Was war das wieder für ein Wirbel, als US-Präsident Donald Trump die großen Zwei im Lande, GM und Ford, zur Produktion von Beatmungsgeräten für den Kampf gegen Corona verdonnerte – auf Basis einer Kriegswirtschaftsverordnung (Defense Production Act) aus den 1950er-Jahren. Im Endeffekt haben sich GM, Ford, General Electric (GE) und 3M bei der Gerätefertigung zusammengetan. GM fertigt allerdings nicht in den USA, sondern in Indien. Ford verwendet für die Geräte Sitzgebläsemotoren aus dem Pick-up F-150 und näht zudem über 100.000 Gesichtsmasken pro Woche zusammen.

Schutzmasken aus dem Hause Lamborghini.
Foto: AFP

Autohersteller als Produzenten medizinischen Geräts und von Textil? Das ist Sicherheitsassistenz einmal anders. Aber da die Bänder ohnehin meist noch ruhen und bei den Konzernen, denen die härteste Absatzkrise aller Zeiten dräut, derart viel kreatives Potenzial und zudem Gerätschaft für modernste Herstellungsverfahren (3D-Druck etc.) eingeparkt ist, verwundert das mehr oder weniger freiwillige Engagement schon auf den zweiten Blick nicht mehr so.

Kurzer (fragmenthafter) Rundblick also, wer für welche sinnvollen Beiträge gegen medizinische Versorgungsengpässe verantwortlich zeichnet, abgesehen von Geld- und Sachspenden für die Beschaffung solcher Ausrüstung.

Beatmungsgeräte von Ford.
Foto: Ford

3D-Druck, Näherei und Zweckumwidmung automotiver Komponenten sind die wesentlichsten Arbeitsfelder. Aus dem Drucker kommen vor allem Gesichtsschilde und wiederverwendbare Atemschutzmasken, aus den Nähereien chirurgischer Atemschutz.

Nähen und drucken

Nach einem Schlenker zu den Japanern – Toyotas 3D-Drucker fabrizieren Gesichtsschutzschilde – begeben wir uns gleich ins Epizentrum des Corona-Schreckens, nach (Ober-)Italien. In Sant’Agata Bolognese wurde die Polsterei umgestellt auf chirurgische Atemmasken, rund 1000 pro Tag werden dort genäht. Und aus der Verbundwerkstoffproduktionsanlage (3D) kommen 200 Polycarbonat-Gesichtsschutzschilde täglich.

Volkswagen kümmert sich um die Produktion von Gesichtsschilden.
Foto: Volkswagen

Ferrari und Fiat setzen in Kooperation mit dem Gerätehersteller Siare Engineering auf Beatmungsgeräte und Schutzmasken, die Autobauer bringen speziell Elektronik, pneumatische Bauteile und Massenfertigungs-Know-how ein.

Im anderen Krisenherd, Spanien, werden bei Seat in Martorell aus Scheibenwischermotoren Antriebe für Beatmungshilfen, 13 Ingenieure haben ein eigenes Beatmungsgerät entwickelt. Ausstoß: täglich 300 Stück, je nach Bedarf.

Bei Škoda in Tschechien wiederum entstehen FFP3-Atemschutzmasken im 3D-Druckverfahren, Mercedes in Deutschland fertigt (ebenfalls 3D) Bauteile für medizinisches Equipment, VW (präziser: VW Motorsport) u. a. Teile für Gesichtsschilde (3D). PSA baut in Kooperation mit Air Liquide, PSA, Schneider Electric und Valeo bis Mitte Mai 10.000 Atemgeräte, und beim Zulieferriesen Bosch wurde ein Corona-Schnelltest entwickelt.

Seat lässt sein Know-how in Sachen Beatmungsgeräte spielen.
Foto: Seat

Den Vogel in Sachen Massenfertigung schießt aber wieder China ab. E-Auto-Bauer BYD klotzte im Nullkommanix (zwei Wochen!) die weltgrößte Fabrik für Atemschutzmasken hin. Ausstoß: fünf Millionen täglich – und 300.000 Flaschen Desinfektionsmittel.

Am Ende der Krise wäre dennoch zu hinterfragen, ob der Großteil der Schutzausrüstung tatsächlich aus China stammen muss oder ob im Sinne der Versorgungssicherheit nicht schleunigst nationale Kapazität zu schaffen sei. (Andreas Stockinger, 22.04.2020)