Bild nicht mehr verfügbar.

Der Täter tötete auch eine Polizistin und verletzte einen weiteren Beamten schwer.

Foto: REUTERS/John Morris

Beamte der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) nachdem der Täter erschossen worden war.

Foto: APA / AFP / TIM KROCHAK

Bild nicht mehr verfügbar.

Bei der Verfolgungsjagd verursachte der Täter zumindest einen Unfall.

Foto: REUTERS / JOHN MORRIS

Toronto – Beim blutigsten Schusswaffenangriff der jüngeren kanadischen Geschichte hat ein 51-Jähriger mindestens 18 Menschen getötet. Der Täter, der offenbar Teile einer Polizeiuniform trug und ein wie ein Polizeiauto aussehendes Fahrzeug fuhr, wurde nach rund zwölfstündiger Verfolgungsjagd in der ostkanadischen Provinz Nova Scotia am Sonntag von Polizisten erschossen. Sein Motiv war zunächst ungeklärt.

Die Einsatzkräfte waren am Samstagabend in das Dorf Portapique gerufen worden, nachdem der Mann dort um sich geschossen hatte. Vor und in einem Haus in der Gemeinde rund hundert Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Halifax fanden die Polizisten mehrere Leichen.

Angreifer nach Verfolgungsjagd von Polizei getötet

Danach begann eine zwölfstündige Verfolgungsjagd, die in andere Gemeinden der Provinz führte und in deren Verlauf die Einsatzkräfte auf mehrere brennende Gebäude stießen, wie der Chef der Polizeibehörde RCMP in Nova Scotia, Chris Leather, mitteilte. Am Sonntagvormittag erfolgte dann der Zugriff, dabei wurde der 51-Jährige erschossen.

Opfer des Schützen gab es nach Polizeiangaben an mehreren Orten der Provinz. Während der Verfolgungsjagd habe der Mann sich zudem einen Schusswechsel mit der Polizei geliefert.

Für seine Flucht benutzte der Täter mehrere Fahrzeuge. Eines habe wie ein Polizeifahrzeug ausgesehen, sagte Leather. Auch habe er offenbar Teile einer Polizeiuniform getragen. Während der Verfolgungsjagd hatte die Polizei die Bevölkerung mehrfach vor dem Mann gewarnt, der kein Polizist sowie "bewaffnet und gefährlich" sei.

Motiv noch rätselhaft

Medienberichten zufolge war der 51-Jährige ein Zahntechniker, der Praxen in Halifax und Dartmouth besaß. Wegen der Coronavirus-Pandemie hatten Zahnarztpraxen in Nova Scotia zuletzt bis auf Notfallbehandlungen schließen müssen.

Das Motiv des Täters war zunächst unklar. Leather sagte, es werde untersucht, ob die Tat möglicherweise im Zusammenhang mit den Maßnahmen gegen die Pandemie stehe. Laut Polizei handelte der Mann allein.

Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht, sagte die nationale RCMP-Chefin Brenda Lucki dem Sender CBC. Seine Opfer habe er anscheinend zumindest teilweise zufällig ausgewählt, sagte Leather. "Die Tatsache, dass diese Person eine Uniform und ein Polizeiauto zur Verfügung hatte, spricht aber dafür, dass dies keine zufällige Tat war."

Schlimmster Massenmord in der jüngeren Geschichte des Landes

Unter den Todesopfern ist eine Polizistin, die seit 23 Jahren im Polizeidienst stand und zwei Kinder hinterlässt. Ein anderer Polizist wurde verletzt. Seine Verletzungen waren nach Angaben der Polizei jedoch nicht lebensgefährlich. Medienberichten zufolge ist auch eine Volksschullehrerin unter der Opfern.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau äußerte sich "bestürzt über die sinnlose Gewalt in Nova Scotia". Er hoffe, dass die Verletzten schnell wieder gesund würden. Auch Nova Scotias Premierminister Stephen McNeil sprach von einem der "sinnlosesten Gewaltakte in der Geschichte unserer Provinz". Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) drückte auf Twitter den Angehörigen und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus. Er sei tief schockiert und traurig und wünsche allen Verletzten eine rasche Genesung.

Schusswaffenangriffe mit mehreren Toten sind in Kanada deutlich seltener als in den USA. Die Waffengesetze sind in Kanada deutlich strikter als im Nachbarland. Der in den vergangenen Jahrzehnten schlimmste Schusswaffenangriff in Kanada ereignete sich 1989 in Montreal. Dort erschoss damals ein junger Mann an der Polytechnischen Hochschule 14 Frauen, bevor er sich selbst tötete. (APA, 20.4.2020)