Arbeiten am Küchen- oder Wohnzimmertisch: Damit es zu keinen Missverständnissen kommt, sollte man vorab klar kommunizieren.

Foto: EPA / Erik S. Lesser

Nicht erst mit der pandemischen Verbreitung von Sars-CoV-2 ist das Homeoffice zu einem Thema von steigender Bedeutung geworden. Michael Bartz, Professor am Department of Business der IMC-Fachhochschule Krems, kann diese Behauptung mit Zahlen aus der eigenen Forschung belegen. Demnach boten bereits vor der Corona-Krise 18 Prozent der österreichischen Unternehmen mobiles Arbeiten an.

Die Option, nicht täglich im Büro sitzen zu müssen, sondern seinem Brotberuf in Cafés, auf öffentlichen Plätzen oder in Co-Working-Spaces nachzugehen, erfreut sich einer wachsenden Anhängerschaft.

Auf der Bewertungsplattform Kununu, auf der man sich über die Beliebtheit von Arbeitgebern informieren kann, wählen laut Bartz bereits 70 Prozent der Nutzer als Erstes einen der Suchfilter "Homeoffice" oder "flexible Arbeitszeit". "Immer mehr Arbeitnehmer fordern die Option für mobiles Arbeiten", weiß der Kremser Wissenschafter zu berichten.

Nicht uneigennützig

Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, bietet eine wachsende Anzahl an Unternehmen ihren Mitarbeitern diese Möglichkeit an. Natürlich nicht völlig uneigennützig. Einerseits begegnen sie so dem zunehmenden Fachkräftemangel. Andererseits eröffnet Heimarbeit ökonomische Potenziale: "Man kann sich Büroerweiterungen oder Zubauten sparen oder bestehende Gebäudeteile untervermieten", meint Bartz.

Das Homeoffice als Win-win-Situation für beide Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer? Ganz unkontroversiell ist es jedoch nicht. Homeoffice kann nämlich auch verunsichern. "Viele Führungskräfte haben Angst vor leeren Büros, vor Kontrollverlust oder davor, dass Mitarbeiter zu Hause herumlungern", sagt Bartz. "Und auch die Arbeitnehmer wissen oft nicht, was ihre Rechte und Pflichten im Homeoffice sind."

Im Vorfeld vereinbaren

Er rät deshalb dazu, die genaue Ausgestaltung mobiler Arbeit im Vorfeld zu vereinbaren: "Wenn es kein verschriftlichtes Regelwerk gibt, besteht die Gefahr von Chaos und Konflikten." Dabei gelte es, eine Menge Details zu berücksichtigen.

Um Arbeitgebern und Arbeitnehmern die nötigen Informationen an die Hand zu geben, erarbeitet Bartz derzeit in einem Projekt einen Ratgeber, der beim Aufsetzen entsprechender Vereinbarungen künftig unterstützen sollen.

Das Projekt wird im Rahmen des "Projektfonds Arbeit 4.0" von der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) finanziert. Ziel ist im ersten Schritt eine Broschüre, in einem weiteren Schritt dann eine selbstlernende Software, die Empfehlungen per Knopfdruck ausgibt. Parallel dazu werden heuer drei Workshops mit Vertretern interessierter Unternehmen stattfinden.

Kalender freigeben

Was gilt es zu beachten? Die Details, die Bartz empfiehlt, sind nicht überraschend. Beispielsweise sollte jeder Mitarbeiter seinen elektronischen Kalender freigeben. Das hört sich banal an, doch gerade bei solchen Kleinigkeiten entstehen oft Probleme, meint der Experte.

Wichtig sei es allerdings, sich im Kalender abzumelden, wenn man gerade nicht am Rechner sitzt. Auch der Umgang mit Video- oder Telefonkonferenzen sei keine wirkliche Hexerei, sagt er. Allerdings wüssten viele IT-Abteilungen nicht, dass diese Features in den meisten Cloud-Office-Paketen bereits enthalten sind und nur mehr aktiviert werden müssen.

Sicherheitsrichtlinien

Empfehlenswert ist es außerdem, Sicherheitsrichtlinien festzulegen. Dazu zählt, dass man keine sensiblen Firmendaten in Papierform mit sich herumträgt. Oder dass man sich bewusstmacht, dass es bei Telefonaten im öffentlichen Raum immer Mithörer geben kann.

Öffentliche WLAN-Hotspots sind tabu, außer man stellt über einen VPN-Tunnel (Virtual Private Network) eine Verbindung her. Nicht überbewerten sollte man hingegen das Ausmaß des Anspruchs auf mobiles Arbeiten. "Viele Manager glauben, das sei das Allerwichtigste", sagt Bartz. "Wir wissen aber aus der Forschung, dass sich das auch ohne explizite Regeln nach einiger Zeit von selbst einpendelt."

Im Schnitt sind Mitarbeiter 1,2 Tage pro Woche nicht im Büro. Grundsätzlich sollte das Regelwerk zu Unternehmenskultur passen. Ein Software-Start-up mit Silicon-Valley-Feeling benötigt selbstverständlich andere Regeln als zum Beispiel ein vergleichsweise straff geführtes Ministerium.

Unbegründet ist die Furcht von Führungskräften, dass sie letzten Endes allein in menschenleeren Büros sitzen müssen. "Die Mitarbeiter werden auch weiterhin den Hauptteil ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen", beruhigt Bartz. "Das Büro ist unverzichtbar wegen des persönlichen sozialen Kontakts." (Raimund Lang, 25.4.2020)