Abstand halten, Maske tragen und Hände desinfizieren – das erwartet Kunden ab Mai beim Friseur. Ebenso, dass Mitarbeiter mitunter einen Plexiglasschild vor ihrem Gesicht tragen.
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Fast jeder dritte Österreicher freut sich gemäß einer Gallup-Umfrage von Anfang April schon auf einen Friseurbesuch, seitdem könnte der Bedarf auch bei den anderen gewachsen sein. Es kündigt sich also ein Ansturm an, wenn sämtliche Friseure in Österreich Anfang Mai wieder ihre Pforten öffnen. Das sieht auch Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder so und berichtet aus seinem Betrieb: "In der ersten Woche sind die neun Friseurinnen ziemlich ausgebucht." Allerdings sollte sich der Rückstau nach der sechswöchigen Schließung schnell wieder auflösen.

Jedoch werden aufgrund der sich abzeichnenden Bestimmungen, eine Verordnung des Gesundheitsministeriums soll erst Ende dieser Woche veröffentlicht werden, viele Friseursalons ihre Kapazitäten nicht gänzlich ausschöpfen können. Zwischen Kunden und behandelndem Friseur muss zwar der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden, sehr wohl aber zwischen allen anderen Personen im Raum. Eder erwartet daher, dass man in machen Salons ein Drittel oder die Hälfte der Plätze freilassen müsse.

Schichtbetrieb möglich

Um diese finanzielle Einschränkung etwas zu lindern, würden etliche Friseurbetriebe erwägen, zwei unabhängige Teams in Schichtbetrieb arbeiten zu lassen. Freilich vorausgesetzt, dass die Rahmenöffnungszeiten – wochentags von sechs bis 21 Uhr, samstags bis 18 Uhr – nicht verkürzt würden, schränkt Eder ein,

Ebenfalls nach derzeitigem Kenntnisstand in der Verordnung vorgesehen ist auch ein verpflichtender Mund-Nasen-Schutz für Kunden und Mitarbeiter. Dazu kommt, dass für direkte Tätigkeiten im Gesicht, also etwa an Wimpern oder Bärten der Kundschaft, Friseure ein Plexiglasschild zu tragen haben. Beschaffungsprobleme bei diesen Schilden erwartet Eder aber keine, die Landesinnungen würden Betriebe beim Bezug unterstützen.

Kurzfristige Beschaffung

Kritik übt Bernhard Krenn, der in Wien-Josefstadt einen Hairstyling- und Barbershop betreibt, am späten Zeitpunkt der Verordnung – obwohl seit zwei Wochen bekannt sei, dass Friseure Anfang Mai öffnen werden. Nun sei die Zeit knapp für die Beschaffung der Plexiglasschilder oder von Einwegumhängen. Zudem weiß Krenn noch nicht, ob er Bärte nur trimmen oder auch rasieren dürfe. Ebenso, ob Trockenschnitte erlaubt sein werden.

"Aufgrund der unklaren Situation können wir erst sagen, wenn die Verordnung heraußen ist, wie viele Kunden wir pro Tag unterbringen können", sagt Krenn. Daher weiß er noch nicht, ob er die zwei Angestellten des Familienbetriebs ab Mai aus der Kurzarbeit holen soll. Auch die Terminplanung muss trotz Kundenanfragen noch bis nächste Woche warten. "Aber natürlich scharren schon alle in den Startlöchern", sagt Krenn.

Entspannte Masseure

Von hoher Nachfrage berichtet auch die Drogeriekette dm, die in ihren Geschäften 171 Friseurstudios betreibt. Im Schnitt seien die ersten zwei Wochen "gut gebucht mit einigen Lücken", sagt Sprecher Stefan Ornig. Zudem müsse man zwischen zwei Kunden einen Behandlungsstuhl freilassen. Auch er bekrittelt noch gewisse Unsicherheiten, weshalb vorerst die Pflege von Augenbrauen, Wimpern oder Bärten nicht angeboten werde.

Entgegen früheren Informationen dürfen auch Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure schon Anfang Mai tätig werden. Unter welchen Bedingungen, werden sie aber erst Mitte nächster Woche erfahren. Bundesinnungsmeisterin Dagmar Zeibig verweist auf ohnedies strenge Hygienevorschriften in ihrer Branche und sagt über mögliche Einschränkungen: "Das wird uns nicht umhauen." (Alexander Hahn, 22.4.2020)