Mit der Maske im Gesicht sonnen oder doch Desinfektionsmittel an den Strandliegen bereitstellen oder besser noch Plexiglasboxen um die Liegen drapieren? Oder könnten etwa desinfizierte Tunnel zum Badestrand eine Lösung sein?´

In Italien werden schon allerlei Ideen gewälzt, wie man einen sicheren Strandaufenthalt gewährleisten könnte. Dabei geht kaum einer davon aus, dass der Tourismus – einer der wichtigsten und gleichzeitig am heftigsten von der Corona-Pandemie betroffenen Geschäftszweige im Land – im Sommer wieder hochfahren kann.

Österreich kann Tourismus und hat auch die passende Kulisse zu bieten.
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Strandurlaub an der Adria, Wandern in Österreichs Bergen, ein netter Städtetrip nach Paris oder Wien – allerorts machen Länder sich Gedanken, was im Sommer möglich sein soll und wird. Schrittweise, anders wird es auch in der für viele Länder so wichtigen Reise- und Tourismusbranche nicht gehen.

Die Grenzschließungen in Europa kamen hingegen plötzlich. Noch im Februar war das Virus weit weg, in den Köpfen vormals als asiatisches Problem wahrgenommen. Wenige Wochen später legte Covid-19 erst Italien lahm, ein EU-Staat nach dem anderen folgte mit mehr oder weniger strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die Europäische Union hatte bei den nationalen Alleingängen wenig mitzureden.

Fahrplan ins Blaue

Zumindest bei der Lockerung will Brüssel nun stärker koordinieren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die verschiedenen Maßnahmen der Länder zwar. Doch strikte Grenzkontrollen hätten teils auch für Ärger bei Nachbarstaaten gesorgt, sagte sie vergangene Woche. Für eine schrittweise Öffnung stellte sie einen Fahrplan vor, wie die Länder der EU-27 vorgehen könnten. Drei Bedingungen müssten gegeben sein, so die Empfehlung der EU-Kommission: eine nachhaltige Minimierung der Verbreitungszahlen, ein stabiles Gesundheitssystem und ausreichend Kapazitäten für Tests. Dann könne es eine Öffnung "in kleinen Schritten" geben. Mit einem schnellen Ende der Grenzkontrollen rechnet die Präsidentin aber nicht. Nur "auf lange Sicht" können diese wieder geöffnet werden, und zwar in enger Absprache zwischen den EU-Partnern. Erst in einem nächsten Schritt könnten die Einreisebestimmungen für Bürger aus Nicht-EU-Staaten gelockert werden.

Auf Gäste aus fernen Ländern muss man wohl noch länger warten.
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Für die Touristiker zeichnet sich ein Sommeralbtraum ab. Daher werden erste Stimmen laut, einzelne Grenzen wieder zu öffnen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) machte bereits in jüngerer Vergangenheit klar, dass es für Österreicher fast schon eine Verpflichtung sei, den Urlaub daheim zu verbringen. "Jeder, der einen Urlaub für den Sommer plant, sollte darüber nachdenken, ihn in Österreich zu verbringen", erklärte sie vor zwei Wochen mit Verweis auf die massiven Beschränkungen der Reisefreiheit. Erwünschter Nebeneffekt: "Unsere Hotels, unsere Gastronomie", sie alle bräuchten "unsere Unterstützung, unsere Solidarität."

Schleuse für deutsche Urlauber

Am Wochenende geht Köstinger einen Schritt weiter. In einem Interview mit der Presse denkt die Ministerin laut über eine Grenzöffnung für deutsche Urlauber nach und bringt die Möglichkeit einer entsprechenden bilateralen Vereinbarung ins Spiel. Überraschend kommt das nicht: Die deutschen Nachbarn sind für die heimischen Tourismusbetriebe die wichtigsten Gäste. Sie kommen an die Kärntner Seen ebenso gern wie in die Berge nach Tirol. Der Tourismussektor drängt also aus gutem Grund massiv darauf, die Grenzen für deutsche Urlauber zu öffnen.

Für heuer muss man sich allerdings noch einiges einfallen lassen, um Gäste aus anderen Ländern anzulocken.
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Derzeit lässt Österreich ausländische Staatsbürger nur mit negativen Corona-Test ins Land, Hotels sind behördlich geschlossen. Das Außenministerium bestätigte dem STANDARD, dass es sich um "erste Überlegungen" handelt, wie der Tourismus kontrolliert wieder hochgefahren werden kann. Die Entscheidung darüber würde in Abstimmung mit den Nachbarländern getroffen. "Klar ist, dass die Reisefreiheit – wie wir sie bisher kannten – noch einige Zeit sehr eingeschränkt bleiben wird."

Tschechien hoffnungsfroh

Auch andere Länder zimmern bereits bilaterale Vereinbarungen für den Urlauberverkehr. So wird etwa eine Luftbrücke für tschechische Kroatien-Urlauber erwogen. Und auch Sommerurlaube in Österreich sind für Tschechien nicht völlig vom Tisch, hieß es am Sonntag in Prag – eine Garantie dafür gebe es jedoch noch nicht. "Es ist jedenfalls ermutigend, dass die Maßnahmen in Tschechien und Österreich nun langsam konvergieren", sagte Tomáš Kafka, Leiter der Mitteleuropa-Abteilung im tschechischen Außenministerium, dem STANDARD. "Vielleicht können wir hier also zu regionalen Vorreitern innerhalb der EU werden." Auch die Slowakei und Ungarn seien in die gemeinsamen Überlegungen einbezogen.

Einen Stichtag für eine mögliche Öffnung nannte Köstinger nicht. "Es könnte ja zu weiteren Wellen der Infektion kommen", dann wären erneute weitreichende Maßnahmen nicht ausgeschlossen. Einen Plan für das stufenweise Hochfahren von Gastronomie und Tourismus soll es laut Köstinger bis Ende April geben – inklusive Auflagen. Ob man Anleihen bei Italiens Ideen nehmen wird, ließ sie offen. (Regina Bruckner, Anna Sawerthal, Manuela Honsig-Erlenburg, Gerald Schubert, 19.4.2020)