Die Saison im Frauenfußball ist beendet, die Probleme bleiben.

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Wien/Bern – Während die Fußball-Bundesliga der Männer trotz Corona-Krise noch zu Ende gespielt werden soll, ist jene der Frauen seit Mittwochabend endgültig abgebrochen. Ein Hauptgrund für diese ÖFB-Entscheidung waren mitunter die hohen Kosten für PCR-Tests, die auch bei den Fußballerinnen einen sechsstelligen Betrag verschlungen und damit das Budget der Bundesligisten gesprengt hätten.

"Wir sind froh, dass wir endlich eine Entscheidung haben, die sich abgezeichnet hat, und mit Stand 2019 wieder starten. Das ist beruhigend von der Planung her", sagte Walter Weiss, der Obmann des FFC Vorderland, am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Der Klub aus der Vorarlberger Gemeinde Röthis im Bezirk Feldkirch, der seit Sommer 2017 in der Bundesliga spielt, "braucht pro Saison ein Budget im hohen fünfstelligen Bereich".

Förderungen und Sorgen in Vorarlberg

Dank einer Förderzusage vom Land Vorarlberg sei die Lage für den Verein "derzeit nicht existenzbedrohend. Wir wissen aber nicht, wie es mit den Sponsoren weitergeht und wie sich die Situation allgemein entwickelt. Wenn die Herbstsaison wegen der Pandemie nicht planmäßig starten kann, dann wird es kritisch. Da weiß ich nicht, ob alle Vereine in der Bundesliga weiterspielen können oder wollen", meinte Weiss.

"Das ist ein absolut realistisches Szenario. Je länger diese Krise dauert, desto härter werden die Vereine damit zu kämpfen haben", versicherte Thomas Hollerer, der Generalsekretär des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB). Gleichzeitig merkte Hollerer aber auch an: "Ich weiß, dass der Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler sehr intensiv mit seinem Stab an den Überbrückungshilfen für die Vereine arbeitet. Wir brauchen diese Hilfe dringend."

Das gelte selbstverständlich auch für die Männer-Bundesliga. "Und wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir nicht mehr darüber diskutieren, dass sich derzeitige Tabellenführer benachteiligt fühlen, dass sie nicht aufsteigen können, sondern wir werden darüber diskutieren, wie wir die Liga aufgrund der entstehenden Lücken der Vereine, die wegbrechen, auffüllen können", warnte Hollerer.

Thomas Wirnsberger, der Obmann und sportliche Leiter von Frauen-Rekordmeister Neulengbach, dankte indes dem Sportland Niederösterreich für die Spitzensportförderung. "Das ist top", sagte der Steirer, der "auch schon von Sponsoren die Zusage bekommen hat, dass sie weitermachen". Diese Unterstützung sei enorm wichtig, denn alleine die Strom- und Wasserrechnung für die Stadion-Infrastruktur in Neulengbach verschlinge einen fünfstelligen Betrag im Jahr. Normalerweise würden dafür die Kantinenumsätze aufgewendet. Deshalb hofft Wirnsberger, dass im Herbst wieder vor Publikum gespielt werden kann.

Aus Leidenschaft, nicht wegen des Geldes

Dass durch die aktuelle Situation, Spielerinnen ihre Karriere beenden könnten, glaubt er nicht. Denn Frauen würden ja nicht wegen des Geldes, sondern aus Leidenschaft spielen. "Und so kann man nicht aufhören zum Fußballspielen. Wenn, dann will man das selber entscheiden. Ein Virus sollte nicht über die Karriere entscheiden", betonte Wirnsberger.

Dieser Überzeugung ist auch Top-Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz, die früher auch als Fußballerin in der Bundesliga spielte und hinter Neulengbach dreimal Vizemeisterin mit dem FC Wacker Innsbruck wurde. "Es gibt keine Österreicherin in der Bundesliga, die Vollprofi ist", erläuterte die 36-Jährige. "Es ist für viele ein Hobby, das man nur mit Leidenschaft und Herz betreibt."

Spielergewerkschaft fordert Maßnahmen

Für Profi-Fußballerinnen besteht allerdings die Gefahr, ihren Lebensunterhalt aufgrund der aktuellen Zwangspause durch die Coronakrise zu verlieren. Das geht aus einem Bericht der Spielergewerkschaft FIFPro hervor. Es seien deshalb spezifische Maßnahmen erforderlich, um den Frauenfußball während der Pandemie zu unterstützen. Andernfalls sei dieser existenziell bedroht, warnte die FIFPro am Donnerstag.

In dem Bericht wurde einmal mehr auf das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen im Fußball hingewiesen – angefangen von den Gehältern über die Sponsoren bis hin zur Etablierung des Profistatus. "Das Fehlen schriftlicher Verträge, die kurzfristige Laufzeit von Arbeitsverträgen, das Fehlen von Krankenversicherungen sowie das Fehlen grundlegender Rechte zum Schutz der Arbeitnehmer bedeuten ein hohes Risiko für die Spielerinnen, ihren Lebensunterhalt zu verlieren", betonte die Spielergewerkschaft. (APA/Reuters, 16.4.2020)