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Foto: AP Photo/Hassan Ammar

Online-Dating-Apps und -Plattformen erleben seit Beginn der Corona-Krise einen Aufschwung. Wenn sich Menschen auf Partnersuche derzeit nicht physisch näher kommen können, werden Gespräche umso wichtiger. Aber was, wenn sich das begehrte Gegenüber plötzlich nicht mehr meldet? Was schon zu Normalzeiten schmerzt, kann während des derzeitigen Ausnahmezustands zur Belastungsprobe werden. Die Rede ist von Ghosting.

Phänomen Ghosting

Dass jemand plötzlich ohne Vorankündigung aus dem Leben des Partners oder der Partnerin verschwindet, hat es auch schon vor Tinder, Bumble und Co gegeben. Aber erst mit der wachsenden Popularität der Partnersuche über das Internet wurde Ghosting zu einem breiter bekannten und benannten Phänomen. Der Partner oder die Partnerin meldet sich plötzlich einfach nicht mehr, ist nicht mehr erreichbar und verschwindet praktisch wie ein Geist.

"Mashable" hat mit mehreren Personen gesprochen, die in den vergangenen Wochen seit Ausbruch der Corona-Krise geghostet wurden. Die Betroffenen zeigen sich vor allem verärgert, enttäuscht und verunsichert. Über allem schwebt die Frage nach dem Warum. Warum jemand nicht sagt, wieso er oder sie den Kontakt abbrechen möchte und nicht einmal auf Nachfrage reagiert. Ein Grund für ein solches Verhalten kann laut Experten unter anderem die Angst davor sein, Konflikte offen anzusprechen.

Konfliktscheu

Geghostete Personen haben jedoch vor allem in der jetzigen Situation kein Verständnis für ein solches Verhalten, da es bei einigen das Gefühl der Isolation nur noch verstärke. Oft berichten Betroffene, dass sie davor keinerlei Anzeichen bemerkt hätten, dass jemand kein Interesse mehr an weiterem Kontakt habe. Doch aus einer wirklich gut laufenden Beziehung stiehlt sich niemand so einfach davon – laut Psychotherapeuten kann es dann zum Ghosting kommen, wenn zwei Menschen nicht über ihre Differenzen und Meinungsverschiedenheiten sprechen können.

Bei einigen Betroffenen kommen auch Befürchtungen auf, dass Krankheit beziehungsweise ein Spitalsaufenthalt der Grund sein könnte, wieso sich jemand nicht mehr meldet. Dann kann es auch zu besonders unangenehmen Situationen können. So berichtet eine Frau, dass sie ihr Date zu Hause aufgesucht habe, weil sie sich Sorgen gemacht habe. Ihre Bekanntschaft habe das jedoch so verstört, dass er bei weiteren Kontaktversuchen mit der Polizei gedroht habe.

Experten raten Betroffenen, "froh" zu sein, dass sie den "Geist" los sind. Auch eine Betroffene erzählt, dass ihre Freunde das so sehen. Ein schnelles Ende sei besser als eine Beziehung mit vielen Konflikten, die nicht offen ausgesprochen werden. Besonders jetzt gilt aber: Wer sich in der Isolation einsam fühlt, sollte auch auf professionelle Gesprächsangebote zurückgreifen. (red, 21.4.2020)