Alles neu macht der Mai. Das alte Sprichwort wird heuer so wahr sein wie schon lange nicht mehr. Das gilt wohl ganz besonders in der seit gut einem Monat geschlossenen Gastronomie und Hotellerie. Anstelle des vertraulichen Tête-à-Tête im lauschigen Café, der spannenden Schachpartie im Wirtshaus ums Eck oder dem gemütlichen Plauscherl im Gastgarten wird auch hier das mittlerweile vielerorts gepflogene Social Distancing Einzug halten – müssen. Wiewohl über genaue Maßangaben und manch andere Details noch gerungen wird: Mitte Mai dürfen sehr wahrscheinlich auch Restaurants und Hotels wieder Gäste empfangen.

Den Plan für das stufenweise Hochfahren von Gastronomie und Tourismus soll es bis Ende April geben, bekräftigte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Wochenende und wiederholte, was ohnehin allen klar ist: Es werde "natürlich Auflagen geben", etwa Abstands- und Hygieneregeln. Dass darunter eine Maskenpflicht sein wird, richtete Sebastian Kurz via CNN aus und sorgte in der Branche geradezu für Aufatmen: Den Mund-Nasen-Schutz hätte nur das Personal zu tragen, konkretisierte der Kanzler da. Ursprünglich war das gar nicht so klar. Es stand durchaus zur Debatte, dass auch Gäste das neue Accessoire tragen müssen.

Lauschig im Gastgarten. Ob es mit Masken und Abstand so kommen wird, ist noch offen.
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Erste Leitplanken gab es ja bereits, Desinfektionsmaßnahmen sowie eine begrenzte Anzahl an Kunden – das galt zumindest zu jenem Zeitpunkt für Geschäftslokale. Pro 20 Quadratmeter ein Kunde – so lautete die Vorgabe. "Unrealistisch", wie Florian Werner, Chef des Hospizes in St. Christoph am Arlberg sagt. Das sehen auch andere so: Wer ein Lokal mit 100 Quadratmetern habe, wie das vor allem im urbanen Raum keine Seltenheit ist, könne mit fünf Gästen kaum überleben, rechnet manch einer hinter vorgehaltener Hand vor.

Werner wünscht sich aber jetzt einmal eines: "Die Betriebe brauchen so bald wie möglich eine klare Ansage. Dann kann sich ein Unternehmer entscheiden, ob er unter diesen Bedingungen aufsperrt oder nicht." Zwei weitere Dinge hat Kanzler Kurz mittlerweile ebenfalls konkretisiert: Eine Testung aller Mitarbeiter in der Gastronomie werde "nicht machbar" sein. Eine frühe Sperrstunde für die Betriebe mit 18 Uhr, die ebenfalls ventiliert worden ist, kommt nun ebenfalls nicht.

Auch am Abend essen gehen

Für den Wirtschaftskammerfunktionär und Gastronomen Mario Pulker einer der ganz wichtigen Punkte. "Die meisten Betriebe brauchen das Mittags- und das Abendgeschäft." Ansonsten kann Pulker mit den aktuellen Kanzlerankündigungen zunächst einmal leben: "Gesundheit geht vor." Grundsätzlich dürfte es anders als im Handel keine unterschiedlichen Vorgaben je nach Betriebsgröße geben. Ob es beim Zwei-Meter-Abstand bleibt und wie genau er bemessen wird – möglicherweise von Tischkante zu Tischkante –, ist derzeit noch eine Frage von Verhandlungen.

Masken, wie sie im Handel verpflichtend sind, kommen in der Gastronomie zumindest fürs Personal.
APA/Barbara Gindl

Petra Nocker-Schwarzenbacher, Salzburger Hotelierin und WKO-Tourismusobfrau, will derzeit angesichts der schwierigen Lage niemandem etwas ausrichten. Nur eines will sie gesagt haben: "Wir servieren ja nicht nur Tee und Kaffee, bei uns geht es auch um Stimmung und um Emotionen." Womit eher das Maskenthema angesprochen ist. Aber ein bisschen auch die Frage, wie viele Gäste im Lokal sind.

Denn ein gespenstisch leeres Lokal wird vermutlich nicht allzu anziehend wirken. Das rechte Maß zwischen Schutz für Gäste und Mitarbeiter zu finden sei gar nicht so leicht, sagt auch Mario Pulker. Einen eigenen Standpunkt vertritt in dieser Hinsicht Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft Vida. Er schlägt Tourismusministerin Elisabeth Köstinger in einem "sozialpartnerschaftlichen Papier" vor, dass sehr wohl auch die Gäste Masken tragen – zumindest beim Weg zur Toilette oder beim Eintreten und Verlassen eines Lokals.

Von heute auf morgen können die Betriebe nicht loslegen. Sie wünschen sich so bald wie möglich genaue Regeln.
APA/Barbara Gindl

Für die Beschäftigten schwebt Tusch hingegen ein Gesichtsvisier vor. Mit diesen sei ein Arbeitstag, wie lange er auch immer dauern würde, besser zu bewältigen. Ob Köstinger das aufgreifen wird, bleibt abzuwarten. Offen ist bislang aber auch noch, ob Bars und Diskotheken ebenfalls Mitte Mai öffnen dürfen. Sehr wahrscheinlich ist das nicht. Dann wäre noch die Sache offen, ob bis Ende Juni die für die Gastronomie nicht unbedeutenden "Events" wie Hochzeiten und Begräbnisse mit einer begrenzten Personenzahl erlaubt sein werden.

Vorlaufzeit

Daneben geht es aber auch um Planung. Hospiz-Chef Florian Werner bringt noch einmal die Dringlichkeit ins Spiel und warnt, dass die Betriebe auch Vorlaufzeit bräuchten. "Von heute auf morgen kann man nicht hochfahren." WKO-Mann Pulker pflichtet ihm bei. So würden etwa Molkereien derzeit angesichts des Umstands, dass die Gastronomie seit gut einem Monat quasi als Abnehmer ausfällt, nur in Haushaltsmengen abfüllen. Zehn Tage bräuchte es wohl, dass die Gewerke wieder ins Laufen kämen. (Regina Bruckner, 20.4.2020)