohners hin.

Digitale Heimvernetzung als Forschungsgegenstand

Welche Chancen in der digitalen Heimvernetzung liegen und wie Verbraucher diesem Thema gegenüberstehen, wurde bereits seit den 1980er-Jahren erforscht. IKEA beauftragte 2010 das The Future Laboratory mit einer Studie, in der etwa 2.000 Verbraucher nach der Küche der Zukunft befragt wurden. Zu den genannten Szenarien zählte beispielsweise die Steuerung sämtlicher Küchengeräte per Touchpanel und Sprachbefehl sowie eine automatisierte Reinigung aller Arbeitsflächen und Küchenutensilien. Der Esstisch sollte, laut Zukunftsszenario, gleichzeitig als Bedienfeld fungieren, über das sämtliche Abläufe in der Küche gesteuert werden. Die Küche der Zukunft sollte laut der Befragten zuweilen gar keine Befehle mehr vom Nutzer benötigen, sondern weitestgehend selbstständig agieren.

In der Deloitte Smart Home Consumer Survey 2018 konnte wiederum eine erhöhte Verbreitung smarter Geräte in Privathaushalten nachgewiesen werden. Während rund 56 Prozent der Befragten den zusätzlichen Wohnkomfort schätzten, sahen 49 Prozent die primären Vorteile der Smart-Devices in der erhöhten Sicherheit.

Smarte Sicherheitsbedenken

Es lässt sich nicht leugnen, dass die primären Vorteile von Smart-Devices vor allem in einem erhöhten Komfort, einem Plus an Sicherheit sowie der Energieeffizienz zu finden sind. Skeptiker hingegen beäugen vor allem das Thema Datenschutz kritisch, da die smarten Geräte große Mengen an Daten sammeln und auswerten. In der Deloitte Smart Home Consumer Survey 2018 wurde zwar für die Kommunikation mit dem intelligenten Haus noch immer das klassische Touchdisplay bevorzugt – allerdings war auch eine immer größere Offenheit gegenüber Sprachassistenten erkennbar. 

Sprachassistenten haben sich schon längst als intelligente Allrounder im Bereich des vernetzten Wohnens etabliert und heben die Kommunikation mit dem intelligenten Haus auf ein ganzes neues Level. Doch erst im Sommer 2019 wurde auch bekannt, dass die meisten Sprachassistenten Gespräche aufzeichnen, was wiederum ein großes Sicherheitsrisiko darstellt.

Bayerischer Rundfunk

Das intelligente Haus bietet vielfältige Möglichkeiten und trägt erheblich zu einem erhöhten Wohnkomfort, mehr Sicherheit sowie einem ressourcenschonenden Leben bei. 

Dennoch besteht seitens der Verbraucher nach wie vor eine natürliche Skepsis, die vor allem der Sammlung zahlreicher Nutzerdaten und offener Sicherheitslücken geschuldet ist. Zudem ist erkennbar, dass auch hinsichtlich der Vernetzung der smarten Devices untereinander, laut Verbrauchern, noch ungenutzte Potenziale bestehen. (Christian Allner, 24.4.2020)

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