Die Karte von Invenium gibt Überblick über die Aktivitäten in Österreich. Basis sind die Mobilfunkdaten von A1.

Grafik: A1 / Invenium

Das Telekomunternehmen A1 und das Grazer Unternehmen Invenium liefern dem Covid-19-Krisenstab der Regierung täglich anonymisierte Analysen über die Bewegungsmuster der Bürger. Der starke Mobilitätsrückgang infolge des Lockdowns ist nun zwar etwas abgeschwächt, von ihrem Vorkrisenverkehrsverhalten sind Herr und Frau Österreicher aber "noch weit, weit entfernt", so Mario Mayerthaler von A1.

Die Analysen des Spin-offs der Technischen Universität (TU) Graz, Invenium, beruhen auf Information darüber, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen. Die Grunddaten bleiben zu jeder Zeit bei A1. Jedes Handy erhält eine für das Tracking automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen, die alle 24 Stunden neu vergeben wird.

Relationen

Beim Blick auf die Werktage der vergangenen Wochen zeigt sich, dass der Anteil der Österreicher, die pro Tag geschätzt weniger als einen Kilometer zurücklegen, von beständigen rund 27 Prozent vor der Corona-Krise in der Woche von 23. bis 27. März auf den Höchststand von 56 Prozent anstieg. In der Osterwoche waren dann noch genau 50 und in der vergangenen Woche (14. bis 17. April) noch 47 Prozent dieser Mobilitätsgruppe zuzuordnen, sagte Mayerthaler.

Dazu korrespondierend erhielt die Gruppe derer, die pro Tag zehn Kilometer oder mehr zurücklegen, etwas Zuwachs: Schrumpfte diese in Vorkrisenzeiten üblicherweise um die 38 Prozent zählende Gruppe in der Woche von 23. bis 27. März auf nur 15 Prozent, gab es seither einen stetigen leichten Zuwachs auf vergangene Woche 22 Prozent. Dies ist laut Mayerthaler ein Hinweis darauf, dass größere Einkäufe, Familienbesuche oder Ausflüge auf "moderatem Niveau" wieder im Zunehmen, "die Österreicher aber immer noch wahnsinnig stationär sind".

In dieses Bild passt auch der Befund des vergangenen Wochenendes, wo am Samstag 53 und am Sonntag 65 Prozent der Bürger mehr oder weniger daheim blieben. Mehr als zehn Kilometer legten demnach am Samstag 16 und am Sonntag nur noch zehn Prozent der Österreicher zurück. Auch an den Wochenenden nahm die Mobilität im Vergleich zu den Vorwochen zwar deutlich, aber nicht übermäßig zu. Es scheine, dass die Besorgungen am Samstag wieder vermehr erledigt werden, "es den traditionellen Ausflug am Sonntag aber nach wie vor so nicht gibt", so Mayerthaler.

Andere Zahlen

Diese Befunde stehen ein Stück weit im Widerspruch zu kürzlich veröffentlichten Auswertungen des Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Technischen Universität (TU) Wien, wonach sich der Aktionsradius im Land von rund 14 Kilometern pro Tag vor der Krise auf dann nur acht reduziert hatte, um am vergangenen Donnerstag (16. April) wieder den Durchschnittswert von rund zwölf Kilometern zu erreichen. Es sei davon auszugehen, dass die Kollegen andere Methoden und Abgrenzungen der Mobilitätsgruppen anwenden, vermutlich unterschiedliche Daten heranziehen und eben auf die Berechnung eines Bewegungsradius abzielen, was zu etwas anderen Ergebnissen führen könne, sagte der Verkehrswissenschafter Michael Cik von Invenium, der aber darauf verwies, die Vorgehensweise der Forscher vom CSH und der TU Wien nicht zu kennen.

In den vergangenen Wochen zeigen die Daten unter anderem, dass vor allem der öffentliche Verkehr im Kontrast zum sonst über Jahre hinweg sehr konstanten Mobilitätsverhalten stark eingebrochen ist. Hier gebe es Reduktionen von 80 bis 90 Prozent, "und das ist auch letzte Woche noch in dieser Dimension geblieben", sagte Cik, der hier ein Umsteigen aufs Auto ortet. Trotzdem liege auch im Autoverkehr die Reduktion noch immer bei rund 50 Prozent über dem jahrelangen Mittel.

Das Team untersucht überdies das anonymisierte und gemittelte Bewegungsverhalten in den 30 größten Innenstadtgebieten Österreichs. Auch hier gebe es nun Anstiege zu verzeichnen, vom Niveau vor der Krise sei man aber überall noch weit weg, und von einer grundlegenden Trendwende sehe man nicht viel. Erste kleine Freizeitareale, etwa der Wiener Augarten, seien allerdings bereits auf dem Weg, im Personenaufkommen über das Niveau vor der Krise zu kommen. Hier sei aber zu berücksichtigen, dass dort Mitte März auch ob des Wetters noch keine Massenanstürme zu verzeichnen waren.

Die Analysen für den österreichischen Krisenstab würden auch in Zukunft weitergeführt, erklärten Cik und Mayerthaler. Darüber hinaus gebe es seit einiger Zeit ähnliche Kooperationen mit Slowenien und Serbien. (APA, 21.4.2020)