Armin Laschet und Markus Söder kämpfen um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.

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Erinnert sich noch jemand an Friedrich Merz? Das ist jener CDU-Politiker, für den sich am 25. April ein Traum erfüllen sollte: seine Wahl zum CDU-Chef.

Doch der Parteitag ist natürlich wegen der Corona-Krise längst abgesagt worden. Und Merz, der in den Umfragen gegenüber seinen zwei Konkurrenten – dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet und Ex-Umweltminister Norbert Röttgen – zunächst die besten Chancen hatte, ist in der Versenkung verschwunden, nicht nur weil er zunächst selbst mit dem Coronavirus infiziert war.

Man hört kaum noch etwas von ihm, von Röttgen noch weniger. Was sollten sie auch sagen? In Krisenzeiten schlägt die Stunde der Exekutive. Das bedeutet für diese nicht nur mehr Handlungsspielraum, sondern auch sehr viel mehr wertvolle Fernsehminuten und Platz in den Printmedien.

Im Fernsehen präsent

Die Deutschen also sehen derzeit – natürlich nebst Kanzlerin Angela Merkel – vor allem zwei Ministerpräsidenten sehr viel häufiger als ihre eigene Verwandtschaft: Laschet sowie den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder.

Noch ist man in Berlin, München, Düsseldorf und anderswo schwer mit dem Kampf gegen das Coronavirus beschäftigt. Doch da wie dort ist klar, dass die Regierungschefs der bevölkerungsreichsten deutschen Bundesländer (18 Millionen Einwohner in NRW, 13 Millionen in Bayern) gleichzeitig auch einen harten Kampf in eigener Sache führen.

Laschet, der auch Vizevorsitzender der Bundes-CDU ist, hat seine Position im Rennen um den CDU-Parteivorsitz deutlich verbessert, er profitiert auch von den guten Umfragewerten der Union. Diese hat zuletzt zwar wieder ein wenig eingebüßt, das aber auf einem sehr hohen Niveau von rund 37 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2017 erreichten CDU und CSU 32,9 Prozent.

94 Prozent Zustimmung

So mancher sieht Laschet daher jetzt schon als nächsten CDU-Chef, und von diesem Posten wäre es ja nicht mehr weit zur Kanzlerkandidatur für die nächste Wahl. Schließlich hat, wer die CDU anführt, das erste Zugriffsrecht.

Doch da gibt es noch einen anderen, nämlich Söder. CDU-Chef kann der CSU-Mann natürlich nicht werden, aber bei der Kür eines gemeinsamen Unions-Kanzlerkandidaten hat er ein gewichtiges Wort mitzureden. "Mein Platz ist in Bayern", versicherte er bis zur Corona-Krise, und das nahmen ihm viele auch ab.

Nun aber hat Söder laut Bayerntrend des Bayerischen Rundfunks aberwitzig hohe persönliche Zustimmungswerte von 94 Prozent. Das Meinungsforschungsinstitut You Gov sieht ihn zudem mit 27 Prozent Zustimmung bei der Frage der Kanzlerkandidatur deutlich in Führung.

Das könnte seine Absage an Berlin ins Wanken bringen. Jedenfalls duellieren sich Söder und Laschet auffällig beim Krisenmanagement. Söder gibt den Gestrengen, der bei Lockerungen bremst, Laschet hingegen brachte schon früh Erleichterungen für Geschäfte ins Gespräch. Aber beide versichern: Mit dem Blick aufs Kanzleramt habe das rein gar nichts zu tun. (Birgit Baumann aus Berlin, 16.4.2020)