Die Ausstellung "Ping Pong #3" in der Galerie Ostlicht wird nun verlängert. Darin reagieren die beiden Fotografinnen Anna Breit und Luisa Hübner aufeinander. Manchmal mit unheimlich aktuellen Bildern.
Foto: Luisa Hübner

Wie wild wirbelt ein Projektor von der Decke und projiziert ein Video schwindelerregend an die Wand. Darin steuert der Künstler Roman Signer in einem fahrenden Auto eine Drohne. "Bewegung mit Bewegung", kommentiert der Galerist Martin Janda die Videoinstallation des Schweizer Bildhauers.

Auch die Skulpturen Signers sind voller Energie: mit Sprengstoff angetriebene Skier oder aus Helikoptern hängende Kajaks. Dabei sind die Objekte nicht als Aktion zu verstehen, sondern als Skulptur. Mehr Interpretation gibt Signer nicht: "Bumm, das war’s", so die Erklärung in einem Video von der Eröffnung. Genau am Samstag vor dem Lockdown habe diese noch stattgefunden, sagt Janda. Dann musste die Galerie für vier Wochen schließen. Wie viele andere öffnete er diese Woche wieder – allerdings müssen Termine vereinbart werden. "Lust, eine Ausstellung anzuschauen, haben momentan aber nicht viele", räumt der Galerist ein.

In der Szene scheint eine generelle Unsicherheit zu herrschen: Offiziell dürfen Galerien wie Geschäfte mit einer Fläche von weniger als 400 Quadratmetern öffnen. Doch wann darf man offiziell wieder Publikum einladen? Wie viele Besucher dürfen auf einmal kommen? Und wann wird es wieder Eröffnungen geben? Eine Planung ist für die meisten momentan unvorstellbar.

Kunstmessen im Herbst?

Zur Vernissage der Schau Hitze in der Galerie Sophie Tappeiner kamen bereits Mitte März weniger Menschen. Dicht gedrängt sind dafür die dort gezeigten nackten Körper in den Bildern von Anna Schachinger. Auf dampfigen Saunabänken liegen Menschen nah aneinander, wehen mit Fahnen, um die Luft zusätzlich aufzuheizen. Unvorstellbar in der aktuellen Zeit.

Wie es weitergeht? Die Schau möchte Tappeiner zwar noch länger zeigen, sie muss aber auch daran denken, ihr Programm fortzusetzen. Ganz offiziell geöffnet hat sie noch nicht, mit Termin könne man aber vorbeikommen. Fraglich ist, wann die Messen im Herbst stattfinden werden. Während der Schließung hat sie gemeinsam mit fünfzehn anderen österreichischen Galerien bei der Online-Art-Week "not cancelled" mitgemacht – ein wichtiges Projekt, verkauft wurde aber kaum etwas, so der Meinungstenor.

Auch die Multimedia-Ausstellung "Rhizome – Images of Thought" in der Galerie Kandlhofer wird nun länger gezeigt. Auf Instagram kann man sich virtuell herumführen lassen.
Foto: Manuel Carreon Lopez

Ausreiseprobleme für Kunstwerke

Lisa Kandlhofer nutzte die Auszeit, um das Onlineangebot ihrer Galerie auszubauen. Auf Instagram gibt eine mit Drohne gefilmte Führung Einblick in die aktuelle Gruppenschau Rhizome – Images of Thought, die Anfang März eröffnete. Thematisch passe dies auch gut, erklärt die Galeristin. Alle fünf gezeigten jungen Künstlerinnen eint das Multimediale.

Am deutlichsten wird dies in den Arbeiten von Jillian Mayer. Auf pastellfarbenen Skulpturen darf Platz genommen werden. Sie dienen als Sitzvorrichtung, um Selfies zu machen. Im Video I am Your Grandma richtet sich die Künstlerin in stets wechselnden Verkleidungen und Gesichtsmasken (!) an ihre zukünftigen Enkelkinder. Weil die Schau erst wenige Besucher sehen konnten, möchte auch Kandlhofer verlängern. Ob die nächste Ausstellung aber wie geplant folgen kann, ist unsicher. Einige der Kunstwerke hängen bei der Ausreise in New York fest.

Ping Pong by appointment

In der Brotfabrik in Wien-Favoriten haben die ansässigen Schauräume hingegen wieder offiziell aufgesperrt. Ernst Hilger und Regina Anzenberger waren unter den Ersten, die bekanntgaben, den Betrieb in der Woche nach Ostern wieder aufzunehmen. In die Galerie Anzenberger darf man (mit Mund-Nasen-Schutz) auch ohne Vorankündigung. "Drinnen ist genug Platz, um Abstand zu halten", so die Galeristin.

In der darüberliegenden Fotogalerie Ostlicht können "by appointment" der nun online ausgebaute Bookshop sowie die aktuelle Ausstellung Ping Pong #3 besucht werden. Dafür haben sich die zwei Fotografinnen Anna Breit und Luisa Hübner unter dem Thema Körper zehn Wochen lang immer wieder Fotos zugespielt und aufeinander reagiert. Der daraus entstandene Dialog spielt mit fleischigen Oberkörpern, nackter Haut unter Netzstoff und behandschuhten Händen. Aber auch Melanzani, Punschkrapferln und Kaviarbrötchen tauchen auf.

Dieses visuelle Pingpongspiel könnte durch ein reales ergänzt werden: Ein sehnsüchtig wartender Tischtennistisch steht inmitten der Galerie. Wann er wieder zum Einsatz kommen darf, ist – wie vieles momentan – unsicher. (Katharina Rustler, 17.4.2020)