Wien – Von den geschätzten 1,5 Millionen Allergikern in Österreich reagieren bis zu 30 Prozent auf eine aus Nordamerika eingeschleppte Pflanze besonders empfindlich: Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), im Englischen Ragweed, verursacht den sogenannten "Herbstheuschnupfen" und plagt dabei vor allem den Osten und Süden Österreichs. Insbesondere im pannonischen Tiefland Ungarns wuchert Ragweed, die Pollen werden mit dem Wind ins angrenzende Österreich verweht.

Erstmals nachgewiesen wurde Ambrosia in Österreich vor 140 Jahren, weiter verbreitet hat sich das Unkraut aber vermutlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg, wo es mit den Hilfslieferungen aus den USA nach Europa kam. Warum es bisweilen wie aus heiterem Himmel im eigenen Garten wächst, liegt daran, dass sich Ragweed-Samen auch im Vogelfutter befinden können. Bisher half vor allem nur radikales Ausreißen.

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Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist eine besonders unangenehme invasive Pflanzenart.
Foto: AP/Keystone, Eddy Risch

Doch nun könnte der Kampf gegen das Ragweed tierische Unterstützung bekommen: Sein Fressfeind, ein kleiner Blattkäfer, folgte ihm jüngst aus der Neuen in die Alte Welt, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "Nature Communications".

Der Zuzug des gelbbraun gestreiften Blattkäfers Ophraella communa könnte Allergiker freuen.
Foto: Judy Gallagher

Teure Allergien

Das Team um Urs Schaffner vom Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) in Delémont (Schweiz) berechnete, dass die Behandlung eines Ragweed-Allergikers zur Blüte- und Pollensaison im Schnitt gut 550 Euro kostet und insgesamt in Europa jedes Jahr 7,4 Milliarden Euro verschlingt.

Seit 2013 ist dem Kraut aber ein natürlicher Fressfeind nachgereist, er wurde ebenfalls unabsichtlich von Menschen aus Amerika nach Europa und Asien verschleppt: Der vier Millimeter lange, gelbbraune Blattkäfer Ophraella communa. Laut Feldversuch der Forscher, zu denen auch Gerhard Karrer vom Institut für Botanik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien gehört, setzt er dem Ragweed so stark zu, dass 82 Prozent weniger Pollen produziert werden.

Heimische Pflanzenarten nicht gefährdet

Lässt man den Käfer sich weiter in Europa ausbreiten, könnte dieses "biologische Unkrautbekämpfungsmittel" 2,3 Millionen Europäer zur Ragweed-Saison vor brennenden Augen, rinnender Nase und Asthma bewahren, und die Gesundheitssysteme würden dadurch um 1,1 Milliarden Euro weniger im Jahr belastet, berechneten die Forscher. Sie betonen, dass Studien bisher bei eng verwandten Kulturpflanzen, Zierpflanzen und einheimischen gefährdeten Arten keine signifikanten negativen Auswirkungen von Ophraella communa zeigen würden. (red, APA, 22.4.2020)