KN95-Masken aus China sollen dem Standard FFP2 entsprechen. Diese Exemplare wurden Ärzten in Wien von der Ärztekammer ausgehändigt.

privat

Einige Ärzte kritisierten die erhaltenen KN95-Masken. "Sie müsste eng anliegen und fest am Gesicht sitzen. Nur tut sie das nicht", erzählt ein Allgemeinmediziner.

privat

Rotes Kreuz und Ärztekammer verweisen darauf, dass die KN95-Masken vorab kontrolliert wurden. "Sie sind durch das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen geprüft und danach durch das Österreichische Textilinstitut zertifiziert worden", sagt ein Sprecher des Roten Kreuzes.

privat

Der Bedarf an Masken in Österreich steigt. Gleichzeitig wird in der Coronavirus-Krise auch der Mangel an dringend benötigter Schutzausrüstung in Spitälern, Ordinationen oder Pflegeheimen immer größer. Die Bestellmenge des Österreichischen Roten Kreuzes am Weltmarkt verdeutlicht die Dimensionen: So läuft aktuell eine Bestellung von 73 Millionen OP-Masken, 32 Millionen der qualitativ besseren FFP2-Masken für Ärzte, 75 Millionen Handschuhen und 700.000 Schutzoveralls.

Der überwiegende Großteil der Masken wurde in China und Malaysia eingekauft. Eingetroffen sind diese aber noch nicht, wie ein Sprecher des Roten Kreuzes dem STANDARD sagte. Seit Beginn der Coronavirus-Krise hat die Logistikabteilung im Auftrag der Bundesregierung begonnen, "Schutzausrüstung im Wert von mehr als 100 Millionen Euro zu beschaffen, die dann verteilt wird", sagte ein Sprecher.

Ärztekammer verteilt seit Dienstag Masken

Eine erste Linderung des erheblichen Maskenmangels in Wien sollte diese Woche eine Verteilaktion der Ärztekammer bringen: Seit Dienstag können sich alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Lager der Kammer im dritten Bezirk Schutzausrüstung abholen. Verteilt werden pro Kassenordination zwölf FFP2-Masken, Wahlärzte erhalten je fünf Stück. Dazu gibt es zehn OP-Masken, Desinfektionsmittel sowie Schürzen und Brillen.

Laut Hans-Peter Petutschnig, dem Sprecher der Ärztekammer, stammt die Ausrüstung "im größten Ausmaß" von der Stadt Wien, die diese angekauft hat. "Ein wenig kommt auch aus der Bundesbeschaffung." Diese läuft über das Rote Kreuz. Allein am Dienstag und Mittwoch hätten knapp 2.000 Ärztinnen und Ärzte Masken abgeholt. Weitere Schutzausrüstung wird von der Kammer erwartet, diese soll kommende Woche verteilt werden.

Arztpraxen werden wieder Richtung Normalmodus hochgefahren

Masken werden von den Ärzten auch dringend gebraucht: Denn am Donnerstag empfahl die Ärztekammer ein generelles Hochfahren der Arztpraxen. Zuletzt konnten diese nur in Notfällen aufgesucht werden. Auch Routine-, Kontroll- oder Vorsorgeuntersuchungen sowie Impfungen sollen in Praxen wieder möglich sein.

Besuche müssen aber wie bisher vorab telefonisch mit der Ordination besprochen werden. In der Praxis selbst müssen Patienten einen Mund-Nasen-Schutz tragen und Abstände einhalten.

Ärzte kritisieren teilweise Qualität verteilter Masken

Die Masken, die über die Ärztekammer verteilt werden, sind zwar von vielen Medizinern sehnsüchtig erwartet worden. Allerdings wird von Ärzten auch die Qualität der so benötigten FFP2-Masken für Mediziner kritisiert. "Sie müsste eng anliegen und fest am Gesicht sitzen. Nur tut sie das nicht", erzählt ein Allgemeinmediziner. "Man kann mit den Fingern ohne Widerstand zwischen Kinn und Maskenrand hineinfahren." Ein anderer meinte: "Ich frage mich, wie so etwas verteilt werden kann." Auch auf Ö1 äußerten sich einige Mediziner kritisch.

Die verteilten KN95-Masken aus China, die FFP2 entsprechen sollen, sind laut Ärztekammer aber kontrolliert worden. Das bestätigt das Rote Kreuz: "Sie sind durch das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen geprüft und danach durch das Österreichische Textilinstitut zertifiziert worden", sagte ein Sprecher. Ein Arzt meinte in Reaktion darauf: "Wie diese Maske eine Prüfung schaffte, ist mir völlig schleierhaft."

Minderwertige Masken bei anderer Bundesbestellung

Bei einer anderen Bundesbestellung über das Rote Kreuz wurde bei Kontrollen festgestellt, dass von 1,7 Millionen Masken aus China nur 300.000 die bestellte FFP2-Qualität aufwiesen. Die restlichen 1,4 Millionen Masken konnten nur noch als MNS-Masken eingesetzt werden, wie sie auch vor Supermärkten verteilt werden.

Insgesamt wurden im Auftrag des Gesundheitsministeriums vom Roten Kreuz bislang rund eine Million Schutzmasken in Österreich verteilt. (David Krutzler, 17.4.2020)