Familien kommen mit den Beschränkungen gut zurecht. Wer es sich leisten kann, kann mit den Kindern sogar Gourmet-Lieferservice in Anspruch nehmen.

Foto: Gourmet/istock_skynesher

Linz – "Wie gut kommen Sie mit den Einschränkungen durch das Coronavirus zurecht?" Diese Frage hat das Linzer Market-Institut in den vergangenen fünf Wochen im Rahmen einer langfristig angelegten Eigenstudie jeweils 1.000 Wahlberechtigten gestellt – und dabei fast durchwegs sehr positive Antworten erhalten: "Sehr gut" haben in dieser Woche 48 Prozent gesagt, weitere 43 Prozent haben geantwortet, dass sie "gut" zurechtkämen. Auf der vierteiligen Skala ging es weiter mit sieben Prozent, die "weniger gut" zurechtkommen, nur zwei Prozent sagen, es gehe "gar nicht gut".

Allerdings lohnt ein genauerer Blick in die Tabellen: Am besten kommen die jüngsten Befragten im Alter von 16 bis 29 Jahren zurecht – von ihnen sagen 57 Prozent, dass das Leben mit den Einschränkungen für sie "sehr gut" funktioniere, in ähnlich hohem Maß äußern sich auch Bewohner kleiner Landgemeinden zufrieden.

Eltern haben überraschend wenige Probleme

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Angesichts der Diskussionen darum, wie schwierig Kinderbetreuung ist und wie dringend es wäre, die Schulen wieder zu öffnen, würde man vermuten, dass Eltern mit Kindern besonders große Schwierigkeiten melden. Das ist statistisch aber nicht belegbar." Auch die Familien mit schulpflichtigen Kindern können nur zu etwa drei Prozent gar nicht gut mit der Situation umgehen. Die Äüßerung, man käme "eher weniger gut" zurecht, kommt auch nur mit geringfügig erhöhter Häufigkeit aus Haushalten mit Kindern, aber auch nur etwas von jedem elften befragten Elternteil.

Die meisten Eltern kommen aber "sehr gut" zurecht, was Pfarrhofer aus eigener Anschauung kommentiert: "Ich arbeite jetzt sehr viel daheim, Dienstreisen fallen aus – so oft wie jetzt habe ich noch nie mit meiner Familie gemeinsam zum Essen zusammensitzen können."

Wer unzufrieden ist? Da sieht Pfarrhofer kaum demografische Zusammenhänge, wohl aber einen politischen: "Man kann ganz deutlich sehen, dass diejenigen, die mit den Einschränkungen Probleme haben, auch in besonders hohem Maß angeben, die FPÖ zu wählen." Konkret: Während österreichweit nur zwei Prozent nicht gut mit den Einschränkungen zurechtkommen, sind es bei den FPÖ-Wählern acht Prozent. "Weniger gut" zurechtzukommen geben sieben Prozent der Bevölkerung an, aber 18 Prozent der erklärten Anhänger der FPÖ.

ÖVP spricht Wähler anderer Parteien an

Apropos Parteipräferenzen. Pfarrhofer betont, dass diese in der laufenden Woche gegenüber der Karwoche konstant geblieben sind – 44 Prozent für die Kanzlerpartei ÖVP, je 19 Prozent für Grüne und SPÖ, elf für die FPÖ und sechs für die Neos. Er hat versucht, aus den Sonntagsfragen ("Angenommen, kommenden Sonntag wären Nationalratswahlen; welcher Partei würden Sie bei einer Nationalratswahl Ihre Stimme geben?" und der Nachfrage an Unentschlossene der Sonntagsfrage: "Und welche Partei käme am ehesten infrage?") sowie der Rückerinnerungsfrage, welche Partei bei der Nationalratswahl gewählt wurde, die Verschiebungen abzuschätzen.

Demnach gewinnt die ÖVP vor allem von der FPÖ (jeder elfte derzeitige ÖVP-Anhänger gibt an, im September noch freiheitlich gewählt zu haben), aber auch von der SPÖ und den Nichtwählern. Die Grünen haben seit September vor allem von der SPÖ dazugewonnen – etwa jeder achte derzeitige Grünen-Präferent ist nach eigener Aussage ein Ex-SPÖ-Wähler, zudem können die Grünen auch versprengte Wähler von Peter Pilz' Liste Jetzt einsammeln, und darüber hinaus laufen ihnen ehemalige Neos- und sogar ÖVP-Wähler zu.

Während die FPÖ und die Neos fast ausschließlich an Zuspruch verlieren, finden sich in der Anhängerschaft der SPÖ auch wieder einige neue Personen ein – Pfarrhofer beobachtet einen Trend weg von den Neos und sieht auch einige frühere Grünen-Wähler zur Sozialdemokratie wechseln. Dies könne die derzeitige Schwäche der SPÖ aber kaum abfedern. (Conrad Seidl, 17.4.2020)