Das private US-Raumfahrtunternehmen Space X soll am 27. Mai erstmals Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Eine Rakete vom Typ Falcon 9 soll das Crew-Dragon-Raumschiff mit den beiden US-Astronauten Bob Behnken und Douglas Hurley an Bord ins All bringen, wie der Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa, Jim Bridenstine, auf Twitter mitteilte. Es ist das erste Mal seit fast einem Jahrzehnt, dass Astronauten wieder von den USA aus zur Raumstation starten.

Premiere für Space X

Für Space X wird es der erste astronautische Flug überhaupt sein, das Unternehmen hat bisher nur Fracht zur ISS transportiert. Die nun bevorstehende Mission sei der "letzte Flugtest" von Space X, hieß es von der Nasa. Wie lange die Astronauten Behnken und Hurley an Bord der ISS bleiben werden, sei noch nicht geklärt.

Bob Behnken (links) und Doug Hurley bei einer "Trockenübung" im Raumschiff Crew Dragon. Sie werden die ersten Passagiere von Space X sein.
Foto: Epa/SpaceX

Die Nasa hatte ihr eigenes Shuttleprogramm 2011 nach drei Jahrzehnten aus Kostengründen eingestellt. Seitdem ist die Nasa auf die Beförderung ihrer Astronauten in russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um zur ISS zu gelangen – was in den USA aus finanziellen und geopolitischen Gründen zunehmend für Unmut sorgte.

Boeing im Hintertreffen

2014 hatte die Nasa angekündigt, wieder selbst in die bemannte Raumfahrt einsteigen zu wollen. Vor einigen Jahren wurde dann beschlossen, statt selbst neue Raumtransporter zu entwickeln, Privatunternehmen damit zu beauftragen: Boeing sowie Space X erhielten Milliardenbeträge, um neue Raumschiffe zu bauen. Space X absolvierte im März 2019 mit seiner Raumfähre Crew Dragon einen erfolgreichen Testflug zur ISS – im April ging dann ein Triebwerkstest schief, ein Raumschiff explodierte. Das Problem ist nach Angaben von Space X behoben, dem Start im Mai stehe nichts im Weg.

Ende Mai sollen die Astronauten mit der Crew Dragon an der ISS andocken.
Illustration: Epa/SpaceX

Bei der Konkurrenz dürfte es hingegen noch dauern: Der von Boeing entwickelte Starliner schaffte es bei einem ersten unbemannten Versuch im Dezember nicht zur ISS, ein Abschlussbericht zeigte schwere Mängel auf. Der unbemannte Test soll demnächst wiederholt werden, an einen Start mit Crew ist derzeit aber nicht zu denken.

Nasa im Homeoffice

Aufgrund der Corona-Pandemie wird es beim Start von Cape Caneveral im US-Bundesstaat Florida am 27. Mai Beschränkungen für Zuschauer geben. Auch die Nasa hat ihre Arbeit in der Krise eingeschränkt und wo möglich ins Homeoffice verlegt, der Betrieb der ISS läuft aber weiter. Erst vergangenen Freitag waren drei Raumfahrer – die US-Astronauten Jessica Meir und Andrew Morgan sowie der Russe Oleg Skripotschka – wieder von der ISS zur Erde zurückgekehrt. Auf der Raumstation halten nun drei Raumfahrer die Stellung, bis Ende Mai Verstärkung eintrifft: der US-Astronaut Christopher Cassidy und die beiden Russen Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner. (red, APA, 20.4.2020)