Der Bestandsrückgang des Rebhuhns (Perdix perdix) ist vorerst gestoppt. Ähnliches trifft erfreulicherweise auch auf viele andere einheimische Vogelarten zu.

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Wien – In den vergangenen Jahrzehnten nahm in Europa sowohl die Zahl der Vögel insgesamt, als auch die Artenvielfalt kontinuierlich ab. Seit 1980 verschwanden rund 300 Millionen Brutpaare, das ist rund die Hälfte der Vögel in ländlichen Regionen. In Österreich betrug der Rückgang in den letzten 20 Jahren durchschnittlich rund 40 Prozent. Nun aber gibt es eine positive Entwicklung zu vermelden: Erstmals seit Ende der 1990er Jahre dürfte der Rückgang unter den Vögeln stagnieren, wie die Vogelschutzorganisation "BirdLife" berichtet.

Höhere Bestandszahlen

"Wir haben den Eindruck, die Bestände würde sich auf sehr niedrigem Niveau stabilisieren", verwies Gábor Wichmann, Geschäftsführer von "BirdLife Österreich" auf aktuelle Forschungsergebnisse im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums. Die Vogelschutzorganisation erhebt alljährlich die Bestandstrends von 23 typischen, überwiegend im Kulturland vorkommenden Vogelarten. Der Vergleich von 2019 mit dem Jahr davor zeigt demnach, dass etwa drei Viertel der Vogelarten höhere Bestandszahlen als 2018 zeigten, bei einem Fünftel waren es niedrigere.

Beim Kurzzeittrend (2014-2019) überwiegen bei 70 Prozent der Vogelarten die Trends mit unklarer Einstufung. Ein Fünftel der Arten wurde als stabil eingestuft, während bei jeweils einer Art eine signifikante Zunahme (Neuntöter) bzw. Abnahme (Braunkehlchen) festgestellt wurde. Im Langzeittrend (1998 bis 2019) haben die Bestände von rund 40 Prozent der Vogelarten abgenommen, darunter etwa Grauammer, Girlitz oder Rebhuhn. Ein Achtel der Arten zeigte in diesem Zeitraum stabile Bestände (Turmfalke, Wendehals, Star) und bei einem weiteren Achtel kam es zu einer Bestandszunahme (Feldsperling, Stieglitz).

Trockene Witterung zeigt Wirkung

Die Vogelschützer nennen zwei Gründe, die ihnen für die derzeitige Stabilisierung der heimischen Kulturlandvögel auf niedrigem Niveau wesentlich erscheinen. Einerseits profitieren manche Vogelarten von der zunehmend trockenen Witterung und andererseits haben Biodiversitätsflächen insbesondere Brachen im Ackerland eine positive Wirkung auf die Anzahl und das Vorkommen heimischer Brutvögel.

So ist bei der Feldlerche und dem Rebhuhn der Bestandsrückgang vorerst gestoppt. Die Zahl von Wendehals- und Schwarzkehlchenrevieren würde sogar zunehmen. Doch Wichmann betont, dass "dies immer in Relation zum gesamten Beobachtungszeitraum 1998 bis 2019 gesehen werden muss, indem eine markante Abnahme der Bestände der österreichischen Kulturlandschaftsvögel stattgefunden hat".

Schwindender Strukturreichtum

Grund für die Rückgänge sei der starke Verlust an Strukturvielfalt in den ländlichen Regionen in den vergangenen Jahrzehnten, so Wichmann, der empfiehlt, den ehemals vorhandenen Strukturreichtum im Ackerland durch Brachen, Büsche, Feldgehölze oder Raine weiter zu erhöhen, sowie im Grünland ein- oder zweimähdige Wiesen wiederherzustellen. "Wir benötigen österreichweit zehn bis 14 Prozent ökologisch wertvolle Flächen damit unsere Vogelwelt sich wieder erholen kann", erklärte Wichmann. (red, APA, 21.4.2020)