Das moderne Japan, eine tüchtige, damals auch militärisch ambitionierte Nation, war noch jung. Die Amerikaner – konkret: Commodore Perry mit seinen "Schwarzen Schiffen" – hatten, wie das ihre Art ist, 1854 die Öffnung des abgeschotteten Reiches mit Waffengewalt erzwungen. Der darauf folgende Regime-Change, allseits als Meiji-Restauration (ab 1869) bekannt, katapultierte das fleißige Inselvolk als erstes nichtweißes unter die Industriestaaten.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sie, zum Lohn für ihr Bündnis mit der Entente, das deutsche Pachtgebiet Kiautschou/Tsingtau (bis 1922) und deren Inselarchipele im Pazifik bis zum Äquator (bis ’45) übernommen.

Firmengründer Jujiro Matsuda 1921.
Foto: Mazda

Der selbstbewussten jungen Siegernation ging es prächtig, und in diesem Umfeld gründete Jujiro Matsuda (1875–1952), damals kein Jüngling mehr und schon erfinderisch (Matsuda-Pumpe) wie unternehmerisch (auch Waffenfabrikation) tätig, ToyoCork Kogyo (ab ’27: Toyo Kogyo). Nicht verkorkst, aber mit Kork-Ersatz, benötigt als Dichtmaterial für die Industrie, begann die Karriere der Automarke – und weil das Geschäft schnell unrentabel wurde, wechselte Matsuda-San den industriellen Fokus erst auf Maschinenbau, ab 1930 aufs Motorrad.

Schöpferisch sei der Mensch

Jetzt wird’s altpersisch, denn mit der Serienproduktion des rollenden Erstlings, des Mazdago (ab 1931) – ein dreirädriges Pritschenmotorrad à la Ape – war auch der Markenname Mazda in der Welt. Matsuda klang eben phonetisch verführerisch ähnlich wie der zoroastrische Licht- und Schöpfergott Ahura Mazda. Ähnlich ist das portugiesische "obrigado" über die frühen Handelskontakte in die japanische Dankesfloskel "(domo) arigato" eingesickert. Der Direktor eines bedeutenden österreichischen Museums weiß noch gut um die Provenienz, pflegt seinen Xedos 6 und sagt, wenn unsereins Mazda sagen würde, stets Matsuda.

Hier treffen sich Mazda Cosmo und der kommende E-Mazda MX-30.
Foto: Mazda

Wir sollen in die Gänge kommen, meinen Sie? Es wird schon. Erst einmal fand Japan sich in der Verliererrolle wieder, 1945, und Matsuda-Mazdas Heimstatt Hiroshima sich von der Bombe verwüstet. Der dunkle Ahriman hatte zugeschlagen, Atomblitz hat mit Lichtgott Ahura Mazda nichts am Hut.

Was schon 1940 angedacht war, eine Autoproduktion, dauerte noch bis 1960. Aber schon 1945 baute Toyo Kogyo wieder Nutzfahrzeuge – das Pritschendreirad Mazda K360 und der Kleinlaster Romper (1958) könnten hier genannt werden –, der Wiederaufbau musste bewältigt werden.

Auf los geht’s los

Das alles gehört zur Gesamtzahl sämtlicher produzierten Mazda-Fahrzeuge in diesen 100 Jahren, die sich auf 59.400.000 summieren. Doch das einschneidendste Jahr war 1960, da lief der erste Mazda-Pkw vom Band, am 28. Mai, das Coupé R360. Noch selben Jahres legte Mazda den Grund für den Ruf, technisch gern eigenständige Wege zu gehen (jüngstes Beispiel: Skyactiv-X): Tsuneji Matsuda, Jujiros Adoptivsohn (Mazda-Chef 1951 bis 1970), schloss mit NSU einen Lizenzvertrag für Nutzung und Weiterentwicklung von Wankelmotoren ab. Die Folge ist eines der legendärsten Automobile der Nachkriegszeit, der Wankel-Schönling 110 S Cosmo. Die Japaner waren sogar schneller als die Deutschen, der Cosmo kam 1967 ein paar Monate vor dem NSU Ro 80 auf den Markt.

Der Roadster Mazda MX-5 (1989).
Foto: Mazda

Der nächste Meilenstein in der Wankel-Sportwagen-Historie war, 1978, der RX-7. Damals orakelten deutsche Medien schon vom Untergang Porsches, dessen 924er (1975–1988) der Mazda formal nachempfunden war. Ja, selbst der bisher letzte Versuch des letztlich gescheiterten Motorenkonzepts, der RX-8 (2003–2012), war eine grandiose Ansage. Und kann sein, dass wir in naher Zukunft einen kleinen Wankel als Range-Extender für Elektro-Mazdas sehen.

Unter der Fülle an verlässlichen, beliebten Mazdas greifen wir nur noch den MX-5 heraus. 1989 als moderne Interpretation klassischer britischer Vorlagen lanciert, wurde das leistbare Spaßgerät zum meistverkauften Roadster aller Zeiten. Nur mit dem Projekt Xedos scheiterten die Hiroshima-Sans, ein eigener Premiumansatz rechnete sich nicht, auch fiel das in das Rückschlagsjahrzehnt, in die 1990er-Jahre.

Der extrem beliebte und knallrote Mazda 121 "Baby" (1991).
Foto: Mazda

Der Export nach Europa startete übrigens 1967, in Österreich war Mazda 1969 – mit der Limousine 1500 – die erste Japan-Marke und obendrein der bisher erfolgreichste Fernost-Hersteller.

Glückwunsch zum Geburtstag! (Andreas Stockinger, 26.04.2020)