Abuja/N'Djamena – Bewaffnete Gruppen haben mindestens 47 Menschen bei mehreren Überfällen im Norden Nigerias getötet. Es seien etwa zeitgleich Menschen in fünf Dörfern angegriffen worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Mehr als 300 Bewaffnete seien an den Attacken im Bundesstaat Katsina beteiligt gewesen.

Die Angriffe könnten ein Akt der Vergeltung gegen Dorfbewohner gewesen sein, die sich den Kriminellen widersetzt hatten. "Wir durchkämmen den Wald, um die Hintermänner des Angriffs zu fassen", sagte der Polizeisprecher.

In der Region kommt es immer wieder zu Angriffen und Überfällen, die Banden rauben Dörfer aus oder entführen Menschen und fordern Lösegeld. Polizei und Militär versuchen schon seit einiger Zeit dagegen vorzugehen.

44 Boko-Haram-Kämpfer tot aufgefunden

In einem Gefängnis im Tschad wurden 44 indes inhaftierte Kämpfer der Islamistenmiliz Boko Haram tot aufgefunden. Eine Autopsie habe ergeben, dass die Gefangenen Gift eingenommen hätten, sagte Staatsanwalt Youssof Tom. Sie seien bereits am Donnerstag und Freitag gestorben. Woher sie das Gift hatten, sei unklar. 14 weitere Boko-Haram-Kämpfer hätten überlebt.

Die Männer waren kürzlich bei einem Militäreinsatz gefangen genommen worden, den Präsident Idriss Déby medienwirksam selbst geleitet hatte. Dabei wurden nach Armeeangaben etwa tausend 1.000 Boko-Haram-Kämpfer getötet und dutzende überwältigt. Der Feldzug war eine Reaktion auf einen Angriff, bei dem im März 98 Soldaten getötet wurden. In der Region um den Tschadsee verstecken sich viele Boko-Haram-Kämpfer, um von dort aus Angriffe in Nigeria, Kamerun, dem Tschad und dem Niger zu unternehmen. Boko Haram kämpft seit 2009 für einen islamistischen Staat im Nordosten Nigerias. Der Konflikt hat sich aber auch auf die Nachbarländer ausgeweitet. Boko Haram hat sich dem IS angeschlossen, tritt jetzt aber meist unter den Namen "Islamischer Staat Provinz Westafrika" auf.

In den vergangenen Monaten haben die Islamisten sie ihre Angriffe vor allem im Sahelgebiet ausgeweitet. Durch Angriffe und Anschläge wurden in den vergangenen Jahren rund 35.000 Menschen getötet, zwei Millionen ergriffen die Flucht. (APA, 19.4.2020)